ForMaD 14.06.18 - Mehr als Mengen, Zahlen und Operationen? Erfassung mathematischer Kompetenzen im Elementarbereich

Mathematische Fähigkeiten von Kindern im Kindergartenalter prägen einen der Forschungsschwerpunkte von Prof. Dr. Meike Grüßing von Universität Vechta. Viele Situationen, die sich ganz natürlich im Alltag ergeben, lassen sich als mathematisch interpretieren (vgl. Peter-Koop & Grüßing, 2007).

Im Vortrag fokussierte Grüßing auf die empirische Erfassung von mathematischen Kompetenzen und die methodischen Herausforderungen eines geeineten Testdesigns am Beispiel des Kieler Kindergartentests Kiki. Neben qualitativ orientierten diagnostischen Interviews und Handreichungen zur kontinuierlichen Beobachtung (z.B. EMBI) liegen zahlreiche Tests zur Diagnostik mathematischer Kompetenz im Elementarbereich bereits vor.

Je nach Studie, werden ganz bestimmte Ansprüche an die Items und Itemauswahl gestellt. So hat Grüßing auch an den Testitems für das Nationale Bildungspanel (National EducationalPanel Study, NEPS) am Leibniz-Institut für Bildungsverläufe e.V. (LIfBi) an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg mitgewirkt.

Der Test Kiki möchte sich in seinem Design, so Grüßing, jedoch nicht auf die Inhaltsbereiche Mengen, Zahlen und Operationen beschränken, sondern mathematische Fähigkeiten von 4- bis 6-jährigen Kindern möglichst in der ganzen Breite eines anschlussfähigen Spektrums erfassen.
Wie komplex der Entwicklungsprozess sein kann, erläuterte Grüßing dem Publikum aus Studierenden, Lehrkräften und Forscherinnen und Forschern, an vielfältigen Beispielen. So wurde u.A. herausgearbeitet, dass der methodische Kniff, mit einer Handpuppe zu arbeiten, nicht allein die Motivation der Mitarbeit erhöhen soll, sondern für Aufgabenstellungen hilfreich sein kann, wenn eine imaginäre dritte Person agieren und sich äußern kann. Die illustrierenden Videosequenzen gaben hierbei einen interessanten Einblick in die Interaktion mit den Kindern.
Mit verschiedenen Verfahren wurden Items geprüft und z.B. auch Unabhängigkeit zwischen den theoretisch identifizierten Inhaltsbereichen geprüft. Es zeigen sich voneinander abgrenzbare Kompetenzdimensionen, die jedoch hohe Korrelationen aufweisen. Letztlich bietet Kiki aktuell drei eng miteinander durch Ankeritems verlinkte Versionen (leich-mittel-schwer), die querschnittliche und längsschnittliche Untersuchungen ermöglichen.

Für die Mathematikdidaktikerin Grüßing stehen nun Folgefragen und Folgeprojekte an, die insbesondere die prozessbezogenen Kompetenzen in den Blick nehmen. Gemeinsam mit den Kolleginnen Brunner (PH Thurgau, CH) und Lindmeier (IPN) fokussiert Grüßing im aktuellen Projekt MAiK auf die Prozesskompetenz des Mathematischen Argumentierens. Auch in diesem Projekt gilt es nun geeignete Aufgaben zu designen, die Argumentieren anregen und einforden. Hierbei ist es besonders wichtig, die Sprachkompetenz und Begriffswissen gleichsam in die Auswertung einzubeziehen. Wenn zwei Puppen darüber streiten, wer mehr Schokolade habe, so können nur dann Argumente gefunden und verbalisiert werden, wenn Begriffe wie Hälfte und Ganzes bereits bekannt und verstanden sind.

Forschungsprojekt KiKi

Nationales Bildungspanel

Lesenanregungen

Dunekacke, S., Grüßing, M., & Heinze, A. (2016). Is Considering Numerical Competence Sufficient? The Structure of 6-year-old preschool children’s mathematical competence. Paper presented at the third conference of Mathematics Education in the Early Years (POEM 3).

Benz, C., Peter-Koop, A., & Grüßing, M. (2015). Frühe mathematische Bildung: Mathematiklernen der Drei- bis Achtjährigen. Heidelberg: Springer Spektrum.

Jordan, A.-K., Duchhardt, ,C., Heinze, A., Tresp, T., Grüßing, M., & Knopp, E. (2015). Mehr als numerische Basiskompetenzen? Zur Dimensionalität und Struktur mathematischer Kompetenz von Kindergartenkindern. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 62, 205-217.

Knopp, E., Duchhardt, C., Ehmke, T., Grüßing, M., Heinze, A., & Neumann, I. (2014). Von Mengen, Zahlen und Operationen bis hin zu Daten und Zufall – Erprobung eines Itempools zum Erfassen der mathematischen Kompetenz von Kindergartenkintern. Zeitschrift für Grundschulforschung, 7(1), 20-34.

Neumann, I., Duchardt, C., Grüßing, M., Heinze, A., Knopp, E., & Ehmke, T. (2013). Modeling and assessing mathematical competence over the lifespan. Journal for Educational Research Online, 5(2), 80-109.

Grüßing, M., Heinze, A., Duchhardt, C., Ehmke, T., Knopp, E., & Neumann, I. (2013). KiKi – Kieler Kindergartentest Mathematik zur Erfassung mathematischer Kompetenz von vier- bis sechsjährigen Kindern im Vorschulalter. In M. Hasselhorn, A. Heinze, W. Schneider & U. Trautwein (Hrsg.), Diagnostik mathematischer Kompetenzen (Tests und Trends Bd. 11, S. 67-79). Göttingen: Hogrefe.

Wollring, B., Peter-Koop, A., & Grüßing, M. (2013). Das ElementarMathematische BasisInterview EMBI. In M. Hasselhorn, A. Heinze, W. Schneider & U. Trautwein (Hrsg.), Diagnostik mathematischer Kompetenzen (Tests und Trends Bd. 11, S. 81-96). Göttingen: Hogrefe.

Peter-Koop, A., Grüßing, M., Einstipp, M., & Remmersen, T. (2011). ElementarMathematisches BasisInterview (EMBI) – KiGa · Handbuch: Begleitbuch mit Interviewleitfaden und Auswertung für den Kindergarten. Offenburg: Mildenberger.

Peter-Koop, A., & Grüßing, M. (2007). Mit Kindern Mathematik erleben. Seelze: Friedrich.