Die Rothensteine bei Stübig – Felsturmopferplatz und schnurkeramische Steilhangsiedlung (Timo Seregély)
Die beiden mächtigen Felstürme, der sogenannte Große und der nur gut 50 m südlich gelegene Kleine Rothenstein, befinden sich inmitten des westlichen Steilhangs des Rötelberges, etwa 600 m östlich des kleinen Dorfes Stübig (Abb. 1). Schon Ende der 1950er Jahre wurde der Platz durch den ehrenamtlichen Sammler Hermann Mauer entdeckt, welcher an den Flanken einer ca. 8 x 8 m großen, relativ ebenen Fläche und sogar vom Großen Rothenstein selbst prähistorisches Fundgut bergen konnte. Da für eine Siedlung diese kleine Fläche völlig unzureichend erschien und die naturräumliche Imposanz der Felsen für sich sprach, war die Annahme einer urgeschichtlichen rituellen Stätte nahezu zwanghaft. Gerade solche Orte sind allerdings europaweit kaum erforscht, da sie meist abgelegen und exponiert stehend nicht von den üblichen Rettungsgrabungen betroffen sind. Dass sie dennoch einer extremen Gefährdung unterliegen, zeigten die Rothensteine umso deutlicher. Neben mehreren kleinen Raubschächten, welche auch in diesem Landstrich die Existenz krimineller „Schatzsucher“ anzeigen, ist es vor allem die natürliche Erosion, die, begünstigt von der Topographie und dem stetigen Begehen durch die vielen Bergsteiger, das Fundmaterial die Hänge hinabfließen lässt. Die Professur für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg führte deshalb in den Jahren 2003, 2007 und 2009 drei Grabungskampagnen durch, wobei die letzte zusammen mit dem Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie der Universität Würzburg im Rahmen des hier vorgestellten Forschungsprojekts stattfand. Insgesamt konnte in 140 m2 Fläche ca. 250 kg Fundmaterial geborgen werden, wobei der Schwerpunkt auf unterschiedlichen Arealen lag (Abb. 2).
Den wichtigsten Untersuchungsbereich bildete zunächst der östliche, ebene Vorplatz des Großen Rothensteins, welcher nahezu vollständig untersucht wurde (Schnitte 1, 3, 6 und 55). Die meist zwischen 20 und 40 cm mächtige, dunkelbraune bis schwarze Fundschicht enthielt zahlreiche Keramikfragmente, Knochen und Steinartefakte bzw. deren Bruchstücke. Um das Fundmaterial optimal auswerten zu können, erfolgte eine Erfassung in 0,25 bis 1 m2-Quadranten und 10 cm starken Abträgen. Datierbares Keramikmaterial und andere Artefakte, aber auch zahlreiche Knochen wurden dreidimensional eingemessen, um später eine Rekonstruktion der Ablagerungsgeschichte zu ermöglichen. Meist handelte es sich im Bereich dieser leichten Verebnung um die erwähnte Kulturschicht, allerdings ließ sich auch eine ca. 80 cm tiefe Grube nachweisen, welche in den anstehenden Kalkverwitterungshorizont gegraben war (Abb. 3).
Frühlatènezeitliche Keramik von der Grubensohle datiert den Befund höchstwahrscheinlich in das 5. vorchristliche Jahrhundert. Andere Epochen, auf welche das Fundspektrum in diesem Grabungsareal schließen lässt, sind das Frühneolithikum (Bandkeramik), das Endneolithikum (Kultur mit Schnurkeramik), die Frühbronzezeit, die Spätbronzezeit und die Spätlatènezeit. Für letztere lässt sich neben Graphittonkeramik und Scherben mit vertikaler Ritzlinienzier eine Bronzefibel vom Typ Nauheim anführen (Abb. 4). Für die Spätbronzezeit, dessen Fundmaterial hier am reichlichsten vertreten war, sind recht sicher die mittlere und jüngere Urnenfelderzeit (Stufen Ha A2/B1 bzw. Ha B2/B3) belegt, wobei mehrere Tonstempelfragmente besonders hervorzuheben sind (Abb. 5-6). Wozu man diese Gegenstände mit ihrer charakteristischen Symbolik tatsächlich nutzte, bleibt ungewiss. Allerdings erscheint ein „Bestempeln“ von Nahrungsmitteln wie z. B. Brotteig oder Butter am plausibelsten, da die Stempel ausnahmslos konisch geformt sind.
Auf der anderen Seite des Großen Rothensteins ist auch heute noch ein leichter, abriartiger Felsüberhang vorhanden (Abb. 7). In Schnitt 5 bzw. dessen Erweiterung Schnitt 9 zeigte sich als oberste Ablagerung ein ca. 50 cm mächtiges Schuttpaket, dem eine 10 cm starke, holzkohlehaltige Schicht mit Funden der Spätlatènezeit folgte. In diesem Zusammenhang soll das Fragment eines qualitativ hochwertigen Drehscheibengefäßes erwähnt werden, welches direkt vor der Felswand lag (Abb. 8). Getrennt durch eine weitere ca. 20 cm dicke Schicht aus Dolomitverwitterungsschutt befand sich darunter eine ältere, ebenfalls etwa 10 cm starke Kulturschicht, dessen Funde in die Späthallstatt- bis Frühlatènezeit datierten. Von dieser tiefte sich eine kleinere Grube ab, welche mit einem größeren Dolomitstein abgedeckt war (Abb. 9). In der Grubenfüllung befanden sich zahlreiche Tierknochen, darunter etliche Rippen (vermutlich von Schaf oder Ziege), welche an beiden Enden und Seiten deutliche Schnittspuren aufwiesen (Abb. 10). Des Weiteren fanden sich ein ca. 20 x 20 x 15 cm großes Bruchstück eines blockartigen Schleifsteins aus ortsfremden Quarzit, zwei Klopfsteine aus Flussgeröll bzw. Kalkstein und jede Menge Keramikbruchstücke der Eisenzeit. Auf der Sohle lag auf der Mündung stehend, ein nicht vollständiges, aber zu großen Teilen erhaltenes Schüsselchen der Späthallstatt-/Frühlatènezeit (Abb. 11).
Der Befund repräsentiert in seiner Zusammensetzung der Funde recht sicher eine rituelle Deponierung, wobei das genaueMotiv für diese natürlich verborgen bleibt. Interessant ist der Fund eines Birkenpechobjekts aus diesem Schnitt, welches Umwicklungsspuren sowie ein Loch besitzt (Abb. 12). Letzteres verweist auf ein Stäbchen (vermutlich aus Holz), auf das der Pechklumpen ursprünglich aufgesteckt war. Das Birkenpechstück stammt aus einer noch tiefer gelegenen Schicht, welche aber nur randlich im Südosten von Schnitt 9 angeschnitten wurde und wenige aussagefähige Funde metallzeitlichen Charakters erbrachte. Vermutlich gehört sie in die frühe Hallstattzeit oder in die Urnenfelderzeit. Das Birkenpech könnte vielleicht im Zusammenhang mit der in Oberfranken typischen Pechbemalung auf Gefäßen während der Hallstattzeit gesehen werden, wobei dieser Rohstoff natürlich ebenso in anderen Bereichen, z. B. als Klebstoff Anwendung fand. Aus den beiden anderen eisenzeitlichen Schichten konnten zudem verkohlte Getreidekörner geborgen werden, für die auch ein ritueller Hintergrund durchaus in Frage kommt. Eine höhere Konzentration stammt dabei aus dem spätlatènezeitlichen Horizont.
Auch am Kleinen Rothenstein ließ sich eine prähistorische Nutzung nachweisen, wobei allerdings aus den entsprechenden Schnitten 4 und 11 kaum urnenfelderzeitliches Material stammte. Dagegen waren Funde der Schnurkeramik, der Frühbronzezeit und der Späthallstatt-/Frühlatènezeit häufiger vertreten. Möglicherweise ist daraus zu schließen, dass der Große Rothenstein während der Urnenfelderzeit die entscheidendere Rolle im Ritualgeschehen besaß. Mit einer größeren Zahl an Hangsondagen von 1 x 1 m Größe sollte das Maß von bereits erodierter Kulturschichtsubstanz erfasst werden, um später Hinweise auf ursprünglich vorhanden gewesene Schichtstärken bzw. Gefäßzahlen zu erhalten. Dabei ließ sich sogar im steilen Hang eine Fundschicht von bis zu 50 cm beobachten. Vermutlich größtenteils verlagert waren dabei auch einige kleinere Metallfunde, u. a. eine Eisenpfeilspitze mit Schwalbenschwanz (Abb. 13), ein frühbronzezeitlicher Noppenring (Abb. 14), der ein nahezu identisches Pendant in einem Fund vom Motzenstein bei Wattendorf besitzt, ein kleiner massiver Bronzering (Abb. 15) oder ein urnenfelderzeitlicher Brillenspiralanhänger (Abb. 16).
In situ ließ sich dagegen die Deponierung eines späturnenfelderzeitlichen Lappenbeils mit Öse dokumentieren (Abb. 17). Es war mitten im Steilhang zwischen beide Felstürme platziert worden. Darüber befand sich eine größere Zahl das Beil überkragender Dolomitgerölle, die es offenbar vor einem Abrutschen am Hang schützen sollten (Abb. 18-19). Durch die Steinpackung war es glücklicherweise auch für Sondengänger nicht auffindbar. Stärkere Fundkonzentrationen, auch mit größer und besser erhaltenen Gefäßfragmenten, Bruchstücken von Miniaturgefäßen sowie mehreren vollständigen Spinnwirteln (Abb. 20) fanden sich besonders nahe am Felsen (z. B. Schnitte 14, 30, 52-53, 61). Ein geringerer Anteil der Keramikscherben und Tierknochen wies Spuren von Brandeinwirkung auf. Gerade anhand der Fundverteilung könnten sich im Rahmen der genauen Auswertung Ablagerungsprozesse ermitteln lassen, welche möglicherweise auch eine zeitliche Trennung erlauben. So ließe sich unter Umständen auch ein Wandel ritueller Aktivitäten rekonstruieren.
Bereits im Herbst 2003 fand auch eine erste Sondage in einer Felsspalte (Schnitt 2) auf dem Gipfel des Großen Rothensteins statt, welche wenige metallzeitliche Scherben und ein kalziniertes Knochenstück erbrachte. In der Kampagne 2009 wurden beide Felsgipfel erneut an einigen Stellen, an denen sich eine geringmächtige Sedimentauflage erhalten hatte, sondiert (Abb. 21). Nun konnte deutlich mehr Material erfasst werden, so auf dem Großen Rothenstein schnurkeramische, bronzezeitliche, eisenzeitliche und mittelalterliche bis frühneuzeitliche Gefäßfragmente sowie einige Knochen, Rotlehm, Hornstein, Felsgestein, Sandstein und Holzkohle. Auf dem Kleinen Rothenstein war die Möglichkeit von Sondagen stark eingeschränkt, da sich kaum Sedimentreste erhalten hatten. Trotz allem erbrachte auch der kleine Sondageschnitt 10 mit Keramikbruchstücken der Schnurkeramik und einer vermutlich urnenfelderzeitlichen Randscherbe den Beleg, dass der Gipfel in prähistorischer Zeit mit Keramikgefäßen erklommen worden ist. Sicher muss man sich für diese Zeit den Bau von hölzernen Gerüsten und Leitern zum Erreichen der Gipfelplateaus vorstellen, denn ohne spezielle Ausrüstung ist ein Besteigen der beiden Felstürme lebensgefährlich. Ob die prähistorischen Objekte nun auf den Felstürmen komplett deponiert und durch Witterung zerstört wurden oder eine intentionelle Zerschlagung an Ort und Stelle bzw. ein Werfen von oben erfolgte, wird vielleicht durch die Feinanalyse der Funde bzw. deren Verteilung um die beiden Felsfüße differenzierbar sein.
Die große Menge an schnurkeramischen Funden wie Keramik (Abb. 22-24), Mahl- (Abb. 25-26) bzw. Schleifsteinfragmenten (Abb. 27), Bohrkernen (Abb. 28), Beilrohlingen oder Halbfabrikaten (Abb. 29), Silexartefakten (Abb. 30) sowie einigen Knochengeräten (Abb. 31), insbesondere auch im Hangbereich, machte stutzig, da der Platz topographisch nicht ins klassische Siedlungsschema passen wollte.
Trotzdem wurde ein Versuch unternommen, mittels geomagnetischer Prospektion den Richtung Osten auf das Rötelsbergplateau führenden Steilhang ausschnittsweise zu untersuchen. Dadurch konnten längliche, N-S-verlaufende Anomalien erfasst werden, welche sich durch die danach angelegten Suchschnitte als Reste wahrscheinlicher Siedlungsstrukturen entpuppten. An den entsprechenden Stellen war der sonst eigentlich in Hangneigung verlaufende Massenkalkfels senkrecht bis zu 60 cm abgeschlagen worden (z. B. in den Schnitten 57/63 und 59). In einem Fall befand sich an dieser abgeschlagenen Kante ein tiefer verlaufendes, schmales Gräbchen, in das vermutlich eine Bohlenwand eingelassen war (Abb. 32). Dafür spricht auch die starke Glättung der angrenzenden Felswand, welche vermutlich nur durch an einer Holzwand abfließendes Wasser so entstehen konnte. In diesem Bereich konzentrierten sich auch Rotlehmbröckchen, die auf einen ehemaligen Wandbewurf hindeuten. An einer anderen Stelle in Schnitt 59 war der Fels ebenfalls senkrecht abgeschlagen worden, wobei hier die Fläche auf dem Kalkgestein nicht die Glättung wie im vorangegangenen Beispiel aufwies. In dem Fall konnte auch kein direkt vorgelagertes Wandgräbchen, sondern eine Art durch Dolomitsteine gebildete Schwelle dokumentiert werden (Abb. 33). Sicher war auch in diesen Bereich eine Holzkonstruktion, vermutlich ein Schwellbalkenbau in den Hang eingepasst worden. Hangabwärts schlossen direkt an diese Befunde Kulturschichten an, welche ausschließlich schnurkeramisches Fundmaterial enthielten. Besonders im tiefsten Niveau war das Material ausgezeichnet erhalten. U. a. konnte ein kompletter, aber an Ort und Stelle antik gebrochener Schleifstein im Grenzbereich zum anstehenden Fels gefunden werden, so dass man in diesem Fall sogar von einer in situ-Lage ausgehen kann (Abb. 34). Auch für die am Motzenstein bei Wattendorf so oft beobachteten Tonminiaturen von Äxten und Rädern ließen sich einige Parallelen nachweisen (Abb. 35
In Schnitt 57 befand sich im unteren Hangbereich Richtung Westen ein eckiger, aus dem Fels ausgeschlagener Bereich, welcher vielleicht zur Aufnahme eines starken Holzpfostens diente (Abb. 36). Selbst wenn man sich Holzbauten geringer Größe vorstellt, so müssen diese im unteren Bereich abgesetzt gewesen sein, um die Hangneigung auszugleichen. Dafür stellt diese Felsaussparung einen möglichen Beleg dar. Im Beispiel von Schnitt 57/63 wäre ein ca. 1,9 m langer Pfosten nötig gewesen, um die Ebenheit eines ca. 5 m breiten Gebäudes unbekannter Länge zu gewährleisten. Hinweise zur genauen Größe und Beschaffenheit der Bauten bzw. zur Ausdehnung der Siedlung lassen sich nur durch umfangreichere Grabungen gewinnen.
Zumindest sind neben Wattendorf-Motzenstein und Schwabthal-Hohler Stein nun schon drei schnurkeramische, weilerartige Siedlungen in unmittelbarer Nähe von markanten Felsformationen zu verzeichnen, welche etwa gleichzeitig im Abstand von ca. 4 km existierten. Darauf deuten zumindest die 14C-Daten um 2600 v. Chr. hin, so auch das bislang einzige endneolithische Datum aus Stübig (Abb. 37). Dieses Muster weist Felsformationen eine entscheidende Rolle bei der Siedlungsgründung in dieser Zeit zu, was zweierlei Ursachen besessen haben könnte. Entweder gab es das Bestreben, Alltag und Ritus durch entsprechende Naturgegebenheiten enger zu verknüpfen, oder die auffälligen Felsformationen hatten als außergewöhnliche Standorte in dieser Region eine hohe Bedeutung im Identitäts- bzw. Territorialwesen der schnurkeramischen Siedler. Eine sekundäre Funktion der Felsen als kurzfristiger Zufluchtsort bei Gefahr erscheint zumindest für den Hohlen Stein oder den Motzenstein denkbar, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit aber nicht der Grund für die Anlage der Siedlungen in unmittelbarer Felsnähe gewesen sein. Die frühesten Funde, repräsentiert durch eine einzige verzierte linearbandkeramische Scherbe und einen Dechsel gehören an den Beginn des Neolithikums, wobei die verschwindend geringe Menge für eine nur kurze Begehung sprechen. Ein Hauptanteil der Funde ist der Schnurkeramik zuzuordnen, wobei durch die eben angeführten Befunde auch ein Siedlungszusammenhang plausibel wurde. Der zeitlich nächste Fundniederschlag lässt sich in der Frühbronzezeit fassen, wobei die Fundmenge aber deutlich zurückgeht. Hierzu passte das zweite 14C-Datum von den Rothensteinen, wobei der Rothirschknochen eine Zeitstellung zwischen 1880 und 1610 v. Chr. erbrachte (Abb. 38).
Ein Schwerpunkt der rituellen Nutzung des Felsens war sicher die späte Bronzezeit, von der neben den erwähnten Metallfunden der Großteil der keramischen Hinterlassenschaften stammt. Vertreten ist sowohl Feinkeramik (z. B. mit Graphitierung oder Rillenzier; Abb. 39) als auch Grobkeramik (Verzierung mit Tupfenleisten). Ob der Ort auch in der älteren Hallstattzeit für rituelle Handlungen präsent oder ca. 300 Jahre ungenutzt blieb, ist ohne Feinanalyse der Funde derzeit schwer zu entscheiden. Sicher ist, dass am Übergang von der Späthallstatt- zur Frühlatènezeit (also um 450 v. Chr.) wieder häufiger menschliche Aktivitäten belegbar sind, welche sich nun im Gegensatz zu den anderen Epochen mit deutlichen Bodeneingriffen (Deponierung Schnitt 5/9, Grube Schnitt 3) verbinden lassen. Die wenigen spätlatènezeitlichen Funde zeigen nach dem Fehlen der in ganz Oberfranken selten belegten Stufe Latène C eine erneute Begehung und offenbar rituelle Nutzung am Ende der Eisenzeit.
Für die Betrachtung des Platzes sind natürlich auch umliegende Siedlungen oder Gräber von Bedeutung. Sie werden vor allem bei der späteren Rekonstruktion von Rituallandschaften eine Rolle spielen. So ist ca. 500 m nordwestlich der Rothensteine am Dorfrand von Stübig durch Lesefunde eine urnenfelderzeitliche Siedlung bekannt. Unmittelbar oberhalb der Felstürme auf der angrenzenden Hochfläche befindet sich ein antik beraubtes Hügelgräberfeld, von dem allerdings keine Funde überliefert sind. Eine hallstattzeitliche Datierung ist anzunehmen, jedoch wäre wegen der Nähe zur schnurkeramischen Siedlung auch eine endneolithische Gründung des Gräberfelds mit späterer Überprägung und Nutzung in den Metallzeiten denkbar. Weitere Lesefunde mit Siedlungscharakter der Urnenfelder- bzw. Hallstatt-/Frühlatènezeit befinden sich ca. 1,5 km östlich der Rothensteine auf der Hochfläche. In diesem Fall ist ebenfalls ein Bezug zu den auffälligen Felsformationen vorstellbar.
Selbst wenn sich die genauen, geistigen Hintergründe der ur- und frühgeschichtlichen Aktivitäten archäologisch nicht mehr erschließen lassen, so bestätigen die Vorergebnisse der Grabung rituelle Praktiken an den Rothensteinen, welche offenbar epochenspezifisch gewisse Unterschiede aufweisen können. Hier befinden wir uns jedoch erst am Anfang und eine mühevolle und kostenintensive, aber sicher spannende Forschungsarbeit steht bevor. Als sicher sollte gelten, dass die Stübiger Rothensteine ein „starker“ und beeindruckender Ort durch die Zeiten waren und für diejenigen, welche diesen Platz erst einmal entdeckt haben, auch bleiben.