Neue Erkenntnisse zur Bitola-Inschrift

Digitales Modell erlaubt neue Einsichten

Im Rahmen seines Projektes zur “Digitalisierung des sprachlichen Kulturerbes Makedoniens” konnte Prof. Kempgen bei mehreren Vorträgen neue Ergebnisse präsentieren, die einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der umstrittenen “Bitola-Inschrift” liefern. Im Rahmen des “Konstanzer Arbeitstreffens” im Sept. 24 in Hamburg stellte er in einer umfassenden Präsentation die neuen Erkenntnisse vor, im Rahmen eines Workshops (Sept. 24) zur Digital Humanities in der Mediävistik in Kurzform an der Uni Bamberg und bei einer Sitzung der “International Commission on Computer Supported Processing of Mediæval Slavonic Manuscripts and Early Printed Books to the International Committee of Slavists” im November 2024 ebenfalls. Eine englische Fassung der Präsentation ist ebenfalls verfügbar.

Grundlage der neuen Erkenntnisse waren die digitalen Daten (s. Foto), mit denen eine hochaufgelöste 3D-Darstellung der Inschrift möglich wurde. Auf diese Weise konnten kleinste Spuren von abgeschliffenen Buchstaben deutlich gemacht werden. Inhaltlich konnte dabei vor allem das auf der Tafel vorhandene Datum zuverlässig gelesen werden, ebenso der Urheber an einer bisher nicht richtig gelesenen Stelle. Neben vielen kleineren Korrekturen konnte auch gezeigt werden, daß bisherige Rekonstruktionsvorschläge - die sowieso schon umstritten waren - tatsächlich einfach der Phantasie entsprungen waren.

Als Urheber der Inschrift kommt danach Ivan Asen II in Betracht, Zar des sog. Zweiten Bulgarischen Reiches, der 1230 in der Schlacht bei Klokotnitsa Makedonien von den Byzantinern zurückerobert hatte. Im Anschluß befestigte er mehrere makedonische Stätte, u.a. auch Bitola. In der Inschrift erinnert er dabei an seinen Vater, den 1196 verstorbenen Ivan Asen I, der sich auch "Basileus" nannte.