ForMaD 10.12.2015 - Lernen mit animierten Lösungsbeispielen in selbstgesteuerten Lernumgebungen

In seinem Beitrag führte Prof. Dr. Alexander Salle von der Universität Osnabrück die Zuhörerinnen und Zuhörer ein in die Welt besonderer Lernumgebungen. Diese wurden in seinen Forschungsprojekt spezifisch für sogenannte Übungsphasen konzipiert. Dabei geht es Salle aufgrund der Heterogentiät der Lernenden insbesondere um Optionen der Selbststeuerung in den Übungen. Innovativ ist dabei die Grundidee mithilfe von interaktiven und animierten Lösungsbeispielen selbständig zentrale Begriffe und Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern erarbeiten und ‚üben‘ zu lassen.

Ausgehend von einer Selbsteinschätzung konnten die teilnehmenden Realschülerinnen und -schüler zum einen selbstständig die individuell notwendigen Aufgaben auswählen und zum anderen die Art der Bearbeitung in Fragen von Dauer, Zeit und sozialer Interaktion innerhalb von Partnerarbeiten selbst bestimmen.

Diese konsequente individuelle Ausrichtung wurde am Beispiel der elementaren Bruchrechnung (Jahrgang 6) in drei verschiedenen Settings der Untersuchungsklassen ermöglicht. Zwei davon bearbeiteten Übungen am Computer und eine auf Basis von Arbeitsblättern, die inhaltsgleich zu den Computerlernumgebungen konzipiert waren. In den IT-gestützen Lernumgebungen wurden zudem zwei verschiedene Arten der Ergänzung von Beispielen erprobt. Dabei handelt es sich auf der einen Seite um eine Anregung der Selbstreflexion der Lernprozesse und auf der anderen um den Einsatz von Impulsfragen (prompts), deren Beantwortung die bewusste Reflexion des im Beispiel Gezeigten einfordert.

Im Fokus des Interesses standen in der Auswertung nicht die erzeugten Lerneffekte der Settings über die Gruppen hinweg, sondern die individuellen Prozessrekonstruktionen der Phasen der Bearbeitung in den Partnerarbeiten. Ein wesentliches Augenmerk legte Salle dabei auf Prozesse des Argumentierens, die er an Äußerungen des Beschreibens, Hinterfragens und Begründens identifizierte. Ausgehend von der Heterogenität der Übungsbedarfe zeigte sich hier eine erneute breite Streuung an unterschiedlichen Bearbeitungen der Formate. Die hohe interindividuelle Diversität erlaubt dennoch die Fokussierung auf  grundlegende intrapersonelle und bilaterale Prozesse der Handlung, Kommunikation und Verschriftlichung der Partnerarbeiten.

Insgesamt, resümiert Salle, die Wirkkraft von interaktiven und animierten Lösungsbeispielen, die sich –neben den beschriebenen Kommunikationsprozessen­– an Brechungen der linearen Struktur des Nachvollziehens gegebener Beispiele verdeutlichen lässt. Diese Form des gemeinsamen und doch selbstgesteuerten Lernens kann ein Format der individuellen Förderung darstellen.

Leseanregungen

Salle, A. (2014). Selbstgesteuertes Lernen mit neuen Medien – Arbeitsverhalten und Argumentationsprozesse beim Lernen mit interaktiven animierten Lösungsbeispielen. Wiesbaden: Springer Spektrum.

Salle, A. (2013). Argumentationsprozesse beim Lernen mit animierten Lösungsbeispielen. In Greefrath, G., Käpnick, F. & Stein, M. (Hrsg.), Beiträge zum Mathematikunterricht 2013 (S. 862-865). Münster: WTM-Verlag.

Computergestützte interaktive Einstiege, animierte Lösungsbeispiele und weitere Materialien von A. Salle:
www.home.uni-osnabrueck.de/asalle/content/ml-ebook.html