Nachruf auf Prof. Dr. Dr. habil. Dr. h.c. Rainer Lachmann

Das Zentrum für Lehrerinnen- und Lehrerbildung (ZLB) der Otto-Friedrich-Universität Bamberg trauert um Prof. Dr. Rainer Lachmann.

Rainer Lachmann hatte von 1979 bis 2005 den Lehrstuhl für Evangelische Theologie und Religionspädagogik an der heute in dieser Form nicht mehr existierenden Fakultät für Pädagogik, Philosophie und Psychologie inne. Er hat die Religionspädagogik und die Lehrkräftebildung an der Universität Bamberg intensiv geprägt. Wir verlieren mit ihm einen engagierten Fachdidaktiker.

Rainer Lachmann wurde 1979 an die Universität Bamberg auf den neugeschaffenen Lehrstuhl für Evangelische Theologie und Religionspädagogik berufen. Hinter ihm lag zu dieser Zeit eine doppelte Karriere als Gymnasiallehrer mit der erforderlichen Schulpraxis sowie als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Universitäten Marburg und Erlangen-Nürnberg. Die Ausbildung in Marburg, u. a. bei dem Schulpädagogen Wolfgang Klafki, hat sein didaktisches Denken geprägt. Er fühlte sich gleichermaßen in der Theologie wie der Erziehungswissenschaft zuhause. Seine Identität als Fachdidaktiker war klar und selbstbewusst. Mit seinem „Religionspädagogischen Kompendium“ (gemeinsam mit Gottfried Adam) und der Reihe „Theologie für Lehrerinnen und Lehrer“ hat er religionspädagogische Standardwerke geschaffen. Besonders wichtig war für ihn die Profilierung der Lehrkräftebildung. Dafür hat er sich unermüdlich eingesetzt. 

Kurz nach seiner Berufung begann Lachmanns Engagement in der „Gemeinsamen Kommission für Fragen der Didaktik“ der Bamberger Universität. Sein Anliegen war die Etablierung einer wissenschaftlichen Fachdidaktik, die sich nicht als Hilfswissenschaft verstand, sondern einen eigenen berufsbezogenen wissenschaftlichen Zugang darstellt. Dazu etablierte er einen Arbeitskreis Fachdidaktik und lud Kolleginnen und Kollegen für Vorträge ein. So gelang es ihm nach und nach – nachdem er zunächst neben der Fachdidaktik Deutsch der einzige Fachdidaktiker an der Universität war –, die überwiegend im akademischen Mittelbau angesiedelten Stellen in Professuren umzuwandeln und die Lehrkräftebildung damit substanziell zu stärken. Legendär wurden seine fachübergreifenden Lehrveranstaltungen, in denen ein Thema aus Sicht verschiedener Fächer bearbeitet wurde, so eine (publizierte) Ringvorlesung zum Thema „Spiel“ mit der Grundschulpädagogik, der Psychologie und verschiedenen Fachdidaktiken oder Seminare zu Modellen Allgemeiner Didaktik mit der Schulpädagogik und weiteren Fachdidaktiken. 

Ein besonderes Anliegen war für ihn die Weiterentwicklung der schulischen Praktika. Er war in Bayern der erste, der mit der systematischen Fortbildung von Praktikumslehrkräften begonnen hat und damit die Grundlage für das heute an der Universität Bamberg gut etablierte „Forum Praktikum“ legte, das Universitätslehrende mit Praktikumsbetreuenden in Austausch bringt. Er war Mitgründer des Praktikumsamtes und hat sich maßgeblich dafür eingesetzt, dass die Praktikumsbetreuung an der Universität auf das Lehrdeputat angerechnet wurde. Selbstverständlich war es für ihn, dass seine Mitarbeitenden nicht nur promovierten, sondern auch das Referendariat machten. Er selbst hat als Professor, bis er Dekan wurde, noch sechs Stunden nebenberuflich Religionsunterricht an einer Grundschule erteilt. Lachmann gründete einen bayerischen Verbund der Fachdidaktiker sowohl für sein Fach wie auch für alle Fachdidaktiken gemeinsam und engagierte sich für die Fachdidaktik im Raum der evangelischen Kirche. 

In einem rückblickenden Interview hat er diesen Einsatz für die Etablierung der Fachdidaktik und der Lehrkräftebildung selbst einmal als „Kampf“ bezeichnet. Dieser Kampf hat sich gelohnt: Ohne den unermüdlichen langjährigen Einsatz von Rainer Lachmann wäre die Lehrkräftebildung an der Universität Bamberg heute nicht dort, wo sie ist. Das ZLB an der Universität verdankt Rainer Lachmann viel.

Prof. Dr. Rainer Lachmann ist am 19.2.2025 im Alter von 84 Jahren verstorben. Das ZLB wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Für das ZLB: Annette Scheunpflug & Konstantin Lindner

 

Ein Nachruf auf sein wissenschaftliches Werk und seine Vita findet sich hier.