Exkursion nach Norddeutschland 2019

"Auf den russischen Spuren in Norddeutschland"

Leipzig-Exkursionsauftakt am Frühstückstisch

Die Deutsche Bahn vermieste der Exkursionsgruppe um Frau Dr. Malygin einen guten Start in die Exkursion. Doch die Gruppe tat das Beste aus ihrer Situation, allen voran, Julian, der die Gruppe am ersten Tag durch Leipzig führte und mit ein paar Stunden weniger im Zeitplan zurecht kommen musste. Die Exkursion startete mit Julians historischen Hintergründen zur Stadt Leipzig während eines gemeinsamen Frühstücks am Bamberger Bahnhof. In Leizpzig angekommen zeigte er seinen Mitstudierenden die Universität, an der viele bekannte Persönlichkeiten studierten, u.a Friedrich Nietzsche, Gottfried Wilhelm Leibniz, Richard Wagner oder Erich Kästner. Außerdem machte er die Gruppe mit dem russischen Philosophen und Schriftsteller Aleksandr Nikolaevič Radiščev bekannt, der auf Wunsch Katharinas II. in Leipzig, als Kommilitone Goethes, Rechtswissenschaften studierte. Unter uralten Bäumen eines idyllischen Parkes diskutierten die Studierenden über Radiščevs Roman „Reise von Petersburg nach Moskau“. Die Studierenden bewegten sich durch das Grün an das andere Ende des Parkes, an dem sich die russische Gedächtniskirche befand. Von Weitem sah man schon die goldene Kuppel der Kirche, die eine freie Nachbildung der Auferstehungskirche in Kolomenskoje bei Moskau ist und dem Gedenken an die rund 130.000 russischen Soldaten, die während der Völkerschlacht 1813 in und um Leipzig gefallen sind, dient. Mit der Information, dass jener schöne Park damals als Friedhof fungierte, begann die Gruppe mit deutlich bedrückenderem Gefühl ihren Rückweg durch den Park zum Bahnhof. Die Studierenden machten einen kurzen Abstecher in die Altstadt, um sich die Nikolaikirche anzusehen, die im Herbst 1989 zentraler Ausgangspunkt der friedlichen Revolution in der DDR war.

 

Dostoevskijs Dresden – Die Dämonen

Am späten Nachmittag ging die Reise weiter nach Dresden. Sebastian führte uns zunächst aus dem Hotel in der berühmten Prager Straße in die Neustadt und zum Erich-Kästner-Haus. Nach dem Abendessen folgte ein Spaziergang durch das nächtliche Elbflorenz. Am nächsten Morgen begab sich die Gruppe, begleitet von wunderschönem Sonnenschein, auf die Bühlschen Terassen am Elbufer, wo F.M. Dostoevskij und I.S Turgenev gerne ihre Freizeit verbrachten. Am Dostoevskij-Denkmal am Elbufer erzählte uns Sebastian von Dostoevskijs Zeit in Dresden und über seinen Roman „Die Dämonen“. Von der Aussichtsplatform der Kuppel der Frauenkirche hatte man einen atemberaubenden Ausblick auf die gesamte Stadt. Die nächste Station war der Zwinger, wo die Gruppe die Möglichkeit hatte u.a.die Sixtinische Madonna, von der Dostoevskij seiner Zeit schwärmte, zu bestaunen. Im Zwinger-Café unterhielten wir uns über die „Russische Geschichte“ des Zwingers. Bevor die Reise nach Berlin anstand, genoss die Gruppe noch die Besinnlichkeit der Frauenkirche.

 

Erster Tag in Berlin

Die erste Station dieses intensiven Tages war die Bildungsausstellung Study World im Russischen Haus der Künste und Wissenschaft. Hier hatten die Studierenden die einzigartige Möglichkeit, sich bei ausländischen Universitäten über ein Auslandsstudium zu informieren.

Daraufhin wurden wir von der Leitung des Russischen Hauses, mit der die Universität Bamberg einen sehr guten Kontakt pflegt, sehr nett und herzlich empfangen und bekamen eine Führung durch das Russische Haus und lernten das vielfältige kulturelle Angebot kennen. Die Studierenden waren sehr dankbar für die Führung und für den netten und herzlichen Empfang.

Eines der Highlights des Tages war das Gespräch mit dem Übersetzer und Schriftsteller Pavel Fraenkel, der uns einen Einblick in seine Tätigkeit gab und über Problematiken beim Übersetzen aufklärte. Nach einem gemeinsamen Mittagessen mit Herrn Fraenkel in einem russischen Lokal, führte er uns zu Marina Zvetaevas Wohnhaus, vor dem uns Paulina über die Zeit der Dichterin in Berlin erzählte. Daraufhin begaben wir uns zu einem der zentralen Treffpunkte der russischen Emigranten, unter ihnen u.a Wladimir Majakovskij und Maksim Gorkij, dem Prager Platz und warfen einen genaueren Blick auf Zvetaevas Gedichte „An Berlin“ und „Zweierlei Berlin“. Am Abend erlebten wir im Palais-Theater eine musikalische und theatralische Zeitreise in das Berlin der zwanziger Jahren und versetzten uns in die Zeit, in der die russischen Emigranten lebten. Den Tag abschließend, machten wir einen nächtlichen Spaziergang zum Gorkij-Theater, zur Staatsoper Unter den Linden, zur Humboldtuniversität und auf Hebelplatz. Außerdem sahen wir das Sowjetisches Ehrenmal am Tiergarten und das nächtliche Reichstagsgebäude.

 

Potsdam

In Potsdam führte uns Stanimir durch die Potsdamer Kulturlandschaft, die 1990 von der UNESCO als größtes Ensemble der deutschen Welterbestätten in die Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit aufgenommen wurde. Dazu gehört u.a die russische Kolonie Alexandrowka, die russisch-orthodoxe Alexander-Newski-Gedächtniskirche auf dem Kapellenberg, Bellvedere, das geschichtsträchtige Schloss Cecilienhof, wo die Potsdamer Konferenz stattfand und das prachtvolle Schloss Sanssouci.

 

Zweiter Tag in Berlin

Am vorletzten Tag der Exkursion suchte die Gruppe die Adresse auf, an dem Dichtertreffen stattfanden. Im „Haus der Künste“ nahmen u.a. Sergej Esenin, Andrej Belyi, Aleksej Tolstoj und Maksim Gorkij an literarischen Abenden statt. Auf dem weiteren Programm stand Wladimir Nabokov. Janina zeigte uns u.a den Tennisplatz, auf dem er seine Freizeit verbrachte und sein Wohnhaus, in dem er von 1932 bis 1937 lebte. Nach einer Bootsfahrt auf der Spree u.a durch das Regierungsviertel und an der Museumsinsel vorbei, machte sich die Gruppe auf den Weg zum Treptower Park, um dort das zentrale Sowjetische Ehrenmal der Stadt zu besichtigen. Ein Gewitter und starker Regen sorgten für eine besondere Atmosphäre an jenem denkwürdigen Ort.

Der letzte Exkursionstag wurde Maksim Gorkij gewidmet. Im Innenhof des geschichtsträchtigen Karl-Liebknecht-Hauses, der Bundesparteizentrale der LINKEN, sprach Johannes über den „Burevestnik der Revolution“ und über seine Rollen als Künstler und Publizist in der Sowjetunion. Eine erkenntnisreiche und intensive Exkursion ging zu Ende, die den Studierenden neue Anreize gegeben hat.

von Johannes Kaufmann