Mediävistisches Oberseminar: Einführung in die neueren Methoden der Mediävistik
Organisation: Prof. Dr. Stephan Albrecht/Prof. Dr. Klaus van Eickels/Prof. Dr. Norbert Kössinger/Prof. Dr.
Gesine Mierke/Prof. Dr. Rainer Schreg
Bamberg, montags 18.15 Uhr; An der Universität 5, U5/02.22
Das Mediävistische Oberseminar ist als interdisziplinäres Informations-und Diskussionsforum für alle
mediävistisch Interessierten es soll insbesondere auch jenen Studierenden und Graduierten, die einen
Schwerpunkt im Bereich mediävistischer Disziplinen setzen, einen Einblick in aktuelle thematische und
methodische Diskussionen gewähren. Vortragende sind neben zahlreichen auswärtigen Graduierte und
Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler, die einschlägige mediävistische
Abschlussarbeiten präsentieren, sowie Bamberger Professorinnen und Professoren.
Plakat(697.6 KB)
Vortrag und Buchpräsentation im Rahmen des Mediävistischen Oberseminars
Das Lorscher Arzneibuch und die Kaiser-Heinrich-Bibliothek – Vortrag und Buchpräsentation
Aus Anlass der Präsentation einer Neuerscheinung zur Kaiser-Heinrich-Bibliothek spricht Prof. Dr. Sebastian
Scholz (Zürich) am Montag, 28. Oktober 2024, 18.15 Uhr an der Universität Bamberg zum Lorscher
Arzneibuch, einer Stiftung Heinrichs II. für die Bamberger Dombibliothek (An der Universität 5, Raum
U5/02.22).
Das Lorscher Arzneibuch ist seit 2013 in das Weltdokumentenerbe „Memory of the World“ der UNESCO
eingetragen und zählt zu den berühmtesten Handschriften der Kaiser-Heinrich-Bibliothek. Von den rund 1000
mittelalterlichen Handschriften in der Staatsbibliothek Bamberg können 165 Codices und
Handschriftenfragmente auf Schenkungen Heinrichs zurückgeführt werden. „Das ist einmalig, denn von den
Büchersammlungen anderer Herrscher des frühen und hohen Mittelalters ist keine derart geschlossen an einem
Ort aufbewahrt, das meiste ist ganz verloren“, erläutert Prof. Dr. Christof Rolker von der Universität Bamberg.
Ein von ihm und Prof. Dr. Bettina Wagner, der Direktorin der Staatsbibliothek Bamberg, herausgegebenes
Buch stellt die Kaiser-Heinrich-Bibliothek in Auswahl vor. Die reich bebilderte Publikation, die Aufsätze
namhafter Wissenschaftler versammelt, erscheint im Oktober 2024 und wird im Zuge der Veranstaltung von
den beiden Herausgebern der Öffentlichkeit präsentiert.
Des Kaisers neue Bücher: Mittelalterliche Handschriften der Bamberger Kaiser-Heinrich-Bibliothek in 50
Porträts. Herausgegeben von Bettina Wagner und Christof Rolker. Wiesbaden, Reichert Verlag, 2024
(Bamberger Buch-Geschichten, Nr. 4)
Das darin enthaltene Porträt des Lorscher Arzneibuchs verfasste Prof. Dr. Werner Taegert, der ehemalige
Direktor der Staatsbibliothek, unter dessen Ägide die Aufnahme der Handschrift in das UNESCOWeltdokumentenerbe
erfolgte.
Auch Prof. Dr. Sebastian Scholz stellt das Lorscher Arzneibuch in den Mittelpunkt seines Vortrags „Das
Lorscher Arzneibuch und die Stellung der Medizin im frühen Mittelalter“. Die Einleitung des wohl um 800 in
Lorsch geschriebenen Codex verteidigt die Medizin und die Tätigkeit der Ärzte unter Berufung auf die Bibel.
Richtig ausgeübte Heilkunst habe nichts mit Zauberei zu tun. Diese Rechtfertigung war nötig, da man die
Medizin im Frühmittelalter immer wieder in die Nähe der Zauberei rückte und die Ärzte als Zauberer
verdächtigte. Der Vortrag soll ausgehend von Augustinus über Caesarius von Arles, Alkuin von York und
Arn von Salzburg einen Bogen bis hin zu den entsprechenden Bestimmungen in den Kapitularien und Synoden
Karls des Großen schlagen, um zu zeigen, welches Verständnis man von der Medizin hatte. Gerade die
rechtlichen Vorgaben der Kapitularien wurden bisher in der Forschung kaum berücksichtigt.
Sebastian Scholz studierte Geschichte und Latein in Münster und Köln, wo er 1991 promoviert wurde. 2003
habilitierte er sich in Mainz, wo er seit 1990 als wissenschaftlicher Angestellter in der Inschriftenkommission
der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur arbeitete. 2007 wurde er auf einen Lehrstuhl für
Geschichte des Mittelalters mit dem Schwerpunkt frühes Mittelalter an der Universität Zürich berufen. Seine
Forschungsschwerpunkte liegen im europäischen Frühmittelalter, der Rechtsgeschichte und der Geschichte
des Papsttums.
Bettina Wagner ist seit 2016 Direktorin der Staatsbibliothek Bamberg. Zuvor leitete sie das Referat
„Handschriftenerschließungszentrum und Inkunabelsammlung“ in der Abteilung für Handschriften und Alte
Drucke der Bayerischen Staatsbibliothek. Sie ist Kuratorin der Ausstellung „Leuchtende Wunderzeichen. Das
Nachleben Kaiser Heinrichs II. in der Frühen Neuzeit“, die vom 16. September bis 14. Dezember 2024 in der
Staatsbibliothek Bamberg präsentiert wird.
Christof Rolker ist seit 2017 Professor für Historische Grundwissenschaften an der Universität Bamberg. Zum
Jubiläumsjahr veröffentlichte er den Sammelband „Kaiser Heinrich II.: Herrschaft, Handschriften und
Heiligkeit im Mittelalter“ zur gleichnamigen Ringvorlesung, die bereits im Sommersemester 2023
stattgefunden hat. Der Band beleuchtet das Erbe des mittelalterlichen Kaisers und Heiligen. Die enthaltenen
Aufsätze stellen aktuelle Ergebnisse der kunsthistorischen, historischen, archäologischen, musik- und
liturgiegeschichtlichen Forschung zu Heinrich II. vor.
Einblick in das Lorscher Arzneibuch. Lorsch, um 800 | Staatsbibliothek Bamberg, Msc.Med.1, Bl. 62v (Foto: Gerald
Raab).