Othmar Heggelbacher

Fusionär und Visionär

Seine Intention als Rektor der Gesamthochschule Bamberg sei es gewesen, eine „Universität in der Stadt [...] und nicht irgendwo vorndran“ zu errichten, schreibt Prof. Dr. Dr. Othmar Heggelbacher 1989 in seiner Autobiographie Leben im Rückblick – Führung und Zuversicht. Sein Wunsch wurde Wirklichkeit: Ob Innenstadt, Feldkirchenstraße oder das ERBA-Gebäude – das Konzept Universität in der Stadt lebt bis heute und wird weiterhin verfolgt.

Heggelbacher wird am 19. November 1912 in Leimbach am Bodensee geboren. Nach seiner Priesterweihe am 27. März 1938 in Freiburg im Breisgau beginnt er 1944 seine akademische Laufbahn in Bamberg und promoviert zum Thema Maximus von Turin und sein Bibeltext. Der im vierten Jahrhundert nach Christus lebende erste gelistete Bischof von Turin ist für Heggelbacher seitdem ein Vorbild. Ein Vorbild, „an dessen Leben und Tun zum Wohl der ganzen Gesellschaft er sich Zeit seines Lebens zu orientieren versucht“, wird es einmal in der Laudatio des späteren Universitätsrektors Prof. Dr. Alfred E. Hierold anlässlich Heggelbachers 70. Geburtstag im Jahr 1982 heißen.

Zunächst aber macht der nun promovierte Priester und Wissenschaftler an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Bamberg Karriere. Ab 1954 zunächst außerordentlicher Professor für Kirchenrecht, bekommt Heggelbacher für dieses Fach im Jahr 1959 eine ordentliche Professur und einen eigenen Lehrstuhl. Alfred E. Hierold wird Jahrzehnte später sein Nachfolger werden.

Bamberg ist zu dieser Zeit noch keine Universitätsstadt. Die Pädagogische Hochschule unter der Leitung von Prof. Dr. Elisabeth Roth und die Philosophisch-Theologische Hochschule prägen das Bild der Stadt. Von letztgenannter ist Heggelbacher von 1960 bis 1961 und noch einmal von 1971 bis 1972 Direktor. Besonders seine zweite Amtszeit verändert die Bamberger Universitätsgeschichte nachhaltig. In diese fällt die Zusammenlegung der beiden Lehranstalten zu einer Gesamthochschule, die Heggelbacher zusammen mit Elisabeth Roth in einem Doppelrektorat führt.

Am 11. September 1972 legt der Leiter der Hochschul-Abteilung des bayerischen Kultusministeriums, Dr. Johannes von Elmenau, auf einer Konferenz in Bamberg unter den Augen von Heggelbacher und Roth die kurzfristigen Ziele der Gesamthochschule fest. Auf den geistes- und erziehungswissenschaftlichen Fächern sollten künftig die Prioritäten der neuen Gesamthochschule liegen, damit sich diese von der gleichzeitig gegründeten und auf Naturwissenschaften fokussierten Universität Bayreuth abgrenzen könne, lautet der Plan der Doppelführung und der bayerischen Landesregierung. Zudem werden für die ersten Jahre die Integration von Studien- und Wohnstätten in der Innenstadt und der Ausbau der ehemaligen Pädagogischen Hochschule in der Feldkirchenstraße beschlossen. Damit ist der Grundstein für das Konzept Universität in der Stadt gelegt. 4000 Studierende sollen in der neuen Institution einen Hochschulabschluss erwerben können.

Nach einem Jahr scheidet Heggelbacher aus dem Doppelrektorat aus, Elisabeth Roth führt die Gesamthochschule fortan alleine weiter. Seine Ziele habe er erreicht, wird er später in seiner Autobiographie schreiben. „Ihr (das der Gesamthochschule/Anm. d. Red.) Wachstum hat selbst Zweifler in Verlegenheit gebracht. Besseres konnte man nicht erwarten. Sollte die Zukunft ebenso ausgehen, wird sie eine gute sein.“

Die Bundesrepublik Deutschland ehrt Heggelbachers Engagement für Stadt und Gesamthochschule 1979 mit dem Verdienstorden, umgangssprachlich auch Bundesverdienstkreuz genannt. Denn charakteristisch für Heggelbacher ist, dass ihm zeit seines Lebens beides am Herzen lag. Trotz seiner Verwurzelung in seinem angestammten badischen Land habe er in Bamberg „sehr schnell eine neue Heimat gefunden und [sie] lieben gelernt“, beschreibt ihn Hierold. Heggelbacher wiederum sieht in seiner Autobiographie die Domstadt als „eine historisch so interessante Stadt, (die) den Studenten jeder Fakultät viel zu erzählen (hat) und […] Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbinden“ könne. Am 18. September 1997 verstirbt er in Bamberg.

Text: Sebastian Koch/Dezernat Kommunikation & Alumni

Othmar Heggelbacher im Bamberger Professorinnen- und Professorenkatalog

Quellen:

Othmar Heggelbacher: Leben im Rückblick – Führung und Zuversicht. Bamberg: o. V. 1989.

Elisabeth Roth: Entstehung und Frühphase der Gesamthochschule Bamberg 1968-1976. In: Franz Machilek (Hrsg.): Haus der Weisheit. Von der Academia Ottoniana zur Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Katalog der Ausstellungen aus Anlaß der 350-Jahrfeier. Bamberg: Universitätsverlag 1998.

Universitätsarchiv Bamberg, Signatur V P 18.