Kurzinterview zwischen Dr. Elena Frech und dem Dekan der Sowi Prof. Dr. Karl-Heinz Gerholz
Dekan: Frau Frech, Sie beschäftigen sich in Ihrer Forschung u.a. mit der Frage der Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Karrieren in Parlamenten. Was sind die Hauptunterschiede?
E.F.: Abhängig vom Parlament, auf das man schaut, beobachtet man noch immer, dass Frauen es noch immer schwerer haben ins Parlament zu gelangen und auch im Parlament häufig noch auf „gläserne Decken“ stoßen. Viele Ämter im Parlament sind sehr männlich dominiert. Auch bei Parlamentarier*innen spielen bei der Entscheidung sich für eine Wahl aufstellen zu lassen – und auch im parlamentarischen Alltag – eigene oder fremde Geschlechterrollen, die Erwartungen der Gesellschaft sowie persönliche Erfahrungen eine große Rolle. In einer neuen Studie kann ich zeigen, dass die Karrieren weiblicher und männlicher Parlamentarier sich sogar in ihrer letzten Phase – dem Grund für das Verlassen des Parlamentes und der post-parlamentarischen Karriere – unterscheiden: Parlamentarierinnen scheitern statistisch gesehen häufiger an ihrer Partei bei der Wiederwahl und haben es schwerer nach ihrem Mandat in prestigereiche Positionen außerhalb des Parlamentes zu wechseln.
Dekan: Die Frage der Vielfalt in politischen Gruppen und in der Politik beschäftigt auch die politische Praxis. Welche Tipps haben Sie hier zur Förderung der Vielfalt?
E.F.: Aus demokratie-theoretischen Gründen ist eine faire Repräsentation aller gesellschaftlicher Gruppen auch oder vielleicht sogar besonders innerhalb politischer Gruppen wichtig. Leider ist es in vielen Kontexten noch ein langer Weg bis dahin. Ich würde dafür plädieren erst einmal bei sich selbst und im Kleinen anzufangen. In den meisten Parlamenten z.B. werden wichtige Besprechungen oft am Abend oder am Wochenende abgehalten, was Eltern, besonders Mütter, stark benachteiligt. In einem zweiten Schritt müsste man darüber diskutieren, wie formelle Regelungen wie z.B. Quoten genutzt werden können, um Vielfalt zu stärken. Es ist richtig und wichtig, dass sich viele aktuelle Maßnahmen für Förderung der Vielfalt in der Politik auf die Genderfrage beziehen. Aber auch bei der Repräsentation von Menschen mit verschiedener Herkunft oder sexueller Orientierung, von verschiedenen Religionen und von Behinderten liegt noch ein langer Weg vor uns.
Dekan: Diversity ist der Universität ein Anliegen. Was bedeutet für Sie persönlich Diversity im Arbeits- und Lebensalltag?
E.F.: Wir alle profitieren von Vielfalt, das zeigt die Forschung, aber davon bin ich auch persönlich überzeugt. Über meine Forschung hinaus, ist mir Diversität bzw. die Integration von Menschen aller Art in die Gesellschaft ein Anliegen. Als stellvertretende Frauenbeauftragte der Fakultät SoWi setze ich mich nicht nur für die Gleichstellung von Frauen an der Universität ein, sondern auch für nichtbinäre, transgender und agender Kollegen. Besonders wichtig ist mir die Förderung von Eltern an der Fakultät. Ich bin selbst Mutter und weiß aus eigener Erfahrung wie schwer es Eltern im akademischen Betrieb haben. Aber die Förderung von Vielfalt geschieht vor Allem im Alltag, im Kleinen und muss immer wieder neu erkämpft werden. Ich finde es gibt viele gute Ideen (z.B. Konzepte zur Integration von Behinderten oder geflüchteten Kindern in Kindergärten und Schulen, politische Arbeit von Interessenverbänden und Initiativen zur Verbesserung der Repräsentation von Frauen und Müttern in der Politik), die ich versuche zu unterstützen.
Dekan: Danke für das Gespräch Frau Frech und dann blicken wir voraus, wie wir auch in der Fakultät SoWi die Vielfalt gemeinsam weiter stärken können.
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