ForMaD 26.05.09 - Natürliche Differenzierung
Frau Prof. Dr. Christiane Benz von der PH Karlsruhe stellte vor großem Publikum Überlegungen zur natürlichen Differenzierung im Mathematikunterricht der Grundschule vor.
Lehrkräfte in der Praxis und auch Studierende haben in Praktika tagtäglich mit der Heterogenität von Schülerinnen und Schüler zu arbeiten. Die hier erlebte Unterschiedlichkeit der Kompetenzen wurde von Benz auch durch wissenschaftliche Studien erneut belegt.
Viele Formen von „Antworten“ auf die divergenten Lernvoraussetzungen und Fortschritte wurden dann kurz in den meist üblichen Methoden vorgestellt. Diese Formen der „Differenzierung von oben“ haben nach Benz viele Aspekte, die kritisch zu sehen sind. Die Segmentierung von Inhalten oder auch die Selektion von Lernenden in Gruppen ist zum einen nicht immer sinnvoll im Vorfeld gestaltbar und zum anderen ist der Aufwand der Anstrengungen nicht immer mit dem geringen Erfolg der Methoden zu rechtfertigen.
Benz bemängelte insbesondere die Verinselung des Lernens und den Mangel des sozialen Austauschs von Lernergebnissen, der wiederum Lernzuwächse unterstützen helfen würde.
Die natürliche Differenzierung als „Individualisierung von unten“ wurde an den Beispielen des eigenen Zahlenbuchs im Anfangsunterricht und den vielfältigen Möglichkeiten des Pascalschen Dreiecks intensiv aufgezeigt.
Als wesentliche Kriterien der Lernangebote oder auch Lernumgebungen in diesem Sinne gab Benz an:
- gleiche Lernumgebung für alle
- eigenständige, aktiv-entdeckende Auseinandersetzung
- Zugangsmöglichkeiten auf verschiedenen Niveaus möglich
- keine festgelegten Lösungswege
- Möglichkeit des sozialen Austauschs über Entdeckungen und Lösungen
- Förderung prozessbezogener Kompetenzen
Allen Teilnehmenden wurde durch den Vortrag verständlich, welche Möglichkeiten in diesem didaktisch aktuellen Ansatz liegen. Im Schlusszitat machte Benz ihre Grundgedanken noch einmal deutlich: „Es liegt nicht an den Kindern, den Normen der Schule zu entsprechen, es ist Aufgabe der Schule der Verschiedenheit der Kinder Rechnung zu tragen.“ (Célestin Freinet, 1896-1966)
Lesehinweise:
Müller/Wittmann:
Handbuch produktiver Rechenübungen (1990/1992)
Zahlenbuch (Klasse 1-4)
mathe 2000
Hengartner et al.:
Mit Kindern lernen (1997)
Lernumgebungen für Rechenschwache bis Hochbegabte (2006)
www.mathe-projekt.ch
Wollring:
Kennzeichnung von Lernumgebungen (2007)