Prof. Dr. Thomas Weißer (Laubach), Institutsdirektor und Inhaber des Lehrstuhls, begrüßte alle Teilnehmenden ganz herzlich und stellte das Institut Katholische Theologie der Universität Bamberg kurz vor.
Inhaltlich eröffnete Dominik Ritter (Theologische Fakultät Fulda) das Kolloquium mit einem Kurzvortrag über das Freihandelsabkommen „TTIP“. Im Zentrum seines Vortrags standen die Rolle und Funktion von Arbeits- und Sozialstandards in Freihandelsabkommen. Am Ende warf Ritter die Frage auf, welche Rolle eigentlich Ethiker bei Fragen und Problemen globaler Gerechtigkeit einnehmen sollten. Sollen Ethiker in der Politikberatung tätig sein und die Standards kontrollieren oder eher Lobbyarbeit, im Sinne von Parteilichkeit für die Armen ergreifen, betreiben? Diese Frage wurde im Anschluss des Vortrags intensiv diskutiert.
Prisca Patenge (Oswald von Nell-Breuning Institut Frankfurt am Main) knüpfte an diese Thematik an und stellte die von Wolf-Gero Reichert vertretende Position dar, wonach TTIP als eine Trilemma-Situation zwischen Zielkonflikt, Demokratie und nationalstaatlicher Souveränität beschrieben werden kann. Im Anschluss der beiden Vorträge folgte eine offene Diskussionsrunde die von Stefanie A. Wahl geleitet wurde und den Fokus auf Freihandelsabkommen im Kontext globaler Gerechtigkeit richtete.
Am Nachmittag wurde der Blick auf den Aspekt „Gesundheit & Globale Gerechtigkeit“ verlegt und am Beispiel des Ausbruchs der Ebola-Epidemie thematisiert.
Felix Krause (Universität Münster) stellte zunächst eine Chronologie des Ausbruchs der Epidemie vor. Weiter beschrieb er die Gründe für die Ausbreitung der Krankheit, die Folgen und stellte die Frage, warum die internationale Politik erst reagierte, als die Krankheit begann „global“ zu werden. Es schloss sich aus ethischer Sicht die Frage an, ob Gerechtigkeitsfragen über den Einzelstaat hinausgehen und somit Gerechtigkeit global oder national gedacht wird. Ein „Zwang zum Helfen“, also eine Hilfspflicht, muss nicht an nationalen Grenzen halt machen, sondern muss global erweitert werden um somit wenigstens ein Minimum an globaler Versorgung durchzusetzen. Der Einzelne steht vor dem Dilemma zwischen seiner Hilfspflicht und der Unmöglichkeit ihr für alle Betroffenen nachzukommen. Wenn dieser direkten Rettungspflicht unmöglich nachzukommen ist, so besteht doch immer noch eine moralische Pflicht beispielsweise zur Unterstützung von Rettungsorganisationen und NGOs vor Ort. Im Anschluss daran entflammte ebenfalls eine konstruktive Diskussion, in der vor allem die Art wie die Debatte um Ebola in den Ländern geführt wurde und die späte Reaktion der Politik kritisch bewertet wurde.
Im dritten Themenblock beschäftigte sich das Kolloquium mit dem Thema Transnationale Fürsorgeketten. Sebastian Zink (Universität Osnabrück) und Stefanie A. Wahl (Universität Bamberg) führten in die sozialwissenschaftliche Debatte rund um das Thema ein und identifizierten die zentralen Problemfelder und Fragen, die sich für die Ethik eröffnen. In der anschließenden Debatte, die von Christian Henkel (Universität Tübingen) geleitet wurde, ging es vor allem um die Strukturen, die Transnationale Fürsorgeketten ermöglichen und deren Ausgestaltung.
Zum Abschluss der Veranstaltungen bekräftigten alle Teilnehmenden die Bedeutsamkeit des Austauschs unter Nachwuchswissenschaftlern zu den besprochenen Themen. Insbesondere die Reflexion auf die Rolle und Aufgabe der Theologischen Ethik sorgte nachhaltig für Diskussionsbedarf und soll beim nächsten Treffen im Oktober nochmal stärker in den Blick genommen werden.