Forschungsprojekt "Coachingnetzwerk" (CoachNet)

Individuelles Coaching und Vernetzung in Studium und Arbeitswelt der Informatik

 

Silvia Förtsch, M.A., Projektleitung
Carina Gosling, stud. Hkr.
in Kooperation mit Ute Schmid, stellv. Gleichstellungsbeauftragte WIAI

 

Projektbeschreibung und –ziele

Förderzeitraum: 01.07.2017 – 30.06.2020

Aufgrund des hohen Interesses am Projekt „Karrierecoaching in MINT“ ist die Idee zum Folgeprojekt „CoachNet“ entstanden, bei dem zusätzlich zum individuellen Coachen ein Vernetzungsangebot zwischen Professionals, Studierenden sowie Berufseinsteiger und –einsteigerinnen besteht. Adressiert sind vordringlich Frauen*, da hier der Bedarf und die Notwendigkeit erkannt wurde. Um allen Potenzialen gerecht zu werden, können interessierte Männer ebenfalls am Programm teilnehmen.

Um fehlende Fachkräfte zukünftig zu kompensieren, benötigt der Arbeitsmarkt Informatikerinnen und Informatiker mehr denn je. Die Einbindung der Ressourcen soll langfristig zu einem Wirtschaftswachstum führen und Menschen in ihrer beruflichen Position stärken. Dazu braucht es Angebote und Bedingungen auf gesellschaftlicher und bildungspolitischer Ebene sowie seitens der Unternehmen, die es Menschen, insbesondere Frauen* ermöglichen, Karrierechancen zu nutzen. Dienlich sind Maßnahmen, wie z. B. das Coaching, damit Personen lernen, ihre Fähigkeiten und Kompetenzen besser einzuschätzen. Die Gewichtung liegt auf jungen Frauen*, die befähigt werden sollen Karrierechancen zu erkennen und Karriereziele zu erreichen. Seitens der Unternehmen braucht es Bedingungen, wie z. B. flexible Arbeitszeitmodelle, verbesserte Maßnahmen zu Vereinbarkeit von Familie und Beruf, bessere Verdienstpositionen usw., die auf eine höhere Erwerbsbeteiligung der Frauen* abzielen.

An dieser Stelle setzt „CoachNet“ an. Die Erfahrungen aus „Karrierecoaching in MINT" haben gezeigt, dass ein individuelles Coaching dazu beiträgt, sich der eigenen beruflichen Interessen und Stärken bewusst zu werden. Die teilnehmenden Frauen* äußerten im Gespräch, dass sie sich bereits ein entsprechendes Coachingprogramm während des Studiums gewünscht hätten. Der Bedarf an Coaching wurde ebenfalls durch Interessensbekundungen von Studentinnen deutlich, die gerne am Coaching teilnehmen wollten. Deshalb wurden in einer Pilotphase zwei Studentinnen in das laufende Programm aufgenommen. Dabei hat sich gezeigt, dass zur Potenzialanalyse das Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung (BIP) geeignet ist, aber das Coachinggespräch eine etwas andere Herangehensweise fordert, um auf die Bedürfnisse der Teilnehmerinnen eingehen zu können. Zielgruppe der Maßnahme sind Personen, die in der Mitte bis Ende ihres Studiums bzw. vor dem Berufseintritt stehen.

Themen für Coaching für die Zielgruppe der Studierenden:

  •  Schwerpunktsetzung während des Studiums
  •  Relevanz von Praxis- und Auslandserfahrung
  •  Bewerbung
  •  Zeit- und Selbstmanagement
  •  Rhetorik und selbstsicheres Auftreten
  •  Umgang mit Stress
  •  Umgang mit Blockaden/ Prüfungsängste
  •  Selbstwertgefühl stärken

 Weitere Themen die für die Zielgruppen Berufseinsteiger und Berufseinsteigerinnen relevant werden:

  • Work-Life-Balance
  • Burnout
  • Karriereplanung
  • Netzwerken
  • Verhandeln

In Ergänzung zum individuellen Coaching soll ein Netzwerk etabliert werden, dass den Studierenden und Graduierten in unterschiedlichen Phasen des Studiums bzw. in der Berufseingangsphase ermöglicht, sich auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen. Geplant ist die Entwicklung einer mobilen Website, die innerhalb der einzelnen Gruppen Studierende mit Studierenden, Graduierte mit Graduierten vernetzt. Zusätzlich werden, quasi als Mentoren und Mentorinnen, übergreifend Personen wie Professionals und Führungskräfte angesprochen, ihre beruflichen Erfahrungen zu teilen. Dies soll mittels einer Applikation einfach, mobil und schnell gehen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erstellen ein eigenes Profil, ohne Foto (Antidiskriminierungsstelle des Bundes, 2016) mit den wichtigsten Informationen zu ihrer Person und ihren Vernetzungsinteressen.

Für Studierende und Graduierte kommen z. B. folgende Informationen in Betracht:

  • Studiengang
  • Studienschwerpunkte
  • Fachsemester
  • Praktika während des Studiums
  • Auslandserfahrung
  • Lebenssituation (Alter, Familienstand, Anzahl Kinder)
  • Berufliche Orientierung (Branchen und Tätigkeitsbereiche)
  • Berufliche Ziele (Fachkarriere, Führungskarriere usw.)

 Für Mentoren und Mentorinnen kommen z. B. folgende Informationen in Betracht:

  • Studiengang
  •  Studienschwerpunkte
  •  Berufliche Erfahrung
  •  Auslandserfahrung
  •  Lebenssituation (Alter, Familienstand, Anzahl Kinder)
  •  Berufliche Situation (Branchen und Tätigkeitsbereiche)
  •  Arbeitszeitumfang
  •  Arbeitsplatzgestaltung
  •  Angebot an Personalentwicklungsmaßnahmen
  •  Berufliche Position (Fachkraft, Führungsposition usw.)
  •  Weitere berufliche Ziele
  •  Aufstiegsmöglichkeiten im Unternehmen

Durch das Teilen von Erfahrungen über die mobile Website entwickeln sich neue Kontakte und es bilden sich Bezugsgruppen, die sich gegenseitig unterstützen können. Je nach Präferenzen der Teilnehmenden können durch Filter, wie bespielweise die Region, Geschlecht oder der Studiengang der gesuchten Person ausgewählt werden.

Als letzter Baustein des Coachingnetzwerkes werden Workshops ein- bis zweimal jährlich angeboten, zu denen Studierende, Nachwuchskräfte, Fachkräfte und Führungskräfte eingeladen werden. Zum einen können Studierende zu ihren Erfahrungen aus dem Studium, absolvierten Praktika, Auslandserfahrung oder Werkstudententätigkeit berichten. Der Fokus liegt darauf zu erläutern, welche über das Studium hinaus gehenden Kenntnisse und Kompetenzen erworben wurden. Zum anderen werden Spezialisten aus der IT-Branche Themen ansprechen wie z. B. Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens, Barrieren, die möglicherweise die Karriereentwicklung behindern oder Erfahrungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Durch die Verfolgung der Ziele der Teilnehmerinnen entstehen neue Situationen, die in weiteren Gesprächen erörtert werden können. Infolge der Etablierung des Netzwerkes besteht die Möglichkeit, die Frauen* längerfristig in ihrer Karriereentwicklung zu begleiten. Aufgrund des Vernetzungsangebotes ergibt sich die Chance, dass Personen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, austauschen können. Die geplanten Workshops im neu angelegten Projekt werden auf Themen basieren, die sich in Coachinggesprächen bislang und zukünftig zeigen werden. Die teilnehmenden Personen können reflektieren, dass sie in ihrer Wahrnehmung und ihren Herausforderungen nicht allein sind. Dadurch soll die Motivation gestärkt werden, gemeinsam nach Lösungsstrategien zu suchen und sich gegenseitig Hilfestellung zu geben.

Um die Wirksamkeit des Projektes zu prüfen, wird vor der Coachingmaßnahme, der Nutzung der mobilen Website sowie der Teilnahme an Vorträgen und Workshops ein Fragebogen zu den Kompetenzen, der Selbstwirksamkeiterwartung, beruflicher Orientierung und Ziele versandt. Ebenso derhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, sich über die Website zu vernetzen oder die Angebote zu Vorträgen und Workshops wahrzunehmen. Nach ca. drei Monaten sowie einem Jahr nach der Coachingmaßnahme werden nochmals die Kompetenzen, die Selbstwirksamkeitserwartung sowie die berufliche Orientierung und berufliche Ziele erhoben und erfragt, welche Vernetzungsangebote wahrgenommen wurden. Zum Vergleich der Treatmentgruppe werden Studierende befragt, die nicht am Coachingprojekt teilgenommen haben. 

Gefördert wird das Projekt durch die Adecco-Stiftung, die Rainer Markgraf Stiftung, die Technologie Allianz Oberfranken (TAO) und die Oberfranken Stiftung.