ForMaD 23.05.2023 - Digitale Diagnosen im Mathematikunterricht

In jedem Unterricht werden Leistungsmessungen virulent. In der Alltagspraxis, so dokumentiert Prof. Dr. Florian Schacht von der Universität Duisburg-Essen zu Beginn seines Vortrags, werden jedoch eher summative Formen, wie Probe- und Klassenarbeiten, zur Messung von Kompetenzen nach einer Themeneinheit genutzt. Aus der Forschungsliteratur weist er an Beispielen nach, dass auch verbreitet genutzte, digitale Tools häufig eher prozedurale Fähigkeiten und Fertigkeiten adressieren und damit wenig Aussagekraft über Verstehen von Mathematik haben.

Tragfähiges Assessment ist, so Schacht weiter, eher formativ und hat neben der Diagnose von Kompetenzen immer auch Förderung im Blick. Einsatzmöglichkeiten werden in verschiedenen Phasen des Unterrichts gesehen, so z.B. als Einstieg zur Bestimmung der Lernausgangslage oder während einer Themensequenz als Hinweis für die Gestaltung von für die Klasse passenden Übungsangeboten. Das Diagnoseinstrument SMART (specific mathematics assessment that reveals thinking) versteht sich als ein solches, formatives Assessment. Das für den englischsprachigen Raum mit vielen hunderttausend Einsätzen erschöpfend erprobte und optimierte Instrument wird von Schacht und anderen in aufwendiger Begleitforschung aktuell für den deutschsprachigen Raum adaptiert. Besondere Herausforderungen liegen in der fachlich und fachdidaktisch tragfähigen Übersetzung und kulturell angepassten Adaption der Items, die den mathematikdidaktischen Kern weiterhin vollständig abbildet. Neben Erprobungen von adaptierten Items werden in der Forschungsgruppe von Schacht u.a. begleitende diagnosegeleitete Interviews durchgeführt und zudem auch Fragen der Professionalisierung der beteiligten Lehrkräfte adressiert. So wird der Einsatz von SMART bezüglich der Wirksamkeit für Lernende sowie des Nutzungsverhaltens der Lehrkräfte und ihrer Professionalisierung evaluiert.

Das interessierte Publikum gewann einen guten ersten Einblick in die Optionen von SMART. Das Tool bietet den Lehrkräften durch ein digitales Auswertungssystem Hinweise auf systematische Vorstellungen der Schülerinnen und Schüler in drei ausgewiesenen Verstehensstufen. Zusätzlich werden von SMART denkbare Impulse für die Weiterarbeit in der Klasse angeboten. Die besondere Stärke von SMART kann darin gesehen werden, dass empirisch fundierte, wenige Kernaufgaben genutzt werden, die den Zeitaufwand der Diagnose minimieren und gleichzeitig auf wesentliche Aspekte der jeweils grundlegenden Vorstellungen fokussieren. Diese Hinweise können somit verstehensorientierten Unterricht für alle unterstützen.

Projekt-Seiten SMART

https://www.uni-due.de/didmath/ag_schacht/smart.php

https://smart.dzlm.de/

Leseanregungen

Klingbeil, K., Rösken, F., Barzel, B., Schacht, F., Thurm, D. & Kortenkamp, U. (2022). Verstehensorientierte Online-Diagnostik – Ein SMARTer Weg. In F. Reinhold & F. Schacht (Eds.), Digitales Lernen in Distanz und Präsenz: Herbsttagung 2021 des Arbeitskreises Mathematikunterricht und digitale Werkzeuge in der Gesellschaft für Didaktik der Mathematik am 24.09.2021 (S. 65–71).

Pinkernell, G., Reinhold, F., Schacht, F. & Walter, D. (Hrsg.) (2022). Digitales Lehren und Lernen von Mathematik in der Schule. Springer Spektrum. https://doi.org/10.1007/978-3-662-65281-7