ForMaD 05.12.2013 - Schriftliches und mündliches Kommunizieren und Darstellen mit digitalen Medien

Prof. Dr. Christof Schreiber von der Justus-Liebig-Universität Gießen gab einen Einblick in seine Forschungsarbeiten im Themenfeld zwischen Digitalen Medien, Semiotik und kompetenzorientiertem Unterricht.

Von besonderem Interesse ist dabei das Spannungsfeld zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Schreiber erläuterte, dass nicht allein das Medium die Entscheidung fällt, ob schriftlich oder mündlich kommuniziert wird, sondern auch die sich darin widerspiegelnde Konzeption. So ist beispielsweise ein Tagebucheintrag medial schriftlich aber konzeptionell eher mündlich.

Im Weiteren lud Schreiber ein, die von ihm in verschiedenen Projekten erprobten unterschiedlichen Möglichkeiten digitaler Medien bei der Kommunikation zu mathematischen Fragen und Herausforderungen kennenzulernen.

Einige dieser Möglichkeiten schalten bewusst die medial mündliche Kommunikation aus und verpflichten Schülerinnen und Schüler zur schriftlichen Kommunikation. Dies geschieht in MatheChats. An unterschiedlichen Orten lösen Kinder oder Kindergruppen zeitgleich eine Mathematikaufgabe und kommunizieren über einen gemeinsamen Bildschirm, auf den sie zeichnen und schreiben können. Die sich hierbei ereignenden Prozesse wurden von Schreiber ausführlich analysiert und können in so genannten Prozesskarten interpretiert werden. Hintergrund ist dabei die Theorie der Zeichenrelationen von Peirce. Für die Praxis realisiert ist eine Adaption dieser Forschungsidee im Projekt wilm@.

Umgekehrt. so stellte Schreiber vor, werden in den Ansätzen PriMaPodcast und MathePodcast die medial schriftlichen Kommunikationsmöglichkeiten weitgehend ausgeblendet. In Podcasts, in denen z.B. mathematische Begriffe erklärt werden, steht die Mündlichkeit im Vordergrund.

Von einer Ausgangsfrage ("Was ist Symmetrie?") ausgehend entstehen Spontanaufnahmen, die Schreiber eindrücklich vorspielte. Dann folgt eine Phase der bewussten Überlegung, in der ein Drehbuch entsteht. Die Neufassung des Podcasts wird dann in einer Redaktionssitzung diskutiert, das Drehbuch weiter überarbeitet und eine Endfassung erstellt. Schreiber konnte zu den Podcasts über Erfahrungen mit Schülerinnen und Schülern (PriMaPodcast) ebenso wie mit Lehramtsstudierenden (MathePodcast) berichten.

Leseanregungen

Schreiber, Chr. (2010). Semiotische Prozess-Karten – Chatbasierte Inskriptionen in mathematischen Problemlöseprozessen. Münster: Waxmann.

Ladel, S. & Schreiber, Chr. (2011). "PriMaMedien – den digitalen Medien eine Chance!" In A. S. Steinweg (Hrsg.) Medien und Materialien – Tagungsband des AK Grundschule in der GDM 2011 (S. 25-38). Bamberg: University of Bamberg Press.

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