Die Europäisierung des Hochschulraums zwischen globaler Wissensgesellschaft und nationalen Traditionen

Teilprojekt 1 der DFG-Forschergruppe (FOR 1539) „Europäische Vergesellschaftungsprozesse. Horizontale Europäisierung zwischen nationalstaatlicher und globaler Vergesellschaftung“

Im Wettbewerb um wissenschaftlich-technischen Fortschritt und wirtschaftliche Innovationsdynamik in der globalen Wissensgesellschaft entsteht ein europäischer Hochschulraum, der neue Formen von Konkurrenz zwischen Hochschulen hervorbringt und in nationale Kontexte hineinstrahlt und diese verändert. Auf der europäischen Ebene ringen die erfolgreichsten Hochschulen mit Expertennetzwerken und politischen Akteuren um Definitionsmacht über gültige Kriterien für Exzellenz in Bildung und Forschung. Zugleich entbrennen in nationalen Feldern Kämpfe zwischen Europäisierungsgewinnern und -verlierern. Im Zuge dieses Prozesses verschärfen sich materielle und symbolische Ungleichheiten in nationalen Hochschulräumen, während europaweit Unterschiede abgebaut werden. Das Projekt untersucht im Zeitverlauf sowie im nationalen und Mehrebenen-Vergleich, wie Öffnungs- und Schließungsprozesse auf diesen beiden Ebenen ineinandergreifen, neue Allianzen und Konfliktlinien hervorbringen und in materieller und symbolischer Hinsicht die Gestalt der nationalen und europäischen Hochschulräume sowie der Universität als Institution prägen.
Mit der Öffnung der nationalen, in sich hierarchisch strukturierten akademischen Felder ist gleichzeitig eine Europäisierung des akademischen Kapitalismus verbunden: Die zuvor vor allem national vermittelte Ungleichheit zwischen Forschern, Disziplinen und Universitäten wird zunehmend zum Gegenstand eines europaweiten institutionellen Leistungsvergleichs mit einigen wenigen, global sichtbaren Gewinnern.  Auf der Mikro- und Mesoebene haben sich schon vielfältige Strategien transnationaler Karrierewege und Drittmittelkooperationen entwickelt, die auf eine stärker europäisierte wissenschaftliche Arbeitsweise hinweisen. Die mitunter konflikthafte Genese eines europäischen Hochschulraums wird insbesondere im Hinblick auf transnationale akademische Migration, Ungleichheitseffekte des „brain-drain“ und die Entstehung einer europäischen Elite untersucht.

Weitere Informationen finden Sie auf der Seite der DFG-Forschergruppe.

Projektleitung von Prof. Dr. Münch, Otto-Friedrich Universität, in Kooperation mit der Zeppelin Universität.

Projektmitarbeiter:
Vincent Gengnagel
Dipl. Soz. Stephanie Beyer (ehemalige Mitarbeiterin)
Len Ole Schäfer