Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Forschungsdatenmanagement
Grundsätzliches
Was sind Forschungsdaten?
Forschungsdaten sind Daten, die im Zuge wissenschaftlicher Vorhaben z.B. durch Digitalisierung, Quellenforschungen, Experimente, Messungen, Erhebungen oder Befragungen entstehen. Siehe Forschungsdaten, Beschreibung des Handlungsfeldes der Allianzinitiative Digitale Information.
Was ist Forschungsdatenmanagement?
Forschungsdatenmanagement (FDM) vereint eine Vielzahl von Maßnahmen und Verfahren, methodischer, konzeptioneller, technischer und organisatorischer Art, um Forschungsdaten innerhalb ihres digitalen Lebenszyklus und darüber hinaus zu handhaben. Das FDM umfasst daher die Erstellung, Bearbeitung, Anreicherung, Veröffentlichung und Archivierung von Daten.
FDM ist Teil guter wissenschaftlicher Praxis. Forschungsförderer aber auch Verlage und Fachzeitschriften setzen zunehmend voraus, dass zu einer Publikation gehörende Daten zur Nachnutzung verfügbar gemacht werden. Die Maßnahmen und Verfahren des FDM können in einem Datenmanagementplan festgehalten werden.
Warum ist Forschungsdatenmanagement wichtig?
FDM...
- erfüllt die Vorgaben von Fördergebern,
- spart Zeit und Ressourcen,
- vermindert das Risiko von Datenverlust durch Maßnahmen wie Datendokumentation, -sicherung und -archivierung,
- macht Forschungsergebnisse überprüfbar und nachnutzbar,
- erhöht die Sichtbarkeit der eigenen Forschung.
Datenmanagementplan (DMP)
Was ist ein Datenmanagementplan?
Ein Datenmanagementplan (DMP) sollte bereits vor Beginn eines Forschungsprojekts bzw. in der Antragsphase erstellt werden. Er beschreibt den gesamten Lebenszyklus der Daten von ihrer Erhebung bis zur Archivierung sowie Maßnahmen, die sicherstellen, dass die Daten auch nach Projektende nachnutzbar und nachvollziehbar bleiben. Viele Drittmittelgeber erwarten Angaben zum Umgang mit Forschungsdaten als Teil eines Förderantrags.
Welche Inhalte sollte ein Datenmanagementplan enthalten?
In einem Datenmanagementplan sollten die folgenden Punkte angesprochen werden:
- Allgemeine Angaben zum Forschungsvorhaben
- Existierende Daten
- Im Projekt generierte Daten
- Datenorganisation
- Administrative und rechtliche Aspekte
- Archivierung, Datenaustausch und Datenpublikation
- Verantwortlichkeiten und Pflichten
- Kosten und Ressourcen
Welche Vorgaben sind bei Drittmittelanträgen an die DFG zu beachten?
Die DFG empfiehlt in den Leitlinien zum Umgang mit Forschungsdaten, die erzeugten Daten, so zeitnah wie möglich Dritten für mindestens 10 Jahre zur Verfügung zu stellen. Die für die Nachnutzung der Forschungsdaten anfallenden projektspezifischen Kosten können im Rahmen des Projekts beantragt werden.
Den Kodex „Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis“ der DFG müssen alle Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen rechtsverbindlich umsetzen, um Fördermittel durch die DFG erhalten zu können. Forschungsdatenmanagement ist hier in besonderem Maße angesprochen.
Im Rahmen der Antragserstellung ist der “Umgang mit den im Projekt erzielten Forschungsdaten” zu erläutern. Hierbei sollte auch auf Standards für Dokumentation, Metadaten, Datenformate und Datenorganisation eingegangen werden. Für die Zugänglichmachung der Daten sollen auch bestehende Datenrepositorien und Archive berücksichtigt werden. Des Weiteren gibt es zahlreiche disziplinspezifische Leitfäden.
Welche Vorgaben sind bei Drittmittelanträgen an das BMBF zu beachten?
Je nach Bekanntmachung sind Forschungsdaten von unterschiedlicher Relevanz.
Generell erwartet das BMBF einen "Verwertungsplan", in dem unter anderem wissenschaftliche und/oder technische Nachnutzungsmöglichkeiten darzustellen sind.
Zum Teil ist die Umsetzung des Forschungsdatenmanagements bereits im Antrag darzulegen und Teil der Begutachtungskriterien.
Welche Vorgaben sind bei Drittmittelanträgen im Rahmen von Horizon Europe zu beachten?
Ein Datenmanagementplan ist verpflichtend. Für die Antragsstellung ist zunächst nur ein Dokument mit Überlegungen zum FDM erforderlich, das bei signifikanten Änderungen sowie am Ende des Projekts aktualisiert werden muss.
Wo finde ich weitergehende Informationen zur Erstellung eines DMP?
Eine Hilfestellung für das Schreiben eines DMP bietet unser „Leitfaden für die Erstellung eines DMP für DFG-Anträge“. Darin finden Sie auch Links zu Muster-Datenmanagementplänen anderer Einrichtungen. Haben Sie Fragen oder benötigen Sie Unterstützung bei Ihrem DMP-Entwurf, wenden Sie sich gerne an den FDM-Service. Wir lesen und kommentieren Ihren Entwurf gerne. Bei allen Fragen zu Ihrem Projektantrag über das FDM hinaus, können Sie sich an das Dezernat Forschungsförderung und Transfer (Z/FFT) wenden.
Eine Zusammenstellung von nützlichen Tools und Vorlagen zur Erstellung von Datenmanagementplänen finden Sie auf der Webseite Forschungsdatenmanagement Bayern und im Informationsportal forschungsdaten.info.
Finden, Zitieren, Nachnutzen
Wo finde ich Forschungsdaten?
Forschungsdaten für Ihren eigenen Forschungsbereich finden Sie in institutionellen oder fachspezifischen Repositorien. Eine Übersicht über Repositorien bietet das Registry of Research Data Repositories (re3data).
Darüber hinaus können Sie bereits registrierte Datensätze über Datenportale wie DataCite oder das European Union Open Data Portal finden.
Wie zitiere ich Forschungsdaten?
Die korrekte Zitation von Forschungsdaten ist Teil der guten wissenschaftlichen Praxis und unerlässlich für die Nutzung und Nachnutzung eigener und fremder Daten.
Eine Zitation sollte Angaben zu Urheber, Veröffentlichungsdatum, Titel, Publikationsagent sowie einen Identifikator umfassen. Optional können weitere Angaben, wie der Ressourcentyp, ergänzt werden. Empfohlen wird folgende Zitierweise: Ersteller*in(nen) (Veröffentlichungsdatum): Titel. Datenrepositorium oder Archiv. Version. Persistenter Identifikator (vorzugsweise als Link).
Weitergehende Informationen zum Zitieren von Forschungsdaten finden Sie hier.
Speicherung, Veröffentlichung, Archivierung
Wie können Forschungsdaten gespeichert werden?
Die einfachste Form der Speicherung ist die Ablage auf zentral bereitgestellten Netzlaufwerken der Universität. Datenmengen im Bereich unterhalb von Terabytes können unbürokratisch und ohne Rücksprache dort abgelegt werden. Falls größere Datenmengen anfallen, sollte mit dem IT-Service der Universität am besten schon vor einem Forschungsantrag geklärt werden, wie die Daten gespeichert werden können. Diese Formen der Speicherung erfordern eine eigenständige Systematik zur Verwaltung der Daten und Metadaten durch die Forschenden.
Besser geeignet zur Speicherung von Forschungsdaten sind Forschungsdaten-Repositorien. Falls für eine Fachdisziplin bereits überregionale Repositorien etabliert sind, empfiehlt es sich, die Daten dort zu speichern. Falls kein überregionales Repositorium zur Verfügung steht, können die Daten im Forschungsdatenrepositorium der Universität Bamberg abgelegt werden (befindet sich aktuell im Aufbau).
Wie kann ich meine Forschungsdaten veröffentlichen?
In ihrer Open-Access-Erklärung fordert die Universitätsleitung die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Universität auf, ihre Publikationen und Forschungsergebnisse zu veröffentlichen. Auch innerhalb der Open-Science-Bewegung erhält die Publikation von Forschungsdaten hohe Bedeutung.
Zur Veröffentlichung von Forschungsdaten kommen sowohl institutionelle, fachübergreifende (z. B. Zenodo, Dryad oder Figshare) als auch fachspezifische Repositorien infrage. Letztere sollten bevorzugt werden, da sie die Vorteile bieten, dass fachspezifische Standards und Metadatenschemata besser berücksichtigt und spezifischere Erschließungs- und Recherchemöglichkeiten bereitgestellt werden können. Sollte für Ihre Fachdisziplin noch kein geeignetes Repositorium existieren, können Sie Ihre Forschungsdaten im Forschungsdatenrepositorium der Universität Bamberg veröffentlichen.
Bibliographische Angaben zu bereits veröffentlichten Forschungsdaten können Sie analog zu Ihren Publikationen im FIS der Universität Bamberg nachweisen und mit Projekten, Einrichtungen und Publikationen verknüpfen.
Zudem gibt es spezielle "Data-Journals", die sich auf die Veröffentlichung von Forschungsdaten spezialisiert haben. Eine (nicht vollständige) Übersicht findet sich unter www.forschungsdaten.org/index.php/Data_Journals.
Wie finde ich ein geeignetes Repositorium?
Zur Suche nach einem geeigneten und vertrauenswürdigen Repositorium können Sie das Registry of Research Data Repositories (re3data) nutzen. re3data bietet Sucheinstiege über den Fachbereich, Datentyp oder Betreiber eines Repositoriums.
Was sollte bei der Veröffentlichung von Forschungsdaten beachtet werden?
- Eignung des Repositoriums für die Fachdisziplin
- langfristige Verfügbarkeit des Repositoriums
- verwendete Datenformate und Metadatenstandards
- rechtliche Aspekte (u. a. Datenschutz, Urheberrecht, Persönlichkeitsrecht, Lizenzierung)
Wie können Forschungsdaten archiviert werden?
Die Deutsche Nationalbibliothek übernimmt die dauerhafte Archivierung von öffentlich zugänglichen Forschungsdaten, die im Zusammenhang mit der Publikation einer Dissertation entstanden sind, wie oben beschrieben.
Die zentralen Systeme des IT-Services erlauben zwar eine bis auf Weiteres unbefristete Speicherung. Eine Langzeitarchivierung im engen Sinne stellt dies aber nicht dar. Bei Ablage der Daten in einem fachspezifischen Repositorium muss im Einzelfall geklärt werden, inwieweit eine Langzeitarchivierung Bestandteil des Angebots ist.
Digitalisate können im Langzeitarchiv Rosetta des Bibliotheksverbunds Bayern gespeichert werden. Ansprechpartner ist die Universitätsbibliothek.
Daten, welche im Sinne des Bayerischen Archivgesetzes (BayArchivG) als archivwürdig eingestuft werden und dauerhaft in der Universität Bamberg archiviert werden sollen, werden durch das Universitätsarchiv verwaltet. Über die Archivwürdigkeit entscheidet das Universitätsarchiv im Benehmen mit den Forschenden oder auch übergeordneten Einrichtungen, beispielsweise Instituten oder Forschungsverbünden.
Dokumentation und Metadaten
Was sind Metadaten und Metadatenschemata?
Metadaten sind Daten, die strukturierte Informationen über andere Daten enthalten. Sie beschreiben die Daten, um deren Auffindbarkeit zu steigern und die Nachvollziehbarkeit für Nachnutzende zu gewährleisten. Darüber hinaus ermöglichen sie die Verknüpfung ähnlicher Forschungsdaten, sofern standardisierte Metadatenschemata bzw. -standards verwendet werden. Dies trägt entscheidend zum Finden und Nachnutzen bei.
Es werden unterschiedliche Arten von Metadaten unterschieden:
- bibliografische Metadaten: Angaben wie Titel, Autoren, Beschreibung oder Schlagworte ermöglichen die Zitation von Daten und erleichtern deren Auffindbarkeit
- administrative Metadaten: Geben Auskunft über Dateitypen, Standorte, Zugriffsrechte und Lizenzen und dienen der Verwaltung der Daten
- inhaltsbeschreibende bzw. deskriptive Metadaten: Sind je nach Fachdisziplin sehr unterschiedlich aufgebaut und geben Informationen zu Inhalt und Entstehungskontext der Daten. Für Forschungsdaten ist diese Art von Metadaten besonders wichtig für deren Auffindbarkeit und Nachvollziehbarkeit. Daher existieren unterschiedliche Metadatenstandards, die für eine Fachdisziplin relevante Informationen vorgeben.
Metadatenschemata bzw. -standards sorgen dafür, dass Metadaten mit den Metadaten anderer Forschungsdaten vergleichbar und verknüpfbar sind. Dazu müssen die verwendeten Begriffe standardisiert sein, d. h. es werden einheitliche Terme mit festgelegten Definitionen versehen.
Für einige Fachdisziplinen existieren bereits spezifische Metadatenstandards. Einen Überblick bieten die Research Data Alliance und das Digital Curation Centre. Sind noch keine fachspezifischen Standards vorhanden, bieten sich generische, wie z. B. der DataCite Metadata Standard an.
Recht und Lizenzen
Welche Lizenzen kann ich für die Veröffentlichung wählen?
Die Veröffentlichung von Daten unter einer bestimmten Lizenz erlaubt die Festlegung einer zulässigen Nutzungsform und stellt diese leicht verständlich und nachvollziehbar dar. Zur Gewährleistung einer breiten Nachnutzbarkeit und Transparenz Ihrer Forschungsdaten, empfiehlt sich die Nutzung freier Lizenzen.
Das verbreitetste freie Lizenzmodell ist Creative Commons (CC), das neben Urheber- und Leistungsschutzrechten in der aktuellsten Version auch das Datenbankherstellerrecht abdeckt. CC-Lizenzen sind für Texte, Abbildungen sowie Daten geeignet.
Speziell für Datenveröffentlichungen wurde Open Data Commons konzipiert.
Welche rechtlichen Aspekte muss ich beachten?
- Urheberrecht: Forschungsdaten können urheberrechtlichem Schutz unterliegen. Dies ist im jeweiligen Einzelfall zu prüfen. In der Regel erreichen Forschungsdaten die notwendige Schöpfungshöhe zwar nicht, können jedoch unter ein Leistungsschutzrecht fallen (z. B. Lichtbilder). Bei der Nachnutzung von Forschungsdaten ist ein ggf. vorhandener Urheberrechtsschutz zu prüfen.
- Datenschutz: Personenbezogene Daten unterliegen in ihrer Erhebung, Nutzung und Weitergabe strengen Vorgaben durch das Datenschutzgesetz. In Forschungsdaten enthaltene Informationen mittels derer eine Person identifiziert oder identifizierbar ist, müssen für die Veröffentlichung und Archivierung entfernt werden. Gegebenenfalls eignet sich auch eine Anonymisierung der Daten.
Einen detaillierten Überblick über das Thema Recht und Forschungsdaten bietet forschungsdaten.info.