Exkursionen im Seminar „Schrift und Buchdruck bei den Slaven“
Wissenschaftlich zu arbeiten bedeutet oft, sich in der Universitätsbibliothek Bücher zu entleihen und sich in diese zu vertiefen. Die Frage, wie solche Bücher allerdings entstehen, wie sie gedruckt werden und wie sich die Technik der Reproduktion von schriftlichen Texten im Laufe der Jahrhunderte verändert hatte, stand im Mittelpunkt einer Veranstaltung der Slavischen Sprachwissenschaft im Wintersemester 2009/10.
Das Seminar „Schrift und Buchdruck bei den Slaven“ unter der Leitung von Armin Gertz M.A. setzte dabei mit Besuchen in der Staatsbibliothek Bamberg und in der Druckerwerkstatt des Museums „Industriekultur“ in Nürnberg besondere Akzente:
Der erste gemeinsame Besuch führte den Kurs in die Sonderausstellung „Prachteinbände eines Jahrtausends“ der Staatsbibliothek Bamberg, in der kunstvoll gestaltete Einbände aus Holz, Silberblech oder Leder vom 10 Jahrhundert bis in unsere Tage zu sehen waren und von einer Mitarbeiterin der Staatsbibliothek anschaulich erläutert wurden.
Dass zur Herstellung von Büchern und Flugschriften, seien sie nun geschrieben oder gedruckt, zahlreiche Arbeitsschritte notwendig sind, erfuhren die Kursteilnehmer bei ihrem zweiten Besuch in der Staatsbibliothek: von der Herstellung des Schreibgrundes (Pergament oder Papier) über die mühsame Gewinnung von Farben zur Gestaltung von Miniaturen und Initialen bis zum zeitraubenden Schreibprozess.
Als Höhepunkt wurden einige Handschriften in direkten Augenschein genommen, darunter ein lateinischer Text mit alttschechischem Kommentar vom Anfang des 15. Jahrhunderts, sowie als Rarität eine achthundert Jahre alte Bamberger Handschrift, in der sich ein kyrillisches Alphabet findet.
Handwerkliches Geschick war im Dezember in der historischen Druckwerkstatt im Museum „Industriekultur“ in Nürnberg gefragt: Wie schon zu Gutenbergs Zeiten musste ein eigens verfasster Text zunächst per Hand mit Bleilettern spiegelverkehrt „gesetzt“ werden, bevor er dann mit Muskelkraft in einer großen Wiegenpresse gedruckt werden konnte. Ergebnis eines Nachmittages: zahlreiche selbst gestaltete Weihnachtspostkarten sowie eine großformatige Druckgrafik, alles eigenhändig gedruckt!