[GASTVORTRAG] Nationalepen und nation building bei den Slawen im 19. Jahrhundert
Wie wurden zuvor unbekannte oder wenig geschätzte epische Gedichte im 19. Jahrhundert zu den Gründungswerken der modernen bürgerlichen Kultur, und welche Besonderheiten brachte dieser Prozess für die Slawen mit sich? Der Vortrag versucht, die Diskussion über die serbische Epik, das Igorlied und die tschechischen Königinhofer und Grünberger Handschrift als Manifestationen des Volks-/Nationalepos in den breiteren Rahmen des romantischen Nationalismus in Europa einzuordnen. Er konzentriert sich insbesondere auf die Beziehung dieser „slawischen“ Werke, ob authentisch oder mystifizierend, zu den entstehenden nationalen Kunstkanons.
Dalibor Dobiáš leitet die Abteilung für Literatur des 19. Jahrhunderts am Institut für tschechische Literatur der Tschechischen Akademie der Wissenschaften. Er war Gastprofessor an den Universitäten Padua und Venedig. Seine jüngste Sammelmonographie heißt Die Anfänge der Literaturkritik in den Böhmischen Ländern 1770–1805 (2021); er ist der Herausgeber der Werke von Jiří Gruša.
Der Vortrag wird durch das Programm „Strategie AV21: Anatomie der europäischen Gesellschaft“ der Tschechischen Akademie der Wissenschaften unterstützt.
Alle Interessierten sind herzlich willkommen!