ForMaD 08.12.09 - Rechenstörungen jenseits der Grundschule
Dr. Sebastian Wartha (Universität Bielefeld) zog mit seinem Beitrag über den Umgang mit Kindern und Jugendlichen, die besonders schwerwiegende und lang anhaltende Probleme beim Lernen von Mathematik haben, die große Zahl an Zuhörenden im Forum Mathematik-Didaktik in den Bann.
Er wies eindrücklich darauf hin, dass die Diskussion in Bezug auf Rechenstörungen nicht auf den Primarbereich beschränkt bleiben darf.
Die von Wartha eingebrachten Fallbeispiele aus seiner Forschungsarbeit in Bielefeld und vor allem die eindrücklichen Videosequenzen zeigten dem interessierten und diskussionsfreudigen Publikum die enorme Bedeutung von grundlegenden mathematischen 'Kompetenzen'.
Dr. Wartha kritisierte verbreitete Diagnosebatterien und die Stigmatisierung von Menschen mit Rechenschwierigkeiten durch den weder wissenschaftlich noch sinnlogisch definierten Begriff 'Dyskalkulie'.
Er gab wesentliche Hinweise darauf, wie eine sinnvolle und prozessorientierte Diagnostik durch einfach handhabbare, aber substanzielle Fragestellungen in der Schulpraxis erfolgen kann. Er nannte drei Faktoren, denen besondere Aufmerksamkeit geschuldet werden muss: 1. Zählendes Rechnen, 2. Verständnis des Stellenwertsystems, 3. Grundvorstellungen.
In Konsequenz der je individuell erkannten Bedürfnisse kann dann, so Wartha, eine vierphasige Förderarbeit begonnen werden. Hierbei setzt Wartha vor allem auf den Aufbau verinnerlichter Operationshandlungen.
Weitere Informationen zur Bielefelder Beratungsstelle für Kinder mit Rechenstörungen (hier)
Ergänzende Literatur (eine Auswahl):
Wartha, S., Rottmann, Th. & Schipper, W. (2008). Wenn Üben einfach nicht hilft. Prozessorientierte Diagnostik verschleppter Probleme aus der Grundschule. Mathematik lehren (150):20 – 25
Wartha, S. (2007). Verständnis entwickeln: Diagnose von Grund- und Fehlvorstellungen bei Bruchzahlen. Mathematik lehren, 14: 24-26 und 43-44
Wartha, S. & Wittmann, G. (2009) Ursachen für Lernschwierigkeiten im Bereich des Bruchzahlbegriffs und der Bruchrechnung. Erscheint in: A. Fritz & S. Schmidt (Hrsg.) Überwindung arithmetischer Lernschwierigkeiten in der Sekundarstufe I. Weinheim: Beltz