Gastvortrag in Göttingen
Am 15. Juni hielt Prof. Kempgen auf Einladung von Prof. Uwe Junghanns in Göttingen im Linguistischen Kolloquium der Slawistik einen Gastvortrag. Thema des Vortrages war "Svantevit vs. Svantevid - zur Etymologie des Slawengötzen". In dem reich illustrierten Vortrag zeigte Prof. Kempgen minutiös auf, daß die eigentliche Etymologie von "Svantevid", dem auf Kap Arkona (Rügen) bis in 12. Jh. verehrten Götzen, mit dem Sehen, dem Hellsehen und das heißt Weissagen zu tun hat. Damit ist die zweite Wurzel aber -vid zu schreiben. Die Funktion der Weissagung ergibt sich ganz unstrittig aus einer genauen Analyse des Kultes um den Götzen. Die Schreibung -vit ist erstens eine phonetische Eindeutschung, zweitens eine politisch-kirchlich durchaus gewollte und beabsichtigte Referenz auf den Hl. Veit, dessen Verehrung in Norddeutschland nach seiner Translation in das Kloster Corvey weite Verbreitung gefunden hatte. Das genannte Kloster hatte mit einer angeblichen Veits-Verehrung auch auf Rügen seine Besitzansprüche auf die Insel untermauern wollen.
Zu den vielen Einzelbeobachtungen des Vortrages gehört auch die Tatsache, daß es eine Trennlinie innerhalb der indoeuropäischen Völker gibt, welche eine Vielköpfigkeit ihrer Götter und Götzen kennen, welche nicht. Dabei fällt auf, selbst wenn auf der benutzten Karte auch falsche Informationen mit dabei sind, daß Romanen und Germanen keine oder kaum vielköpfige Götter kannten - die bekannteste Ausnahme ist der Janus. Bei den Slawen, Persern und Indern hingegen sind vielköpfige Götter verbreitet (gewesen).
Die umfangreiche Präsentation zum Thema ist auf dem Publikationsserver der Universität veröffentlicht, ebenso eine erste kürzere schriftliche Ausarbeitung.