Sprachen des Mittelalters Teil 8:
Arabisch vor dem Islam. Einführung in das Altnordarabische
Organisation: Konstantin Klein, M.A.
Blockseminar am 12. Juni 2015; Zeit n.V.; KR14/00.06
Seit der (Wieder-)Entdeckung altnordarabischer Inschriften im heutigen Jordanien und
Saudi-Arabien durch europäische Reisende ab der Mitte des 19. Jahrhunderts stellen
diese Zeugnisse eine große Bereicherung für die semitische Linguistik dar. Nahm man
lange an, eine direkte Vorgängersprache des Klassischen Arabisch (das die altnord-
arabischen Sprachen schnell zum gänzlichen Verschwinden brachte) gefunden zu haben,
so muss dieses Bild heute revidiert werden. In der vierstündigen Blockveranstaltung
soll ein Überblick über die am häufigsten bezeugte Form der altnordarabischen Dialekte,
das Safaitische, gegeben werden. Neben dessen sprachwissenschaftlicher Einordnung,
den Grundlagen der Grammatik und der Forschungsgeschichte soll auch das aus 28 Buch-
staben bestehende Alphabet gelehrt werden, so dass die Teilnehmenden am Ende der
Veranstaltung in der Lage sein werden, einfache Inschriften selbst zu entziffern und zu
übersetzen.
Abgesehen von ihrem linguistischen und (mit Abstrichen) historischen Wert sind die alt-
nordarabischen Inschriften von größter Bedeutung für kulturgeschichtliche Fragestellungen
zur Rolle von Schriftlichkeit und Mündlichkeit: Die Forschung ist sich weitgehend einig, dass
die schier unerschöpfliche Menge an Inschriften fast ausnahmslos zum bloßen Zeitvertreib
nomadischer Hirten in die Basaltsteine der Wüste eingeritzt wurde. Bislang wurden etwas
mehr als 30.000 safaitische Inschriften aufgenommen – diese dürften jedoch nur einen
Bruchteil der Gesamtzahl darstellen. Wir haben es hier also ganz ohne Frage mit der größten
Menge inschriftlicher Überlieferung (bezogen auf die angenommene Sprecherzahl) in der ge-
samten Vormoderne zu tun. Während die Erwähnung bedeutsamer historischer Ereignisse
in den Inschriften allerdings nur in wenigen Fällen erfolgte, offenbart sich jedoch ein faszi-
nierendes Szenario von den Sorgen und Nöten der Nomaden der Region, von ihrer Religion
sowie von ihren ausgeprägten Vorstellungen von Genealogie und sozialer Ordnung.
Kenntnisse in anderen semitischen Sprachen sind für die Veranstaltung nicht erforderlich.
Das Blockseminar richtet sich nicht nur an Interessenten der Sprachwissenschaft, Geschichte
und Orientalistik/Semitistik, sondern explizit an alle, die Freude an Fragestellungen zum
Wechselverhältnis von Schriftlichkeit und Mündlichkeit haben.
Die Veranstaltung ist in vier 45-minütige Blöcke geteilt:
I Schriftlichkeit in einer mündlichen Welt
II. Grammatik und sprachgeschichtliche Einordnung
III. Das Alphabet des Safaitischen
IV. Praktische Übungen an ausgewählten Inschriften
Voraussetzungen/Organisatorisches:
Modulzugehörigkeit: BA/MA Medieval Studies: Mediävistisches Seminar; Studium Generale