Sabbat-, Sonntags- und Feiertagskultur
Das Bamberger Theologische Forum, das im Wintersemester 2019/2020 unter dem Motto »typisch jüdisch« – »typisch christlich« steht, fand am 19.12.2019 mit einer Podiumsdiskussion zum Thema „Sabbat-, Sonntags- und Feiertagskultur“ ihre Fortsetzung. Als Referentinnen und Referenten traten Prof. Dr. Talabardon, Prof. Dr. Judzai Biri und Dr. Manfred Böhm und auf. Sie hielten zunächst Kurzpräsentation zum jüdischen Sabbat, der Feiertagskultur in Zimbabwe sowie der Bedeutung der Sonntagsruhe, bevor die Diskussion mit dem Publikum eröffnet wurde.
„Der Schabbat ist das Urbild aller jüdischen Feste“. Mit diesem Zitat von Moritz Zobel begann Prof. Dr. Talabardon, Professorin für Judaistik an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, ihren Kurzvortrag über den jüdischen Schabbat. Dies sei der Fall, da fast alle jüdischen Feste nach dem Vorbild des Schabbat als Ruhetage begangen würden, erläuterte Talabardon im Folgenden. Schon etymologisch ist dies grundgelegt: Schabbat stammt aus dem Hebräischen und bedeutet „ruhen“. Bereits in seinen Ursprüngen wurde der Schabbat vermutlich als arbeitsfreier Tag begangen. Was dies jedoch im Einzelnen bedeutet, welche Tätigkeiten in den Bereich der Arbeit fallen, wird biblisch nicht genauer definiert. Diese Frage beschäftigte daher besonders die jüdischen Rabbinen, welche in Auslegung von Ex 31 sowie Ex 35 vierzig minus eins verbotene Hauptarbeiten diskutieren. Talabardon betonte jedoch auch, dass am Schabbat nicht die Befolgung von Verboten im Vordergrund stehe. Stattdessen gehe es darum, den Alltag bewusst zu unterbrechen und einen festlichen Ausnahmezustand zu generieren, der sich in der Spannung zwischen Heiligkeit und Freude bewege.
Im Anschluss an Talabardon, sprach Prof. Dr. Judzai Biri, Associate Professor an der University of Zimabwe und derzeit als Humboldt-Forschungsstipendiatin an der Otto-Friedrich-Universität, über die Feiertagskultur in ihrem Heimatland Simbabwe. Sie stellte zum einen dar, dass auch heute noch indigene Riten praktiziert und traditionelle wöchentliche Dorffeiertage – Chisi genannt – in der lokalen Bevölkerung beachtet werden. Des Weiteren würden in Simbabwe christliche Feiertage wie Weihnachten, Ostern oder auch der Sonntag gefeiert. Wie Biri darlegte liege aber aufgrund der hohen Arbeitslosenquote und der großen sozioökonomischen Notlage in Zimbabwe ein großer Druck auf dem Teil der Bevölkerung, der Arbeit hat, dieser auch an Feiertagen nachzugehen. Die christlichen Feiertage seien ebenso wie die staatlichen Feiertage (wie etwa der Geburtstag des ehemaligen Präsidenten Robert Mugabe, der Tag der Helden und der Tag der Streitkräfte) in Sibabwe gesetzlich anerkannt. Anders sei dies bei muslimischen Feiertagen oder auch dem Schabbat. Wie Biri am Ende ihres Vortrags darlegte wird der Schabbat in Simabwe nicht nur von Juden begangen, sondern auch von einigen christlichen Gemeinden, die sich dabei vor allem auf das Alte Testament stützten.
Als dritter Referent trat an diesem Abend Dr. Manfred Böhm, Leiter der Arbeitnehmerpastoral der Kath. Betriebsseelsorge Bamberg, auf. Er problematisierte vor allem die aktuelle Diskussion um die Berechtigung beziehungsweise Abschaffung der Sonntagsruhe, die Böhm zufolge im neoliberalen Kapitalismus wurzle: In einer Zeit in der die Arbeitswelt immer mehr in die persönliche Freizeit eingreife und Flexibilität, Deregulation und Individualisierung fordere, werde die gemeinsame Freizeit (selbst in Familien) immer weniger. Böhm argumentierte daher, dass es beim arbeitsfreien Sonntag nicht um den Sonntag an sich gehe, sondern dass der Sonntag eine Alternative zum neoliberalen kapitalistischen Weltbild biete und die Vision eines befreiten, solidarischen Lebens (ohne Fokussierung auf Arbeit, Geld und Konsum) in sich trage. Er betonte zudem die große Bedeutung, die dem Sonntag als kollektiver Freizeit zukomme und durch individualisierte Urlaubstage nicht ersetzt werden könne.
Im Anschluss an die Vorträge der Referentinnen und des Referenten wurde die Diskussion mit dem Publikum unter Moderation von Prof. Joachim Kügler eröffnet. Diese verfolgte vor allem die Frage nach der Notwendigkeit der gesetzlichen Sonntagsruhe.
Hinweis
Diesen Text verfasste Lena Janneck. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.