Prof. Dr. Heinz Dopsch (Salzburg)


An den Grenzen des Reiches – Herrschaften, Hoheitsrechte und Verwaltungspraxis des Bistums Bamberg in Kärnten


„Abgereist ist er in sein Kärnten, Kärnten, die Küche für den Magen, das Kissen für seine Schlafsucht und alle Zerfahrenheit …. die besondere Höhle eines total verkehrten Lebens.“
Mit diesen Worten kritisierte der Bamberger Domscholasticus Meinhard 1063 die Angewohnheit seines Bischofs Gunther, jeweils das Winterhalbjahr auf den ausgedehnten Besitzungen des Bistums in Kärnten zuzubringen und erst im Frühjahr wieder nach Bamberg „zu uns an die Oberwelt“ zurückzukehren. König Heinrich II. hatte das Bistum Bamberg wohl schon bei der Gründung 1007 oder kurz darauf – Urkunden sind nicht überliefert – mit großem Landbesitz in Kärnten ausgestattet. Gerade in den östlichen Gebieten des Reiches verfügten die Herrscher über den größten Besitz. Fast acht Jahrhunderte lang, bis zum Verkauf an Kaiserin Maria Theresia, blieb das Bistum Bamberg neben und teilweise vor dem Herzog der größte Grundherr in Kärnten.
Der Bamberger Besitz war in zwei große Komplexe gegliedert: Das Kanaltal, das sich vom bambergischen Villach, der größten Stadt Kärntens, bis nach Pontafel/Pontebba erstreckte, und das obere Lavanttal mit den Städten Wolfsberg und St. Leonhard, einem wichtigen Bergbauzentrum. Dazwischen lag mit Burg und Markt Griffen, wo die Bischöfe Münzen prägten, ein weiterer Stützpunkt. Neben dem Markt Feldkirchen befand sich auch St. Veit, die spätere Kärntner Herzogstadt, kurze Zeit in bischöflichem Besitz. Bamberg vermochte nicht nur die Aspirationen Herzog Bernhards von Kärnten auf die Stadt Villach abzuwehren, sondern beanspruchte für seine Besitzungen eine exterritoriale Stellung. Dabei beriefen sich die Bischöfe darauf, bereits bei der Gründung von Heinrich II. Villach und Wolfsberg als „Grafschaften“ erhalten zu haben. In einem umfangreichen Vertrag mit König Ferdinand I. musste Bamberg zwar anerkennen, dass auch seine Herrschaften zum Land Kärnten gehörten und die Kosten für die Abwehr der Osmanen mit zu tragen hatten, trotzdem hielt man bis zum Verkauf an einer gewissen Sonderstellung fest.
Der Vortrag führt nicht nur in die Rolle des Bistums Bamberg in Kärnten ein und zeigt, wie viel daran auch heute noch erinnert, sondern behandelt auch die von den Bischöfen eingerichtete Verwaltung. So hatte der Vizedom als ständiger Stellvertreter des Bischofs seinen Sitz zunächst in Villach, übersiedelte aber unter Bischof Werntho (1328-1335) nach Wolfsberg und damit ganz in den Osten der Bamberger Besitzungen. Ihre eigentliche Bedeutung gewannen die Vizedome erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts, als die Bischöfe aufhörten, in Kärnten Hauptleute als Militärbefehlshaber zu bestellen. Auch die bischöflichen Stiftungen in Kärnten, wie das Prämonstratenserkloster St. Maria in Griffen, die Benediktinerabtei Arnoldstein oder das Minoritenkloster in Villach werden kurz vorgestellt, ebenso jene bedeutenden Bauten, an denen noch heute die großen Leistungen des Bistums in Kärnten sichtbar werden.