PD. Dr. Hans Losert
Die mittlere und nördliche Oberpfalz und ihre Nachbarregionen im frühen bis hohen Mittelalter
Zusammen mit Prof. Dr. Erik Szamein, Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien
Im Rahmen des Projekts Die mittlere und nördliche Oberpfalz und ihre Nachbarregionen im frühen Mittelalter sollen zunächst Objekte im Gebiet zwischen Fichtelgebirge und Donau und in einer nächsten Stufe auch in Böhmen, Mähren sowie Österreich archäologisch untersucht werden. Es handelt sich um das erste und bislang einzige praktische Forschungsvorhaben zum frühen Mittelalter, bei dem ausgebildete Wissenschaftler und Studierende aus Bayern, Österreich, Slowenien und der Tschechischen Republik beteiligt sind. Die Antragsteller erhoffen sich durch grenzüberschreitenden Meinungsaustausch das Zusammenwachsen einer neuen archäologischen Generation und Erkenntnisse zur Entwicklung einer Region, die seit der Spätantike komplexen und dynamischen Prozessen ausgesetzt war, die ohne internationale Zusammenarbeit nicht zu klären sind. Das Projekt wird von aktuellen Publikationen, Studienaufenthalten, Vorträgen sowie Ausstellungen begleitet und durch eine zusammenfassende Veröffentlichung zum frühen Mittelalter in der Oberpfalz und ihren Nachbarregionen abgeschlossen. Besonderes Augenmerk liegt auf der Untersuchung chronologischer, typologischer und kultureller Beziehungen während der Merowinger- und Karolingerzeit im Kontaktbereich von Slawen, Awaren, Romanen und Germanen zwischen der deutschen Mittelgebirgszone und den Ostalpen bzw. Pannonien.
Die erste Kampagne fand im Sommer 2002 im Bereich einer Wüstung unbekannten Namens bei Dietstätt, Gde. Schwarzach bei Nabburg, Lkr. Schwandorf als Lehrgrabung des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien statt. Neben einigen Grubenbauten und Resten von Pfostenbauten sowie großen Ofenanlagen erbrachte die Untersuchung die für die ganze Oberpfalz bekannte Goldglimmerware, überwiegend aber frühslawische Keramik (Losert & Szameit 2003). Für letztere liegen mittlerweile aus Siedlungsschichten in Pfreimd C-14 Daten vor, die eine Datierung in die jüngere Merowingerzeit erlauben (Lohwasser & Losert 1992, Losert 1993). Eine Fortführung der Untersuchungen ist im September 2005 geplant.
Im Sommersemester 2003 und 2004 erfolgte eine Lehr- bzw. Forschungsgrabung für Studierende der Otto-Friedrich Universität Bamberg und der Universität Wien in der karolingerzeitlichen Nekropole von Mockersdorf am Rauhen Kulm, Lkr. Neustadt an der Waldnaab durchführt (Losert & Szameit 2004). Unmittelbar nach Abschluss begannen Untersuchungen im Bereich der vorgeschichtlichen bis mittelalterlichen Befestigung am Fuße des Rauhen Kulms (Losert & Szameit 2005), die im Sommersemester 2005 fortgeführt werden. Der Rauhe Kulm, eine der markantesten Landmarken Nordostbayerns und zentraler Ort in der Flednitz mit einer hochmittelalterlichen bis frühneuzeitlichen Burg auf dem Basaltgipfel soll auch in den nächsten Jahren ein Schwerpunkt des deutsch-österreichischen Forschungsprojekts bleiben.
Weitgehend abgeschlossen ist die archäologische Untersuchung eines 2003 entdeckten Brandgräberfeldes bei Großprüfening, Stadt Regensburg (Eichinger & Losert 2004). Die Gräber des letzten Drittels des 6. Jahrhunderts mit frühslawischen Urnen und für frühestawarisch-gepidische Gräber typischen Metallobjekten sprechen für Herkunft der hier Bestatteten aus dem slawisch-awarischen Bereich an der mittleren Donau bzw. randpannonischen Gebieten.
Bislang wurde das internationale Projekt durch Drittmittel unterschiedlicher Herkunft finanziert (zuletzt unter anderem Otnant-Gesellschaft, Bezirk Oberpfalz, Landkreis Neustadt an der Waldnaab, Stadt Neustadt am Kulm, Kulturkreis Pressath, Heimatverein Eschenbach, Heimatkundlicher Arbeitskreis Kemnath, Universität Wien).