Slavistische Erkundungen in Vilnius (Litauen)
Vom 21. bis 25. September hielt sich Prof. Kempgen in der litauischen Hauptstadt Vilnius (dt.: Wilna) auf. Allgemein-linguistisch wie slavistisch eine überaus spannende Region: multiethnisch, multilingual, multireligiös. Heute nur 35 km von der weißrussischen Grenze entfernt, war Vilnius einst die Hauptstadt des polnisch-litauischen Großfürstentums, das Weißrussland und den westlichen Teil der Ukraine beherrschte. Ein sprachliches wie ethnisches Relikt dieser Zeit ist die winzige Minderheit der Karäer (Karaimen), die in der alten Hauptstadt Trakai (28 km von Vilnius) noch Sprache, Bräuche und Herkunft vom Schwarzen Meer pflegen. In Vilnius selbst hört und liest man auf Schritt und Tritt neben dem Litauischen selbst auch Russisch und Polnisch ebenso wie natürlich Englisch.
Ein besonderes slavistisches Objekt ist die auf dem Photo wiedergegebene Gedenktafel für Francysk Skaryna, den weißrussischen "Erstdrucker". In Vilnius, wo er längere Zeit lebte, betrieb er 1522-1526 die erste Druckerei des Landes. Hier druckte er die letzten Bücher seiner Laufbahn. Die Gedenktafel markiert die Stelle der (nicht erhaltenen) Druckerei.
Besonderer Zusammenhang: eine Seite des in Vilnius herausgegebenen "Kleinen Reisebüchleins" ziert das Cover des von Prof. Kempgen herausgegebenen "Bulletins 2013" des Deutschen Slavistenverbandes, und ein Portrait Skarynas ziert auch den ebenfalls von ihm herausgegebenen deutschen Sammelband zum Internationalen Slavistenkongress in Minsk.