"Amazonien ist überall" - Plädoyer für eine lebendige Kirche
Mit dem Vortrag „‚Amazonien ist überall‘ – Plädoyer für eine lebendige Kirche“ setzte Johannes Bahlmann OFM, Bischof von Óbidos in Brasilien, am 03. Dezember 2020 die Vorlesungsreihe „Wofür stehen wir auf? Christliches Engagement in der Gesellschaft von heute“ des Theologischen Forums im Wintersemester 2020/2021 fort.
Für Bischof Johannes Bahlmann stellte der berufliche Ortswechsel von São Paulo, einer Stadt, die ihm zufolge nie zur Ruhe kommt, eine enorme Herausforderung dar, wie er selbst zu Beginn seines Vortrags zugab: Óbidos/Amazonien sei ein Ort, an dem man das Gefühl hat, die Welt drehe sich langsamer.
Das ist mittlerweile gut zehn Jahre her. Denn 2009 wurde Johannes Bahlmann, der in São Paulo vor allem in der Obdachlosenhilfe tätig gewesen war, zum Bischof von Óbidos im brasilianischen Amazonasgebiet ernannt. Ein Bistum, das eine ungefähr halb so große Fläche wie die Bundesrepublik Deutschland umfasst und über wenige Priester verfügt. Vor dem Hintergrund der gewaltigen Größe dieser Diözese wie auch des dort vorherrschenden Priestermangels zeigte Bischof Bahlmann in seinem Vortrag auf, wie seine Diözese versucht, ihren Aufgaben trotz der herausfordernden Gegebenheiten gerecht zu werden.
Bezüglich der Organisation der einzelnen Gemeinden stellte Bahlmann wertschätzend die zentrale Rolle der Laien – sowohl der Männer als auch der Frauen – heraus, die innerhalb der Gemeinde große Verantwortung übernehmen und auf diese Weise maßgeblich zu einer funktionierenden Gemeindeorganisation beitragen. Ferner legte er gerade in Anbetracht des in Amazonien vorherrschenden Priestermangels seine offene, geradezu befürwortende Haltung gegenüber verheirateten Priestern dar. So führte Bahlmann aus, dass vor über einem Jahr in Amazonien hauptsächlich wegen der fehlenden Priester der ständige Diakonat eingeführt wurde. Angesichts der positiven Erfahrungswerte, die man aus dieser Einführung zieht, könne er sich zukünftig in einem nächsten Schritt auch verheiratete Priester in Amazonien vorstellen.
Abschließend kam Bischof Bahlmann auf die Amazonas-Synode 2019 zu sprechen, in der die strukturellen Probleme der Kirche sowie die ökologische Lage im Amazonas-Gebiet eine zentrale Stellung einnahmen. Auf der Synode wurden Wege erörtert, wie der Umweltzerstörung in Amazonien Einhalt geboten und auf den Priestermangel entsprechend reagiert werden kann, berichtete der Bischof.
Am Ende seines Vortrags sensibilisierte Johannes Bahlmann im Hinblick auf die Amazonas-Synode dafür, Ansätze für Amazonien nicht blind auf andere Länder wie beispielsweise Deutschland zu übertragen: Jedes Land habe andere Probleme, von denen ausgehend mögliche Lösungsansätze für eine lebendige Kirche gefunden werden müssten.
Hinweis
Diesen Text verfasste Saskia Fischer. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.