Große ZeMaS-Exkursion nach Südskandinavien
In den skandinavischen Ländern hat das Mittelalter und die Wikingerzeit einen hohen kulturhistorischen Stellenwert. Diese Epochen brachten ganz eigene Stile und reiches Kunsthandwerk hervor. Auch mittelalterliche Bauwerke sind dort in einzigartiger Weise erhalten, was nicht zuletzt auf eine gut funktionierende und aktive Denkmalpflege zurückzuführen ist. Die Exkursion wollte nach einem intensiv vorbereitenden Seminar, das die Hauptaspekte der nordischen Kunstströmungen des Mittelalters und die Stil- und Sprachentwicklung zum Gegenstand hatte, die Denkmale vor Ort erleben und greifbar machen. Dazu bot sich ein Besuch Dänemarks an, wo in Art einer Rundreise die wichtigsten "mittelalterlichen Zentren" besucht wurden: Haithabu in der Nähe von Schleswig (Wikingerhandelsplatz des 9. und 10. Jahrhunderts), Ribe (Handelsplatz an der Nordsee), Jelling (früher Fürstensitz der Wikingerherrscher), Aahus (Moesgard-Museum – das wohl beste Archäologie-Museum der Welt), Silkeborg (Moorleichen), Roskilde (fünf Wikingerschiffswracks), Insel Moen (Kirchen mit hoch- und spätmittelalterlicher Wandmalerei) und auf der Heimfahrt Lübeck (Stadtentwicklung, Hanse).
Tag 1, 22.09.2019
Text: Ursel Obst-Kestel
Mit zwei Kleinbussen fuhren wir, 16 Studierende und die Exkursionsleiterin Dr. Nelo Lohwasser, am Sonntag, den 22.09.2019 von Bamberg ab in Richtung Norden. Der erste Halt erfolgte in der Universitäts- und Bischofsstadt Hildesheim.
Vor dem Hildesheimer Dom gab Lukas Amberg in einem Kurzreferat einen Überblick über die Bedeutung und die geschichtlichen Ereignisse der Stadt. Hildesheim, mit seinen gut 100.000 Einwohnern, ist heute Teil-UNESCO-Weltkulturerbe und liegt am Fluss „Innerste“, im Süden Niedersachsens. Erste Erwähnung findet eine sächsische Siedlung im Bereich der heutigen Stadt. Die Gründung des Bistums Hildesheim durch Ludwig den Frommen wird auf das Jahr 815 datiert.
In dieser Zeit wurden unter Karl dem Großen zahlreiche Pfalzen, Städte und Bistümer entlang der Handelsstraße Hellweg gegründet, so auch Hildesheim. Der Hellweg entwickelte sich, ausgehend von der Limesstraße westlich des Rheins, über einen weiteren Ausbau östlich des Rheins im 5. bis 8. Jahrhundert zur wichtigsten Reichsstraße „via regis“ und wurde im Laufe des Mittelalters zur bedeutendsten Handelsverbindung in polnische Gebiete und für die Hanse und zum Pilgerweg.
Der Hildesheimer Mariendom wurde unter Bischof Altfried in der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts errichtet. Er orientierte sich am Petersdom in Rom mit westlicher Ausrichtung. Heute ist der Bau in der Außenansicht romanisch und im Innenraum gotisch. Im 10. Jahrhundert erhielt der Dom durch Bischof Othwin mehrere Reliquien, wodurch Hildesheim zum Pilgerort wurde. Bischof Bernward war es dann, der dem Mariendom die Bernwardtür stiftete, die älteste figürlich geschmückte Tür des Mittelalters.
Der Bau der Michaeliskirche im 11. Jahrhundert, mit der für diese Zeit typischen Doppelchoranlage, geht ebenfalls auf Bischof Bernward zurück. Das bekannteste Kunstwerk ist hier die Christussäule, auch Bernwardsäule genannt. Erwähnenswert ist die Grablege, die sich Bischof Bernward bereits zu Lebzeiten errichten ließ, für diese Zeit ein Novum.
Die Basilika St. Godehard wurde im 12. Jahrhundert errichtet. Von keinerlei späteren Umbauten beeinträchtigt und im 2. Weltkrieg weitgehend verschont, ist ihr romanischer Baustil unverfälscht erhalten. In ihrem Inneren ist sie reich ausgestattet.
Im 11. und 12. Jahrhundert wurde Hildesheim zu einer bedeutenden Siedlung im Ottonenreich und 1146 als „civitas“/Stadt bezeichnet. Im 13. Jahrhundert erhielt sie eine vom Bischof separate Verwaltung. Handwerkergruppen schlossen sich zu Zünften zusammen und Quartiere, Straßen und Häuser wurden nach den dort lebenden Zünften benannt, wie auch das bekannte Knochenhaueramtshaus. Im 14. bis 16. Jahrhundert wurde Hildesheim einfache Reichsstadt, Mitglied der Städtehanse und es wurden zahlreiche prächtige Fachwerkhäuser errichtet.
Einen Wendepunkt erfährt die Stadt im 30jährigen Krieg. Durch zahlreiche Plünderungen und finanzielle Ausbeutung, durch Zusammenbruch der Hanse und der Städtebündnisse verlor sie an Bedeutung und verarmte. Zum Ende des 2. Weltkrieges wurde Hildesheim bombardiert und 90 % der Altstadt wurde zerstört. Bedeutende Baudenkmäler, wie der Mariendom, die Michaeliskirche und das Knochenhaueramtshaus wurden wieder vollständig rekonstruiert. In der Denkmalpflege wird dies kontrovers diskutiert. 1985 erhielten der Dom und die Michaeliskirche den Titel UNESCO-Weltkulturerbe.
Nach einer kurzen Besichtigung der Hildesheimer Altstadt mit dem Knochenhaueramtshaus am Alten Markt ging es weiter zu unserem ersten Übernachtungsort „Fellhorst“, kurz vor der deutsch-dänischen Grenze und 8 km entfernt vom Wikinger-Museum Haithabu, das am 2. Exkursionstag besichtigt werden soll.
Tag 2, 23.09.2019
Text: Volker Gelhaus
Der Montag stand gänzlich im Zeichen des Besuchs in Haithabu, dem wohl bekanntesten wikingerzeitlichen Fundort Deutschlands, und damit sicherlich für viele ein Highlight der Exkursion. Haithabu oder Hedeby, wie der Ort in skandinavischen Quellen genannt wird, war im 9. und 10. Jahrhundert einer der wichtigsten Handelshäfen des Nord- und Ostseeraums und generell eine der größten Siedlungen dieses Kulturraums.
Den Auftakt machte eine Führung durch das frisch renovierte Museum von Haithabu, durch die neu konzipierte Ausstellung führte uns Dr. Volker Hilberg, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums Gottdorf, zuständig für Wikingerzeit und Mittelalter. Themenschwerpunkte der Ausstellung waren Siedlungsgeschichte des Ortes und die Geschichte und Kultur der Wikingerzeit allgemein, zu bestaunen waren aber auch bekannte Fundstücke, so z. B. die Schiffswracks und die Kirchenglocke, die in den 1970er Jahren bei Tauchgängen im ehemaligen Hafenbecken der Siedlung zum Vorschein kamen. In der sog. Schiffshalle waren Teile der vor Ort gefundenen Wikingerschiffe und ein teilweiser Nachbau zu sehen, begleitet wurde dies von Erläuterungen über die Seefahrt und die Entdeckungsfahrten der Wikingerzeit.
Auch wurde uns die Geschichte der Grabungen in Haithabu erläutert. Da es sich um eine der ersten Grabungen der Mittelalter-Archäologie in Deutschland überhaupt handelte, die ersten Ausgrabungen fanden bereits 1900 statt, stellt dies die heutigen Archäologen teils vor beträchtliche Probleme, da damalige Grabungsmethoden natürlich von heutigen stark abwichen, und auch Publikation und Archivierung der Funde uneinheitlich waren.
Eine Besonderheit des Fundortes Haithabu ist die außerordentlich gute Holzerhaltung, da weite Teile des Siedlungsareals unter dem Grundwasserspiegel liegen. Dies ermöglichte die Rekonstruktion von hölzernen Gebäuden in Form eines kleinen Freilichtmuseums, das wir dann auch besuchten. Neben den rekonstruierten Gebäuden - aus museumspädagogischen Gründen wurde jeweils ein Gebäude von jedem in Haithabu üblichen Typ nachgebaut - waren auch ein hölzerner Anlegesteg und einige originalgetreue Nachbauten der in Haithabu gefundenen Schiffe zusehen.
Einen kleinen Eindruck von der Größe und enormen Weitläufigkeit der Siedlung bekamen wir bei einem längeren Rundgang durch das Gelände, der uns unter anderem einmal über den Ringwall der Anlage führte, der immer noch deutlich im Gelände zu erkennen ist und eine imposante Höhe hat. Im Rahmen dieses Rundgangs besuchten wir auch die aus dem 10. Jahrhundert stammenden Runensteine von Haithabu und hörten ein Referat von Anna Ernesti über diese; dabei wurde uns der Inhalt der Inschriften und die Verwendung von Runen allgemein erläutert. Die Originale der Steine stehen heute im Museum, während im Gelände Kopien an den ursprünglichen Fundorten aufgestellt wurden. Hauptzweck der Errichtung der Steine war ihre Memorialfunktion.
Im Rahmen des Rundgangs kamen wir auch an einen amphitheater-ähnlichen Ort, der in einen Hang hineingebaut ist und in der Nazizeit für Versammlungen genutzt wurde. An Hand dessen wurde uns auch die Instrumentalisierung der Wikingerzeit für Zwecke der NS-Propaganda erläutert. Nicht von ungefähr fanden einige der flächenmäßig größten Ausgrabungen in der Siedlung in den 1930er Jahren unter Herbert Jankuhn statt, der nicht nur Archäologe, sondern auch prominentes Mitglied der SS war. Offensichtlich verhinderte nur der Kriegsausbruch 1939 die Errichtung einer großen Schulungsanlage der SS in Haithabu.
Mit diesen nachdenklich stimmenden Informationen setzten wir unseren Rundgang über den Ringwall fort und sahen unter anderem den Verlauf des Danewerks im Gelände, einer Wallanlage die ab dem 8. Jahrhundert errichtet wurde und einen Teil der damaligen dänischen Südgrenze markierte. Peripher zum Danewerk und hauptsächlich zum deutsch-dänischen Konflikt referierte Jakob Stößlein. Nach einer längeren Vorgeschichte aus Einzelereignissen auf beiden Seiten kam es 1864 zu militärischen Auseinandersetzungen, bei denen die sich beim Danewerk verschanzten Dänen selbiges aufgeben mussten. Dänemark verlor den Anspruch auf Schleswig, Holstein und Lauenburg und damit 2/5 seines Gebiets und 1/3 seiner Bürger. Zwei Jahre später, nach dem Deutschen Krieg 1866, kam Schleswig-Holstein an Preußen.
Tag 3, 24.09.2019
Text: Julian Pietsch
Der dritte Tag unserer Exkursion führte uns endlich über die dänische Grenze. Der Norden begrüßte uns gleich mit typisch nebligem Wetter, auch bei gleichzeitigem Sonnenschein. Unser erstes Ziel war das „Ribe VikingeCenter“ nahe der namensgebenden ältesten archäologisch nachweisbaren Stadt Dänemarks, eine Zusammenstellung von Rekonstruktionen verschiedener wikingerzeitlicher Ensembles aus dem frühen 8. bis späten 10. Jahrhundert, die in der Gegend um Ribe durch Grabungen entdeckt wurden – eine der bedeutendsten für Handel, Handwerk und Landwirtschaft dieser Zeit. Besonders herauszuheben ist der Nachbau einer Ansgar-Kirche von ca. 860, die der Missionar als erste im ganzen skandinavischen Raum hier errichten ließ und deren Überreste heute wohl unter dem Dom von Ribe liegen. Das Center bietet interaktive Einblicke in die historische Lebenswelt, Handwerk und Kriegsführung wie z.B. Bogenschießen. Wir trafen dort auch auf eine deutsche Reenactment-Gruppe, die sich für einige Wochen hier „eingemietet“ hatte.
Da Ribe auf unserer Reise nicht die einzige Station für Rekonstruktionen und „Living History“ war, entschied sich ein Teil der Gruppe stattdessen für die Option, an den Nordseestrand bei Esbjerg zu fahren, wo die neun Meter hohe Skulpturengruppe „Der Mensch am Meer“ von Svend Wiig Hansen zu sehen war. Danach ging es allerdings wieder für alle gemeinsam weiter zur Mittagspause in der Stadt Ribe, mit der Möglichkeit einer Besichtigung des aus romanischen und frühgotischen Elementen bestehenden Doms.
Esbjerg. Bogenschießen in Ribe. Gruppenfoto mit der Kirche in Ribe im Hintergrund.
Am Nachmittag ging es in einer gut einstündigen Fahrt vorbei an zahlreichen bronzezeitlichen Grabhügeln nach Jelling bzw. zum „Erlebniscenter Kongernes Jelling“, direkt neben dem UNESCO-Weltkulturerbe-Ensemble. Die Einrichtung zeigte, mit Spielereien untermalt, die Entwicklung Jellings von der vorchristlichen Zeit bis ins Hochmittelalter. Allzu viel Zeit, uns die Details anzulesen, hatten wir nicht mehr, bis das Museum zumachte. Anschließend schauten wir uns die Jellinger Runensteine der Dänenkönige Gorm des Alten und seines Sohns Harald Blauzahn aus der Nähe an und hörten dazu einen Kurzvortrag von Arthur Vogt. Durch die erstmalige Verwendung des Landesnamens auf Gorms Stein und die Behauptung auf dem anderen, Harald Blauzahn habe ganz Dänemark und Norwegen unterworfen und die Dänen zu Christen gemacht, gelten sie als „Geburts- und Taufstein Dänemarks“. Außerdem bekamen wir durch Hilal Tavsancioglu einen Einblick in die Gepflogenheiten der Wikingerherrscher, also der Jarls bzw. Fürsten und Könige inklusive einiger Beispiele wie Erik der Rote oder Olaf Tryggvason. Von einem der Grabhügel, deren Nutzung nicht ganz geklärt ist, hatten wir einen Ausblick über das gesamte Ensemble. Eine riesige Schiffssetzung um die Runensteine herum, sowie Holzpalisaden, die Jelling geschützt hatten, wurden mithilfe moderner Steine angedeutet. Damit war das Programm für diesen Tag geschafft und Abfahrt in unsere zweite Unterkunft in Farvang, nahe Aarhus.
Jelling Museum: Eingang nach Walhall. Kirche von Jelling.
Tag 4, 25.09.2019
Text: Ben Carstensen
Der vierte Tag der Exkursion begann damit, dass wir um 8:00 Uhr von der Herberge abgefahren sind. Um 9:00 Uhr kam man an der Universität von Aarhus an (campus Moesgaard), wo Prof. Rainer Atzbach eine Führung durch das Gebäude gab. Gezeigt wurden unter anderem die Lehr- und Arbeitsräume sowie die Mensa. Anschließend hielt Prof. Dr. Atzbach einen Vortrag über das Studienangebot der Universität Aarhus und speziell zur Mittelalterarchäologie.
Daraufhin ging es zu dem benachbarten Museum Moesgaard, wo Dr. Katrin Atzbach eine Führung durch die Prehistory exhibitions leitete. Zuerst ging es in die Steinzeit-Ausstellung „the first immigrants“ welche die ersten Einwanderer in Dänemark aus der Eiszeit zeigte. Danach ging es in die Ausstellung „People oft he sun“, welche sich mit den Dänen aus der Bronzezeit 1700-500 BC beschäftigte. Besonders thematisiert wurde der kulturelle Einfluss aus Südeuropa und Ägypten. Anschließend ging es zu der Ausstellung „at the edge oft the bog“: 500 BC – AD 800, welche verschiedene mumifizierte Tote zeigte, wie den berühmten Grauballe-Mann. Besonders umfangreich war die Ausstellung zu der Schlacht von Illerup Ådal, welche 205 n.Chr. stattfand. In der Schlacht ist die lokale Bevölkerung von einem fremden Heer, dessen Herkunft unbekannt ist, angegriffen worden. Daraufhin folgte eine Ausstellung zu der Zeit der Wikinger. Diese Zeit wurde anhand einiger bedeutender Persönlichkeiten thematisiert, deren Lebensdaten detailliert bekannt sind. Zum Schluss kam man in die Zeit des Hochmittelalters in Dänemark, wo ein großer Fokus auf der Christianisierung sowie dem europaweiten Handel lag.
Nach der Mittagspause konnte das Museum für weitere 1,5 Stunden auf eigene Faust besichtigt werden. Besonders eindrucksvoll war das Museumsgebäude, welches ein großes, begehbares Pultdach besaß.
Um 14:30 Uhr ist man nach Silkeborg abgefahren. Geplant war, das Museum Silkeborg zu besuchen. Da jedoch das Museum frühzeitig schloss, musste dieser Besuch abgesagt werden.
Daraufhin wurde ein Referat zu Moorleichen von Leah Löslein gehalten. Thematisiert wurden dabei die Bestattungsformen und Bräuche, bei welchen solche Moorleichen entstanden.
Nach der Ankunft bei der Herberge um ca. 18:30 Uhr kam es zu einem gemeinsamen Abendessen mit Prof. Rainer Atzbach und Dr. Katrin Atzbach.
Tag 5, 26.09.2019
Text: Valentina Tonino
Am Donnerstag, den 26.09., verließen wir recht früh die Unterkunft, da die Fähre von Aarhus nach Odde um 9 Uhr den Hafen verließ. Nach Ankunft der Fähre fuhren wir weitere 73 km bis wir in Roskilde ankamen, wo zunächst das Wikinger-Schiffsmuseum angesteuert wurde. Lena Baumüller informierte die Gruppe in ihrem Referat über die verschiedenen Typen der Wikinger-Schiffe und die im Museum ausgestellten Skuldelev-Schiffe – Kriegs- und Handelsschiffe, die als Seesperre versenkt worden waren und sich daher in einem sehr guten Erhaltungszustand befinden. Danach hatten nach wir die Gelegenheit auf der Rekonstruktion eines Wikingerschiffs der Färöer-Inseln selbst Ruder und Segel zu bedienen. Die Fahrt führte aus dem Hafen des Museums hinaus, wo wird dann von den Rudern auf die Segel umstiegen und sowohl mit als auch gegen den Wind segelten, bevor es nach circa 1 Stunde Fahrt mit den Rudern wieder zurück in den Hafen ging. Zurück im Museum erklärte Lena Baumüller an ausgestellten Modellen die Bauweise der Schiffe, die durch die Klinkerbauweise und die flache Form schnell und vor allem wendig segeln konnten. Anschließend konnten wir auf eigene Faust noch den Rest des Museums erkunden, wo neben verschiedenen nachgestellten Werkstätten zum Schiffsbau auch die Originale der Skuldelev-Schiffe zu sehen waren.
Nach dem Museumsbesuch begab sich die Gruppe in die Innenstadt von Roskilde und besuchte nach einer Mittagspause den Dom, in dem Anton Walther in einem Referat über dessen Geschichte informierte. Der gotische Backsteinbau aus dem 13. Jahrhundert ist bis heute die traditionelle Begräbnisstätte der dänischen Könige, so liegen dort unter anderem auch Harald Blauzahn und Margarete I. bestattet.
Abschied von Århus. Gruppenfoto im Hafen von Roskilde. Referat in Roskilde.
Danach fuhren wir nach Store Heddinge, wo wir die achteckige Sankt-Katharina-Kirche leider nur von außen betrachten konnten, da sie geschlossen war. Am Abend kamen wir in unserer Campingplatz-Unterkunft in Nysted an.
Tag 6, 27.09.2019
Text: Hilal Tavsancioglu/ Daniel Brombeis
Die Elmelunde Kirche, errichtet im Jahre 1085, ist die älteste Kirche der dänischen Insel Møn. Die Kirche heute ist ein von außen weiß getünchter Steinbau. Die kleine Siedlung Elmelunde bestand bereits in der Bronzezeit, worauf unter anderem der heidnische Grabbügel auf dem heutigen Kirchenareal hinweist. Durch den Fortschritt der Christianisierung in Dänemark ab ca. 1000 wurden immer mehr Kirchen erbaut. Dazu gehört der Vorgängerbau, welcher eine Holzkirche an gleicher Stelle des später errichteten Steinbaus war. Der älteste Teil des letztendlichen Steinbaus ist der Chor, der um 1080 erbaut wurde. Mit den Jahren kamen Neubauten, wie beispielsweise der Turm, hinzu.
Die Kirche ist berühmt für ihre gut erhaltenen, reichen Kalkmalereien. Zurückzuführen sind diese auf den namentlich unbekannten Elmelunde-Meister, dem unter anderem die Fresken in den dänischen Kirchen Keldby und Fanefjord zugeschrieben werden. Die Fresken in Elmelunde wurden 1885 bei einer Restaurierung komplett aufgedeckt. Da sie zuvor unbekannt waren und im Laufe der Jahre weitere Kirchen mit dem gleichen Freskenstil restauriert wurden, wurde der unbekannte Malerei schlicht Elmelunde-Meister genannt. Die Fresken sind in Naturfarben (gelb, beige, ocker, rostbraun, etc.) gehalten und stellen biblische Szenen dar. Besonders auffällig in allen drei Kirchen ist die Darstellung des mythischen Einhorns.
Die ebenfalls auf der Insel Møn sich befindende Kirche in Keldby ist wohl um einiges später als die Elmelunde Kirche erbaut worden. Der Grundbau lässt sich grob in die Jahre 1210-1250 datieren, allerdings kamen bis ins 18. Jahrhundert Neubauten und Veränderungen hinzu. Auch in Keldby lassen sich reiche Kalkmalereien im Inneren der Kirche vorfinden, doch nicht alle stammen ursprünglich vom Elmelunde-Meister. Die ältesten Malereien sind an der Chorwand zu erkennen und sind zurückzuführen auf die Wendezeit von Romanik zur Gotik (um 1275). Durch die Gewölbeerrichtung um ca. 1400 wurden einige Darstellungen verdeckt, allerdings wurden diese Szenen um 1490 von der Schule des Elmelunde-Meisters ersetzt.
Zuletzt ist noch die Fanefjord Kirche zu erwähnen, die ebenfalls durch ihre detaillierten Kalkmalereien beeindruckt und sich am westlichen Ende der Insel Møn befindet. Es handelt sich um einen Backsteinbau bestehend aus einem zweischiffigen Hauptgebäude, einem Turm im Westen und einer Vorhalle im Norden. Die Fanefjord Kirche ist die jüngste der drei erwähnten Sakralbauten. Das Kirchenschiff wurde rund 1250 erbaut, die 2 x 4 Kreuzgewölbe kamen von 1450 bis 1500 hinzu.
Die Kreuzgewölbe bilden den Untergrund der Kalkmalereien. Zwar wurde um 1350 zunächst der Triumphbogen bemalt und etwa 150 Jahren später die Wandflächen, Pfeiler und schließlich die Gewölbe, dennoch sind die Fresken an den Gewölben die noch am besten erhaltenen. Nach der Reformation 1536 wurden die „katholischen“ Kalkmalereien weiß übertüncht und schließlich erst im Jahre 1927 wiederentdeckt. Die offizielle Freilegung fand zwischen 1929 und 1934 durch den Konservator Edmond Lind statt. Rezente Restaurierungsarbeiten wurden 2008/09 aufgrund des undichten Daches und den daraus resultierenden Wasserschäden durchgeführt. Folglich sind viele Malereien an den Wänden irreversibel zerstört.
Die Fresken an den Kreuzgewölben hingegen sind vollständig restauriert und bis heute zu bestaunen. Die Deckenmalereien lassen sich in verschiedene biblische Szenen unterteilen, sind allerdings nicht chronologisch angeordnet. Ihre Szenenunterteilung stellt folgendes vor: die Schöpfungsgeschichte (Adam und Eva, Landestiere, Vögel, Seetiere), den Sündenfall (inkl. Vertreibung aus dem Paradies), die Geburt Jesu (inkl. Mariä Verkündigung und Heimsuchung, die Beschneidung des Herren), Jesus Kindheit und Taufe, die Voraussagung des Schicksals Jesu (inkl. Erhängung des Judas, Opferung Isaaks, Joabs Mord an Abner), Jesus Sieg (die Auferweckung des Lazarus, die Versuchung in der Wüste, Samson und der Löwe, David und Goliath) und letztlich das Gute gegen das Böse (inkl. Das Gebet des Reichen und des Armen und der reiche Mann und Lazarus).
Am Nachmittag trennte sich die Gruppe. Ein Teil besuchte das Middelalder centret in Nykobing, der andere Teil unternahm bei bestem Wetter eine Wanderung am Mønsklint und bezwang die höchste Holztreppe Dänemarks mit 497 Stufen.
Pause in Nykøbing
Tag 7, 28.09.2019
Text: Ursel Obst-Kestel
Früh am Morgen packten wir unser Gepäck in die Kleinbusse und fuhren von unserem letzten Übernachtungsort Nysted Strand Camping/Lolland Falster zum Fährhafen in Rodby und setzten nach Puttgarden auf der Insel Fehmarn über. Auf dem Landweg ging es weiter zum letzten Aufenthalt der Exkursion, der Hansestadt Lübeck.
Hier referierte Kilian Pongratz vor dem Lübecker Rathaus über die Geschichte der Freie und Hansestadt. Lübeck liegt am Fluss „Trave“ und wird heute die Königin der Hanse genannt. Der Stadthügel war bereits im Neolithikum und der römischen Eisenzeit besiedelt. Erwähnung findet eine slawische Burganlage Alt-Lübeck zu Beginn des 9. Jahrhundert.
Bis 1100 gewinnt die Siedlung „Liubice“ eine wichtige Rolle für den Fernhandel. Diese Kaufmannssiedlung wird im Jahr 1143 durch Graf Adolf II. zur deutschen Stadt Lübeck. 14 Jahre später zerstörte ein Großfeuer die aus Holzbauten bestehende Siedlung. Im Jahre 1159 geht das zerstörte Lübeck an Heinrich den Löwen. Es erfolgte eine zweite Stadtgründung mit Verleihung aller Stadtrechte. Ein Jahr später wurde es Bischofssitz. Kaiser Friedrich II. verlieh 1226 der Stadt das Reichsfreiheitsprivileg.
Der Lübecker Dom und die erste Kirche in Backsteingotik, St. Marien, wurden im 13. Jahrhundert erbaut. 1358 fand der erste Hansetag in Lübeck statt. Ihre wirtschaftliche Blütezeit erlebte die Hansestadt im 14. und 15. Jahrhundert Sie wurde eine der größten Städte Deutschlands. Die Bauzeit des Wahrzeichens von Lübeck, das westliche Stadttor, genannt Holstentor, fällt in diese Zeit. Im Jahre 1669 traten 9 Städte zum letzten Mal in Lübeck zum Hansetag zusammen.
Lübeck bleibt mit Hamburg und Bremen bis heute Freie und Hansestadt. 1942 wurden große Teile der Altstadt zerstört und viele Kulturdenkmäler, wie die Marienkirche, nach dem 2. Weltkrieg rekonstruiert. Lübecks Altstadt erhielt 1987 den Titel UNESCO-Weltkulturerbe.
Erwähnenswerte Bedeutung besitzt die Archäologie für die Hansestadt. Besonders im Gründungsviertel, dem archäologisch ältesten Quartier zwischen dem ehemaligen Hansehafen an der Trave und dem Marktplatz mit Rathaus und Marienkirche fanden und finden sich Reste einer hervorragend konservierten Stadtentwicklung. Verantwortlich für die Ausgrabungen ist die Hansestadt Lübeck, Abteilung Archäologie (Ausgrabungsleitung Dr. Dirk Rieger, ehemaliger Bamberger Absolvent).
Der kurze Aufenthalt in Lübeck konnte uns nur einen ersten Eindruck der Vielfalt dieser Stadt vermitteln. Es wurde Zeit für die Rückfahrt nach Bamberg, das wir ohne nennenswerte Pannen am späten Abend erreichten. Die Exkursion verlief bis auf winzige Verzögerungen plangemäß und ohne Zwischenfälle. Wetter und Stimmung waren vorzüglich, die Besichtigungen und Besuche der Museen und Freilandmuseen ein und intensives und studiumbereicherndes Erlebnis.
Fotos: Valentina Tonino, Nelo Lohwasser, Hilal Tavsancioglu