Tagesexkursion zu den "Slawentagen" im Geschichtspark Bärnau
Wer waren eigentlich diese Slawen? Diese Frage hat sich eine Gruppe von Studierenden der Slavistik und Archäologie gestellt und ist auf der Suche nach Antworten am 2. Juli bis an die tschechische Grenze gefahren: in den Geschichtspark Bärnau/Tachov. Im Mittelalter lebten nämlich viele slavische Volksstämme an Elbe und Saale, am Main und an der Regnitz. Der Geschichtspark lässt diese Zeit wieder auferstehen: Dort sind mit archäologisch fundierten Methoden slavische Wohnhäuser aus verschiedenen Zeiten und Regionen wieder aufgebaut worden. Und zu den „Slawentagen“ kommen ehrenamtliche Darsteller teilweise von weit her, um den Geschichtspark mit Leben zu erwecken. Ein Wochenende lang leben, essen und kleiden sie sich so wie die mittelalterlichen Slawen – und erzählen interessierten Besuchern gern mehr darüber.
Diese Gelegenheit nutzte die Gruppe aus Studierenden ganz verschiedener Semester aus der Slavistik (mit Prof. Sebastian Kempgen und Alisa Müller, M.A.) und Archäologie (mit Annette Zeischka-Kenzler, M.A., und Dr. Hauke Kenzler), um sich in Gesprächen Informationen aus erster Hand zu holen. Außerdem führte der wissenschaftliche Leiter des Geschichtsparks, Stefan Wolters, standesgemäß in der Gewandung eines wohlhabenden mittelalterlichen Slaven, die Studierenden in zwei Gruppen durch den Park. Er erzählte, dass die primitiv anmutenden Grubenhäuser, deren Wohnbereich zur Hälfte in den Boden gegraben war, in Wahrheit geschickt konstruiert waren und klimatische Vorteile im Winter (nicht zu kalt) und im Sommer (nicht zu warm) boten. Außerdem führte er die Studierenden zu einer nachgebauten slavischen Kultstätte – über den slavischen Glauben vor der Christianisierung, die auf den dortigen Gebieten im 11. Jahrhundert begann, ist leider wenig bekannt. Deswegen gibt es dort neben einer Stele, einem Alter und einem Opferbereich nicht viel zu sehen: Der Geschichtspark zeigt nur, was wissenschaftlich gesichert ist. Im Spätmittelalter vermischten sich die Slaven mit den Germanen und anhand der Funde lässt sich nicht mehr sagen, wer in den Siedlungen wohnte. Die bedeutenderen Unterschiede gab es dann zwischen der Stadt- und der Landbevölkerung, deren Gebäude – wie eine Herberge – in einem dritten Teil des Parks neben dem Früh- und Hochmittelalter angesiedelt sind.
Durch die Erklärungen zur Konzeption des Geschichtsparks erfuhren die Studierenden auch viel über die Methoden der experimentellen Archäologie und das Konzept der „Living History“. Außerdem konnten sie das Leben der Slaven ganz praktisch erfahren: Einige holten sich Anregungen für mittelalterliche Kochrezepte (Hähnchenfleisch unter anderem mit Zimt gewürzt), andere gingen auf Tuchfühlung mit mittelalterlichen Hausschweinen oder versuchten sich im Speerwerfen und Bogenschießen (siehe auch die Bildergalerie).