Exkursion zur Stadtnetz Bamberg Gesellschaft für Telekommunikation mbH im Rahmen des Mentorinnenprogramms der Fakultät WIAI
Seit 2010 bietet die Frauenbeauftragte der Fakultät WIAI alle zwei Jahre eine gemeinsame Exkursion für Dozentinnen und Studentinnen der Fakultät an. Besucht werden Unternehmen, die Bedarf an Informatik-Fachkräften verschiedener Ausrichtung haben. Dieses Semester führte die Exkursion des Mentorinnenprogramms ihre Teilnehmerinnen zur Stadtnetz Bamberg Gesellschaft für Telekommunikation mbH, die ihren Kunden unter anderem schnelles Internet liefert und für die Überwachung kritischer Infrastrukturen in der Umgebung Bamberg zuständig ist.
Pünktlich um 9:00 Uhr trafen sich die Organisatorinnen, die Frauenbeauftragten der Fakultät WIAI, sowie interessierte Studentinnen vor dem Gebäude der "Stadtnetz" Bamberg. Diesmal war kein Bustransfer zum Veranstaltungsort nötig, denn die "Stadtnetz" befindet sich am Margaretendamm, also ganz in der Nähe der Fakultät WIAI. Über die Tätigkeiten und Aufgaben des Unternehmens informierten uns im Laufe des Vormittags Hans Jürgen Bengel (Geschäftsführer), Joachim Hofmann (IT-Infrastruktur/IT-Organisation), Robert Storch (Sachgebietsleitung Glasfaser) und Volker Richter (u.a. Internetanbindung). Im Fokus unseres Besuchs stand der Glasfaserausbau für schnelleres Internet in der Stadt Bamberg.
Gleich zu Beginn unseres Besuchs wurden wir Teilnehmerinnen von einer netten Willkommensnachricht auf dem Empfangsbildschirm überrascht (siehe Bild). Anschließend gab uns Hans Jürgen Bengel einen kleinen Einblick in die Gründungsgeschichte der "Stadtnetz" Bamberg. Die Stadtnetz Bamberg Gesellschaft für Telekommunikation mbH wurde 1997 als Tochterunternehmen der Stadtwerke Bamberg gegründet. Ihr Ziel ist der flächendeckende Ausbau des Glasfasernetzes in ganz Bamberg.
Die Mitarbeiter der "Stadtnetz" hatten sich an diesem Vormittag sehr viel Mühe gegeben, uns Teilnehmerinnen vielfältiges Wissen kurzweilig zu vermitteln. Deshalb möchte ich nachfolgend einen Einblick in die interessantesten Fragestellungen geben, die uns präsentiert und beantwortet wurden.
Welche Anschlussarten für den Zugang zum Netz gibt es für Verbraucher in Bamberg? Was sind Vorteile der Glasfaser gegenüber einer Kupferleitung? In Bamberg werden drei Anschlussarten verwendet. Bei "Fibre to the curb" (FTTC) erfolgt die Glasfaseranbindung über den Kabelverzweiger (grauer Kasten an der Straße). Ab dem Kabelverzweiger führt eine herkömmliche Kupferleitung bis zum Verbraucher. Nutzt man "Fibre to the Building" (FTTB), reicht die Glasfaser bis ins Gebäude. Von einem kleineren Verteiler aus können mehrere Haushalte über weiterführende Kupferleitungen versorgt werden. Bei der Variante "Fibre to the home" (FTTH) reicht die Glasfaser bis in die Wohnung des Verbrauchers. Erst ab da sind Endgeräte über Kupferleitungen angeschlossen. Die Anschlussart bestimmt, ob Übertragungsraten von 25, 50, 100 oder sogar 200 Mbit/s zustande kommen. Das liegt daran, dass Daten über Glasfasern nahezu störungsfrei und wesentlich schneller übertragen werden können, als dies über eine Kupferleitung möglich ist.
Wer mehr erfahren möchte, findet auf YouTube ein anschauliches Video des Bundesverbands Glasfaseranschluss e. V. zum Thema. Was sind kritische Infrastrukturen? Welche kritischen Infrastrukturen gibt es in Bamberg? Welchen Herausforderungen müssen sich Städte in Zukunft stellen, die auf den verstärkten Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) zur Steuerung sogenannter kritischer Infrastrukturen setzen?
Laut des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik sind kritische Infrastrukturen "Organisationen und Einrichtungen mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen, bei deren Ausfall oder Beeinträchtigung nachhaltig wirkende Versorgungsengpässe, erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere dramatische Folgen eintreten würden." In Bamberg gelten insbesondere Energie, Transport und Verkehr, Informationstechnik und Telekommunikation sowie die Wasserversorgung zu kritischen Infrastrukturen. In Zukunft sollen die verschiedenen Bereiche mithilfe der IKT stärker vernetzt, gesteuert und überwacht werden können. Die große Herausforderung besteht daher in der Risikoabschätzung. Für entkoppelte, unvernetzte Bereiche können separate Sicherheitssysteme- und barrieren verwendet werden, allerdings führt das zu einem größeren Verwaltungsaufwand. Sind verschiedene Bereiche über IKT vernetzt, reicht ein standardisiertes, gemeinsames Sicherheitssystem. Aber hoch vernetzte Infrastrukturen bieten einen größeren Angriffpunkt für Störungen oder Angriffe auf das System.
Welche Verantwortung tragen IT-Sicherheitsbeauftragte?
Der schwächste Punkt in einem sicherheitskritischen System ist der Mensch. Daher besteht die wichtigste Aufgabe eines IT-Sicherheitsbeauftragten darin, das Sicherheitsbewusstseins von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu fördern und Unternehmen in sicherheitsrelevanten Fragen, z.B. in Bezug auf die Vergabe von Zugriffsrechten, zu beraten. IT-Sicherheitsbeauftragte können außerdem für die Einführung eines IT-Sicherheit Management Systems zuständig sein und müssen sich hierfür mit Normen und Standards zu Informationssicherheit auseinandersetzen.
Wie leicht der Faktor Mensch zu einer Gefahr für kritische Infrastrukturen werden kann, erkannten wir im Anschluss an die lehrreichen Präsentationen der Mitarbeiter und das leckere Mittagessen in der unternehmenseigenen Kantine, bei der Führung durch die Büros der "Stadtnetz" Bamberg. Auf Bildschirmen konnten wir das Stromversorgungsnetz der Stadt Bamberg betrachten. "Mit wenigen Klicks könnte ich die an den Versorgungsknoten angrenzenden Verbraucher vom Versorgungsnetz trennen", erklärte Hans Jürgen Bengel während der Führung durch die Arbeitsräume. "Deshalb sind die Büros durch Sicherheitstüren geschützt und nicht für jeden zugänglich." Nach dieser spannenden Führung war die diesjährige Exkursion leider zu Ende.
Auf meinem Notizzettel, den ich im Laufe des Vormittags beschrieben hatte, stand wesentlich mehr, als das, was hier nun zu lesen ist. Allen neugierig gewordenen Studentinnen und Leserinnen, die nicht bei der "Stadtnetz" dabei sein konnten, empfehle ich daher, an der nächsten Exkursion zu einem Unternehmen mit IT-Bezug teilzunehmen. Man verschafft sich nicht nur einen Überblick über verschiedene Berufsbilder in der Informatik, sondern lernt fachlich durchaus etwas dazu.
Bettina Finzel (Studentin Angewandte Informatik, 5. Semester), Foto: Anna Kupfer