[GASTVORTRAG] Sprachpraxen der postjugoslawischen Diaspora in der Schweiz

Dr. Cristiana Lucchetti | Mittwoch, 07. Februar 2024 | 18:15 Uhr | OK8/01.03

Sprachpraxen der postjugoslawischen Diaspora in der Schweiz

Dr. Cristiana Lucchetti (Universität Zürich)

+++ Mittwoch, 07. Februar 2024 | 18:15 Uhr | OK8/01.03 +++

 

 Zum Vortrag/Projekt:

„Mein Habilitationsprojekt trägt den Titel „Language Practices of the Post-Yugoslav Diaspora in Switzerland“. Dieses Projekt konzentriert sich auf die Sprachpraxen von HerkunftssprecherInnen des BKMS (Bosnisch, Kroatisch, Montenegrinisch, Serbisch) und des (hauptsächlich Kosovo-)Albanisch in der zweiten Generation in der Schweiz.

Trotz der großen gesellschaftlichen Relevanz der Auswanderung aus den Nachfolgestaaten Jugoslawiens in die Schweiz ist die Forschungslage dazu auffällig lückenhaft. Insbesondere in der Linguistik fehlt ein umfassendes Forschungsprojekt zu den Sprachpraxen der postjugoslawischen Diaspora in der Schweiz. Die meisten Projekte konzentrierten sich bisher auf entweder BKMS oder Albanisch, wobei eine vergleichende Studie zwischen den zwei meistgesprochenen Sprachen der postjugoslawischen Diaspora in der Schweiz ebenfalls noch fehlt. Mit diesem Projekt möchte ich einen Beitrag dazu leisten, einige dieser Lücken zu schließen.

Zentrale Untersuchungsgegenstände meines Habilitationsprojekts sind Sprachkontakt, Spracherhalt und Spracherosion. Einige der Fragen, die ich unter die Lupe nehme, sind:

  • Welche Sprachen umfasst das tägliche Sprachrepertoire postjugoslawischer EinwanderInnen zweiter Generation in der Schweiz? In welchen Kontexten werden welche Sprachen verwendet und warum?
  • Welche Funktion und welchen Prestigegrad schreiben die SprecherInnen welcher Sprache zu? Was sind die zugrunde liegenden Sprachideologien?
  • Welche Kontaktphänomene gibt es zwischen welchen Sprachen?
  • Kann man behaupten, die postjugoslawische Diaspora habe zur Entstehung einer in der Schweiz umgangssprachlich als «Jugodeutsch» bekannten Variante beigetragen?
  • Sind sprachliche Erosionsprozesse im BKMS/Albanisch erkennbar?
  • Setzen SprecherInnen bewusst Mittel und Maßnahmen ein, um ihre Herkunftssprachen aufrechtzuerhalten? Stellt ihnen die Schweizer Gesellschaft Mittel und Maßnahmen zur Verfügung? Wenn ja, wie werden diese von den SprecherInnen wahrgenommen?

In meinem Vortrag stelle ich den aktuellen Stand meines Projekts vor und biete einen Überblick über die anstehenden Forschungsschritte. In dieser ersten Phase des Projekts ist Austausch wichtiger denn je; umso mehr freue ich mich über die Möglichkeit, mein Projekt vorzustellen und mit KollegInnen darüber zu diskutieren.“

Cristiana Lucchetti forscht seit März 2023 als PostDoc im Fachbereich Sprachwissenschaft am Slavischen Seminar der Universität Zürich. Ihre Forschung ist in der kritischen Soziolinguistik sowie in der sociology of language situiert. Zu ihren Forschungsinteressen zählen Sprachideologie, Sprachpolitik, Sprache im Raum/Soziolinguistik des Raumes, Migration, Sprache und Gender sowie Anwendungen der mixed-method Sozialforschung in der Linguistik.

In ihrem Habilitationsprojekt beschäftigt sich Cristiana mit den Sprachpraxen der postjugoslavischen Diaspora in der Schweiz. Im Mittelpunkt des Projektes stehen BKMS und Albanisch als Herkunftssprachen in der Schweiz.

Ihre Promotion hat sie an der LMU München im Fach Slavische Philologie abgeschlossen. Ihre Dissertation mit dem Titel „Language Attitudes and Social Identity. A Study on Russian-Speaking Immigrant Communities in Israel and Germany“ hat sie im Mai 2023 erfolgreich verteidigt. Die Dissertation ist über diesen Link öffentlich zugänglich.

Der Vortrag findet im Rahmen des Oberseminars von Prof. Dr. Sandra Birzer statt. 

Alle Interessierten sind herzlich willkommen!