ForMaD 27.11.2014 - Inklusiver Mathematikunterricht der Grundschule – Anforderungen und Möglichkeiten aus fachdidaktischer Sicht
Volles Haus beim Vortrag von Prof. Dr. Scherer zum inklusiven Mathematikunterricht. Ein weiteres Indiz dafür, dass das Thema derzeit brandaktuell ist und fachdidaktische Hinweise und Informationen gesucht werden.
Dabei ist Heterogenität im Klassenzimmer ein alt bekanntes Phänomen. Durch die Inklusionsbestrebungen bekommt es jedoch nun eine neue und besondere Facette. Scherer verwies darauf, die eigene Einstellung zur Heterogenität kritisch zu refelktieren. Werden die Unterschiedlichkeiten der Kinder als Problem, Normalfall oder als Chance wahrgenommen? Problematisiert wurden im Vortrag zudem die Aspekte der Zusammenarbeit von förderpädagogischen Fachkräften und Regelschullehrpersonen. Die theoretisch in einer großen Palette denkbaren Formen der Zusammenarbeit treffen auf Fakten der Praxis, die zumeist weit entfernt sind von realisierten Doppelbesetzungen. Auch die Frage der rechtlichen Zuständigkeiten und die unterschiedlichen Ausbildungsstrukturen und damit gegebenenfalls einhergehenden Unterschiede im Verständnis von Lernprozesses sind Problemfelder, die inklusiven Unterricht umtreiben.
Scherer bot dann fachdidaktische Antworten auf Heterogenität, die sie exemplarisch an offenen Aufgaben und strukturgleichen Aufgaben (vgl. Nührenbörger & Pust 2006) verdeutlichte. Videografierte Unterrichtszenen luden ein, die Chancen und Möglichkeiten im Geiste der natürlichen Differenzierung auszuloten. Scherer betonte die besondere Bedeutung der Aufgabenauswahl, die zwar niedrige Eingangsschwellen besitzen, aber dennoch mathematisch subtantielle Inhalte anbieten sollten. "Komplex heißt nicht kompliziert", brachte Scherer diesen Ansatz noch einmal auf den Punkt.
Leseanregungen
Wolfswinkler, G., Fritz-Stratmann, A., Scherer, P. (2014). Perspektiven eines Lehrerausbildungsmodells »Inklusion«. Die Deutsche Schule, 106(4): 373-385.
Scherer, P./Krauthausen, G./Nührenbörger, M. (2013). Entwicklungsprojekte und Aktivitäten der DZLM-Abteilung ›Inklusion und Risikoschüler‹. In Greefrath, G. et al. (Hg.), Beiträge zum Mathematikunterricht 2013. Münster: WTM-Verlag: 1173-1176.
Scherer, P./Nührenbörger, M./Krauthausen, G. (2013). Umgang mit Heterogenität – ein Modul einer NRW-Multiplikatorenqualifizierung. In Greefrath, G. et al. (Hg.), Beiträge zum Mathematikunterricht 2013. Münster: WTM-Verlag: 870-873.
Krauthausen, G./Scherer, P. (2012). Natürliche Differenzierung - Individuelle Voraussetzungen berücksichtigen und individuelle Möglichkeiten nutzen. Sache-Wort-Zahl, 40(128): 36-40.
Scherer, Petra (2014/2012/2014). Produktives Lernen für Kinder mit Lernschwächen: Fördern durch Fordern.
Band 1 - Zwanzigerraum
Band 2 - Addition und Subtraktion im Hunderterraum
Band 3 - Multiplikation + Division im Hunderterraum
Horneburg: Persen.
ISBN: 978-3-8344-3857-7 / 978-3-8344-3858-8 / 978-3-8344-3859-1
Scherer, P. (2007). Diagnose und Förderung im Bereich der elementaren Rechenoperationen. In J. Walter & F. B. Wember (Hrsg.), Handbuch der Sonderpädagogik, Bd. 2. Sonderpädagogik des Lernens (S. 590-604). Göttingen: Hogrefe
Nührenbörger, M. & Pust, S. (2006). Mit Unterschieden rechnen: Lernumgebungen und Materialien für einen differenzierten Anfangsunterricht Mathematik. Kallmeyer. ISBN 978-3780020819