ForMaD 09.11.2017 – LaMa - Language and Mathematics: Mathematische Kompetenzunterschiede zwischen Kindern mit deutscher und nicht-deutscher Familiensprache im Verlauf der dritten Klasse

Die Vielfalt der Sprachen der Kinder ist ein brandaktuelles Thema der Bildungs- und Unterrichtsforschung. Schnell tauchen Pauschalaussagen auf, die dann für konkrete Umsetzungen im Unterricht unfruchtbar sind. Dr. Katrin Bochnik von der LMU München verstand es hingegen von Beginn des spannenden Beitrags an, eine klar differenzierte Sicht auf Forschungsergebnisse zum Einfluss sprachlicher Kompetenzen einzunehmen und den Zuhörenden bewusst zu machen. Variablen, die Einflüsse oder Effekte klären, tun dies zumeist nicht vollständig und je nach Modell treten auch unterschiedliche Variablen neu für Erklärungen hinzu. Dieser Exkurs in empirischer Bildungsforschung schien zunächst ungewohnt, machte jedoch umso deutlicher, dass schnelle Urteile und einfache Konditionalzuweisungen mindestens problematisch und meistens sogar falsch sind.

Welchen Einfluss hat die erlebte Familiensprache überhaupt auf mathematische Kompetenzen und genauer, auf welche Art mathematischer Kompetenzen? Die von Katrin Bochnik genutzte differenzierte Betrachtung von Unterschieden deutet an, dass nicht algorithmisch geprägte Rechenkompetenzen, die auch schematische Lösungen zulassen, sondern insbesondere Differenzen in Bereichen des konzeptuellen Verständnisses von Mathematik durch Sprachkenntnisse im Deutschen erklärt werden können.

Im Projekt LaMa unterschied Katrin Bochnik in ihren Tests mathematische Kompetenz in vier Facetten: Arithmetische Basisfertigkeiten, Konzeptuelles Verständnis, Textaufgaben, Umgang mit Arbeitsmitteln. Ausführlich wurde darüber informiert, wie komplex die Gestaltung reliabler Aufgaben ist, die insbesondere dem Anspruch möglichst sprach-fair zu sein, genügen sollten.
Im Projekt wurden allgemein- und fachsprachliche Kenntnisse sowie kognitive Grundfähigkeiten und die Wahrnehmung unterrichtlicher Lerngelegenheiten zusätzlich erhoben.

In der Längsschnittstudie zu Beginn (N=383) und zum Ende (N=237) des dritten Schuljahres konnte Katrin Bochnik die Relevanz sowohl allgemein- als auch fachsprachlicher Kenntnisse für den mathematischen Kompetenzerwerb in allen vier erhobenen Facetten unterstreichen.
Unterrichtsparktisch heißt dies, Mathematikunterricht stets sprachsensibel zu gestalten und sprach-faire Lerngelegenheiten und Aufgabenstellungen im Unterricht und auch in Prüfungssituationen zu suchen und zu nutzen.

Leseanregungen

Bochnik, K. (2017). Sprachbezogene Merkmale als Erklärung für Disparitäten mathematischer Leistung: Differenzierte Analysen im Rahmen einer Längsschnittstudie in der dritten Jahrgangsstufe. Münster, New York: Waxmann.

Bochnik, K., & Ufer, S. (2014). Konzeptuelles Verständnis und schematisierbare Fertigkeiten von Drittklässlern mit (nicht-)deutscher Familiensprache. In J. Roth & J. Ames (Hrsg.), Beiträge zum Mathematikunterricht 2014, Band 1 (S. 201-204). Münster: WTM.
online verfügbar unter http://www.dms.uni-landau.de/roth/veroeffentlichungen/2014/roth_ames_beitraege_zum_mathematikunterricht_2014_band_1.pdf

Bochnik, K., Heinze, A., & Ufer, S. (2013). Warum auch die Mathematik Sprache braucht: Hürden im Mathematikunterricht wenn Sprachkenntnisse fehlen. Grundschule Mathematik, (39), 6-9.

Bochnik, K., & Ufer, S. (2013). Der Einfluss einer nicht-deutschen Familiensprache auf verschiedene Facetten mathematischer Kompetenz in der Grundschule. In G.Greefrath, F. Käpnick & M. Stein (Hrsg.), Beiträge zum Mathematikunterricht 2013, Band 1 (S. 160-163). Münster: WTM.
online verfügbar unter http://www.mathematik.uni-dortmund.de/ieem/bzmu2013/Einzelvortraege/BzMU13-Bochnik.pdf

weitere Leseanrgeung zm Themenfeld

Steinweg, A. S. (2017/im Druck). Mathematikdidaktik Grundschule - Band 7: Mathematik und Sprache (Tagungsband des Arbeitskreises Grundschule der GDM). Bamberg: University of Bamberg Press (UBP).
demnächst online verfügbar unter https://opus4.kobv.de/opus4-bamberg/solrsearch/index/search/searchtype/series/id/17