Hugo von Trimberg

Früher Vertreter der Bamberger Bildungstradition

Der Bamberger Hugo von Trimberg hat buchstäblich Geschichte geschrieben: Rund 24 000 Verse umfasst sein Hauptwerk Der Renner, das in der germanistischen Mediävistik als eine der bedeutendsten didaktischen Dichtungen des deutschen Mittelalters gilt. Lange bevor die Academia Bambergensis, eine Vorläuferinstitution der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, ins Leben gerufen wurde, machte sich Hugo von Trimberg mit seiner ausgeprägten Leidenschaft für die Wissenschaften einen Namen als früher Vertreter der Bamberger Bildungstradition. Die Universität Bamberg ehrt den Universalgelehrten, in dem sie einer zentralen Einrichtung zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, der Trimberg Research Academy (TRAc), seinen Namen gab.

Über die Person und das Leben Hugos von Trimberg ist nur das Wenige bekannt, was er in seinen eigenen Werken selbst angibt. Auch ein Bildnis ist nicht überliefert. Hugo von Trimberg wurde wohl zwischen 1230 und 1235 als Sohn bürgerlicher Eltern geboren. „Sein in jeder Hinsicht umfassendes Wissen muss Hugo im Wesentlichen den Ausbildungsstätten seiner fränkischen Heimat verdanken, sagte er doch selbst mit Nachdruck, dass er die berühmten Universitätsstädte seiner Zeit nie gesehen hätte“, erläutert Prof. Dr. Ingrid Bennewitz vom Lehrstuhl für Deutsche Philologie des Mittelalters, die zu Hugo von Trimberg forscht. So wird vermutet, dass er seine Ausbildung am Würzburger Neumünsterstift erhielt. In Bamberg lebte er nach eigenen Angaben rund 40 Jahre, also etwa seit 1260. Trotz fehlendem Universitätsabschluss gelang es ihm zu dieser Zeit, am Stift St. Gangolf und Maria in der Bamberger Theuerstadt Schulrektor und Vertreter des geistlichen Schulvorstands zu werden. Hugo hatte wohl eine große Zahl von Angehörigen zu ernähren. Er selbst erwähnt allerdings nur einen Sohn, der Mönch wurde.

Dass er heute als bedeutender früher Vertreter der Bildungstradition in Bamberg gilt, hat er vor allem seinem literarischen Schaffen zu verdanken. Als Dichter verfasste er zwölf Werke, darunter vier lateinische, die bis heute erhalten sind, und acht deutsche Schriften, von denen nur der Renner überliefert ist. Kennzeichnend für sein gesamtes Werk ist, dass der belesene Gelehrte umfangreiche Kenntnisse aus vielen verschiedenen Wissensgebieten wie Religion, Naturkunde, Medizin, Jura oder Sprachkunde in seine Schriften einarbeitete. Ungewöhnlich ist vor allem der Renner: In verständlicher Volkssprache durchsetzt mit Sprichwörtern, Witzen und Zitaten aus der Bibel versuchte Hugo von Trimberg alles ihm zugängliche Wissen an diejenigen zu vermitteln, die kein Latein lesen konnten.

So gilt der Renner bis heute als größte didaktische Dichtung des deutschen Mittelalters: Rund 24 000 Verse fasst sein enzyklopädisches Lehrgedicht. Bis zu seinem Tod 1313 hat er es mit handschriftlichen Ergänzungen versehen. Das umfangreiche Werk zählt überdies zu den mit am häufigsten überlieferten mittelhochdeutschen Dichtungen. Damit ist es kaum verwunderlich, dass Hugo von Trimberg bis heute nicht nur die germanistische Mediävistik an der Universität Bamberg beschäftigt, sondern Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ganz Europa und darüber hinaus seine Schriften untersuchen.

In seinem literarischen Lebenswerk, dem Renner, schildert Trimberg die sieben Todsünden - Hoffart, Habgier, Unmäßigkeit, Völlerei, Zorn, Neid, Trägheit. Dabei nimmt er eine umfangreiche Sitten- und Ständekritik vor, sagt die Mediävistin Ingrid Bennewitz: „Signifikanterweise orientiert Hugo seine moralisch-ethischen Maßstäbe am Führungsanspruch der weltlichen und insbesondere der klerikalen Eliten, mit denen er deshalb auch besonders hart ins Gericht geht: Ämtermissbrauch und -käuflichkeit, der protzige Lebenswandel, die Ungebildetheit, das falsche Klosterleben, die interne Uneinigkeit und die Habgier des Papstes geißelt der Renner unbarmherzig.“ Lediglich den Armen und Machtlosen begegne er mit Mitgefühl und Verständnis.

Hugos von Trimberg universelles Wissen, sein Wunsch, dieses allgemeinverständlich zu vermitteln sowie sein Mut, dieses zu nutzen, um an bestehenden Missständen Kritik zu üben, bewog die Universitätsleitung dazu, ihre zentrale Einrichtung zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, die 2010 ins Leben gerufene Trimberg Research Academy (TRAc), nach ihm zu benennen.

Die TRAc richtet sich als service-orientierte Unterstützungsstruktur vor allem an junge Akademikerinnen und Akademiker. Sie berät individuell zur Finanzierung von Forschungsprojekten und in Fragen zur wissenschaftlichen Karriere, organisiert Veranstaltungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs wie die Woche der jungen Forschung oder stellt Vernetzungsangebote bereit. „Hugos erstaunliche Belesenheit und das ehrgeizige Vorhaben, alles ihm zugängliche Wissen- und Bildungsgut seiner Zeit zusammenzufassen, ist beeindruckend“, sagt Prof. Dr. Maike Andresen, Vizepräsidentin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs und Leiterin der TRAc. Der enorme Forschergeist und der Umgang mit seinem Wissen mache den Gelehrten zu einem Vorbild für Akademikerinnen und Akademiker von heute.

Text: Vera Katzenberger/Dezernat Kommunikation & Alumni

Quellen:

Ingrid Bennewitz: Ein ‚Renner‘: Mittelalterliche Pädagogik aus Bamberg. In: Erinnern und Erzählen. Theologische, geistes-, human- und kulturwissenschaftliche Perspektiven. Hrsg. von Konstantin Lindner u. a. Bamberg: Bamberger Theologisches Forum 2013, S. 243-254.

Eva Rummer: Hugo von Trimberg. In: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 24f. Online verfübar unter: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118554638.html.

Bernhard Schemmel: Hugo von Trimberg. Der Renner. In: Bayerische Literaturgeschichte in ausgewählten Beispielen I. Hrsg. von Eberhard Dünninger und Dorothee Kiesselbach. München: Süddeutscher Verlag 1965, S. 276-291.