Rhodos im Mittelalter
Am 12.1.2023 hielt Prof. Kempgen einen Vortrag zum Thema "Rhodos im Mittelalter (zwischen Antike und Neuzeit)". Der Vortrag fand im Rahmen des Mediävistischen Seminars "Der östliche Mittelmeerraum im Mittelalter" statt, das zur Vorbereitung einer Zypern-Exkursion des ZEMAS im März 2023 diente.
Die Insel Rhodos diente dabei als Kontrast zu Zypern, mit vielen (kultur)geschichtlichen Gemeinsamkeiten, aber eben auch Unterschieden. Der reicht bebilderte Vortrag (166 Folien) breitete ein breites Spektrum an mediävistischen Themen aus, die allerdings in die Betrachtung der Antike einerseits und der Neuzeit andererseits eingebettet waren. Das beherrschende mediävistische Thema ist natürlich die Zeit der Ritter (Johanniter) auf Rhodos (1307/09 bis 1522), deren eindrücklichste Spuren auf Rhodos die Bauten in der Altstadt von Rhodos-Stadt sowie die vielen Burgen und Wachttürme auf der ganzen Insel sind.
Eindrucksvollster Bezug mittelalterlicher Strukturen auf die Antike ist der sog. "Hippodamische Plan", nach dem 408/07 v. Chr. die antike Stadt Rhodos gegründet und bewußt angelegt wurde: mit einem engmaschigen rechtwinkligen Straßen- und Wege-Netz, dessen Hauptlinien noch heute in der Altstadt und in den umgebenden Neustädten sichtbar sind.
Zur Neuzeit gehören die Bauten der italienischen Besatzungszeit (1912–1943), die das Stadtbild des Hafenareals von Rhodos bis heute prägen (neue Agora, Theater, Präfektur), aber auch an einzelnen isolierten Stellen auf der Insel sichtbar sind. Wohl am umstrittensten ist dabei die Rekonstruktion des Großmeisterpalastes in Rhodos-Stadt.
Der Vortrag basierte natürlich teilweise auf dem Material, das Prof. Kempgen für seine 2022er Monographie "Rhodos mit Ross und Reiter. Griechische Inselarchäologie im 19. Jh. mit Ludwig Ross" (Download: https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/54920) genutzt hatte, bezog darüber hinaus aber auch viele weitere Bilder seines Photoarchivs mit ein.
Als sprachwissenschaftliches Highlight bot der Vortrag erstmalig eine Hypothese zur Etymologie von "Zypern" (gr. Kypros), für das Prof. Kempgen eine phönizische Herleitung aufzeigte (wie im übrigen auch der Name Rhodos phönizisch ist, ebenso auch Namen seiner antiken Städte). Die Präsentation, die auch diese Etymologie enthält, ist veröffentlicht.