Lächerlicher Glaube?

Start des Theologischen Forums 2013/2014

Unter dem Thema „Lächerlicher Glaube? Blasphemie – ein wiederkehrendes Phänomen im Diskurs“ widmet sich das Theologische Forum im Wintersemester 2013/2014 der Blasphemie, der Gotteslästerung und ihrer Relevanz für den Glauben wie auch für die Theologie. In seinem Auftaktvortrag leuchtete der Bamberger Erzbischof Dr. Ludwig Schick das Verhältnis von Blasphemie und Glaube aus.

„Das Christentum ist schon von seinen Anfängen her in besonderer Weise blasphemieoffen gewesen.“ Mit dieser These eröffnete Prof. Dr. Thomas Weißer, Direktor des Instituts für Katholische Theologie, am 14. November 2013 die Vortragsreihe und begrüßte zahlreiche Studenten und Gäste an der Universität Bamberg.

Der Referent, Erzbischof Dr. Ludwig Schick, betonte in seinem Vortrag, dass es gut sei, dass das Thema Blasphemie immer wiederkehre. Denn eine Gefahr, so Schick, käme immer dann auf, wenn über etwas nicht gesprochen werde. Dann legte er seinen Fokus vor allem auf die ethisch-moralischen Aspekte des Themas, die er in Bezug auf pastoral-soziale Zusammenhänge erläuterte. Dabei verwies Schick insbesondere auf die wichige Unterscheidung zwischen „Gotteslästerung und Menschenlästerung“.

Anhand biblischer und kirchengeschichtlicher Belege zeigte Schick auf, dass der Vorwurf der Blasphemie zunächst vor allem gegen Jesus und die Christen selbst verwendet wurde. So wurde den Christen in der römischen Verfolgungszeit Blasphemie unterstellt, weil sie einem staatsfremden Gott folgten. Zu einer derartigen politischen Indienstnahme des Blasphemievorwurfs griffen in den Folgejahrhunderten auch von Christen selbst: Erzbischof Schick verwies unter anderem auf die Reconquista, bei der – ähnlich wie Karl der Große bspw. bezüglich der Sachsen argumentierte – Andersgläubige als blasphemisch gebrandmarkt wurden, nicht wegen Gotteslästerung, sondern weil sie scheinbar die Staatsidee infrage stellten. Ausgehend davon leuchtete Schick zudem rechtliche und kirchenrechtliche Aspekte von Blasphemie aus.

Im zweiten Hauptteil seines Vortrags ging Schick auf das Verhältnis von Glauben und Blasphemie ein. Dabei machte er darauf aufmerksam, dass theologisch gesehen einerseits Gott über allen Spott erhaben sei, Gott also gar nicht gelästert werden kann, andererseits allein Gott die Ahndung von Gotteslästerung zukomme.

Nicht zu vergessen sei – so Schick – in diesem Zusammenhang die Idee der Gottebenbildlichkeit. Von dieser jüdisch-christlichen Glaubensaussage her ließe sich ableiten, dass derjenige, der einen Menschen beleidigt, auch Gott beleidige. Insofern verbiete der Glaube jede Art von Lästerung gegen Menschen und Gott.

Von da her stellen sich, so der Bamberger Erzbischof, weiterführende Fragen, die sich aus dem Blasphemiediskurs ableiten lassen: „Was ist heilig? Wird die Würde des Menschen verletzt? Tun wir genug für ein Miteinander?“

Im Anschluss an den Vortrag diskutierte – moderiert von Dr. Siegfried Grillmeyer (Direktor des Caritas-Pirkheimer-Haus Nürnberg) – das Auditorium mit Erzbischof Schick dessen Thesen. Ein kleiner Stehempfang bot schließlich die Möglichkeit, den theologisch inspirierenden Abend ausklingen zu lassen.

Hinweis

Diesen Text verfasste Isabella Sauer. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.