"Alle Schülerinnen und Schüler müssen erkennen, dass sie etwas können“
Lehrkräfte, Bildungsmultiplikator*innen und Schüler*innen kamen in der Vorlesung „Einführung in die Grundschulpädagogik“ von Prof. Dr. Miriam Hess zusammen, um ihre Erfahrungen zum Thema sozialunternehmerisches und gemeinwohlorientiertes Denken und Handeln an Schulen mit den Bamberger Lehramtsstudierenden zu teilen. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Projekts „Teachers as Changemakers“ (TaC) statt. Im vom Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst geförderten Projekt, welches die Universitäten Bamberg und Würzburg gemeinsam durchführen, sollen angehende Lehrerinnen und Lehrer zu Multiplikatoren für sozialunternehmerisches Denken und Handeln an Schulen ausgebildet werden.
Auf Initiative des Projektteams „Teachers as Changemakers“ rund um Sarah Dahnen vom Büro für Innovation und Gründung der Universität Bamberg freuten sich rund 150 Grundschullehramtsstudierende am 28. November 2023 über inspirierenden Experteninput zum Thema „Create to change! Unternehmerische Kreativität an Schulen fördern“. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Frage, wie Kinder für die besonderen Herausforderungen unserer volatilen, unsicheren, komplexen und transformativen Welt fit gemacht und zu proaktiven Mitgestalter*innen der Gesellschaft werden können.
Laut der geladenen Expert*innen gelinge dies, indem Kinder bereits früh, im Kindergarten- und Grundschulalter, die Gelegenheit zu einer ökonomischen Grundbildung erhielten und indem sie ein unternehmerisches Mindset entwickeln und sich frei an der Entwicklung von Ideen für bestehende Probleme ausprobieren dürften.
Dies hob zunächst Johannes Lindner, Professor für Entrepreneurship Education an der KPH Wien/Krems und Kopf der Initiative for Teaching Entrepreneurship (IFTE), in seiner kurzweiligen Keynote zum Thema „Jedes Kind stärken durch Entrepreneurship Education – Projekt Lehrer*innen als Changemaker“ hervor. Er betonte, wie wichtig es sei, dass Lehrkräfte Kinder für gesellschaftliche Probleme sensibilisierten und ihnen Räume gäben, selbstständig an kreativen Lösungen zu arbeiten. Es ginge darum, dass die Kinder für sich eine Zukunft voller Chancen und Möglichkeiten sähen, sich Ziele steckten, aber auch mit Rückschlägen und Herausforderungen umzugehen lernten. Unternehmerisch zu denken und zu handeln und ganz im Sinne eines Entrepreneurs, „neue Ideen mit Wert“ für die Gesellschaft umzusetzen, sei eine innere Haltung, die erlernt werden könne. Lehrformate wie Erfinderwerkstätten oder Markttage, bei den die Schüler*innen die von ihnen entwickelten Produkte der Öffentlichkeit vorstellen und zum Erwerb anbieten könnten, seien laut Prof. Lindner sehr gut dazu geeignet, gleichermaßen ökonomisches Grundwissen als auch Persönlichkeitskompetenzen zu vermitteln und individuelle Talente zu fördern. Empowerment vonseiten der Lehrkräfte sei essentiell. „Unabhängig von Noten in Fächern wie Mathematik müssen alle Schülerinnen und Schüler erkennen, dass sie irgendetwas können“, ist Prof. Lindner überzeugt.
Ein Beispiel für ein gelungenes schulisches Empowerment in Sachen unternehmerisches Denken und Handeln boten die Bamberger Fachoberschüler*innen Juliano Albrecht, Montell Imonsili und Mia Kreßmann. Sie pitchten unter viel Applaus ihre Geschäftsidee, die sie mithilfe von Studierenden im Rahmen des universitären Seminars „Schüler*innen werden zu Social Entrepreneurs“ von Anna Benning und Sebastian Ciolek (Professur für Wirtschaftspädagogik) entwickelt haben. Ihre App Wasteless soll zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung in der Gastronomie beitragen.
Juliano Albrecht diskutierte anschließend mit der FOS-Lehrkraft Dr. Christina Bader, der Grund- und Mittelschullehrerin Susanna Klein und mit Tobias Tyll (Gymnasiallehrer und Vorsitzender des Wirtschaftsphilologenverbandes Bayern) über die Möglichkeiten zur Einbindung von Social Entrepreneurship in den Schulunterricht. Die Lehrkräfte zeigten dabei die Potentiale für Lernende wie für Lehrkräfte auf, die im Zuge der Förderung von Kompetenzen wie Kreativität, Zusammenarbeit in Teams, Problemlösekompetenz und selbstständigem Denken entstünden. Auch wenn die Vermittlung von sozialunternehmerischem Knowhow nicht dezidiert Teil der Lehrpläne sei, könnten durch eine flexible Auslegung der Vorgaben Spielräume für die praktische Vermittlung unternehmerischer Kompetenzen geschaffen werden. Bereits durch die Integration kleiner Übungen zu Kreativität und Ideenentwicklung in bestehende Unterrichtssequenzen könne etwa viel erreicht werden, um die Schüler*innen zukunftsfit zu machen, so die einhellige Meinung der Runde.
Viele interessierte Nachfragen aus dem studentischen Publikum zeigten die hohe Relevanz, die das Thema unternehmerisches Denken und Handeln in der Schule innerhalb der Ausbildung künftiger Lehrkräfte hat und dass es sich lohnt, an neuen Zugangstoren für die Entrepreneurship-Ausbildung für die und in der Schule zu arbeiten.