Bäume, Brunnen, Brücken. 550 Jahre Baumeisterbuch des Endres Tucher
Organisation: Prof. Dr. Andreas Huth (Universität Bamberg)/Florian Abe, M.A. (Tucher Kulturstiftung)
Nürnberg, Tucher Kulturstiftung, 13. – 14. Februar 2025
Wie war das spätmittelalterliche kommunale Bauwesen organisiert? Wie wurde über Themen des
nachhaltigen Wirtschaftens mit natürlichen Ressourcen und öffentlichen Mitteln, den Umgang mit
Fachkräften und der Stadtverschönerung durch Bepflanzungen nachgedacht? Antworten auf diese und viele
weitere Fragen liefert das im Germanischen Nationalmuseum aufbewahrte Baumeisterbuch von Endres
Tucher (1423–1507) aus der Sammlung der Paul Wolfgang Merkel’schen Familienstiftung. Es gibt Aufschluss
über das gewaltige Aufgabenspektrum des Nürnberger Stadtbaumeisters und einen tiefen Einblick in die
Stadtbau-, Handwerks- und Kulturgeschichte dieser Epoche. Tucher definiert Arbeitsfelder, hält erprobte
Lösungen fest und benennt Probleme. Vieles davon – Wasserversorgung, Gebäudeerhaltung, Waldpflege,
Brand- und Hochwasserschutz, Entsorgung – ist nach wie vor aktuell.
Das Manuskript wurde von 1462 bis 1475 verfasst und gehört damit zu den frühesten erhaltenen
Baumeisterbüchern Europas. In seinem Umfang von 250 Blättern ist es in seiner Zeit einzigartig. Wie auch
seine zwei erhaltenen Abschriften (Staatsarchiv Nürnberg) bezeugen, wurde es bis weit ins 17. Jahrhundert
annotiert und augenscheinlich auch von den Amtsnachfolgern Tuchers noch aktiv genutzt.
Das Buch ist in einer sauberen, nahezu korrekturfreien Handschrift geschrieben; die Initalen sind
zurückhaltend dekoriert. Dem Baumeisterbuch ist ein Annex angehängt, der tagebuchartig Ereignisse aus dem
Verantwortungsbereich des Stadtbaumeisters aufführt.
Diese bedeutende und aus den verschiedensten wissenschaftlichen Perspektiven höchst ergiebige Quelle muss
als quasi unerforscht gelten, da sie erstaunlicherweise in der Forschung trotz der 1862 erschienenen Edition
des transkribierten Manuskripts kaum Berücksichtigung fand. Auch der Öffentlichkeit ist dieser Schatz
bislang unbekannt. Die Ausstellung möchte dieses Wissen zugänglich und vor allem anschaulich machen und
es – implizit – mit den aktuellen Herausforderungen urbanen Lebens, der Daseinsvorsorge und der
Nachhaltigkeit verknüpfen.
Die für Herbst 2024 geplante Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum ist von der
Forschungskommission des GNM bestätigt worden. Sie wird ab 15. Oktober 2025 im Goldsaal stattfinden.