Exkursion nach Frankfurt am Main: Marc Chagall und Pёtr Il’ič Čajkovskij
18.12.2022 – 19.12.2022
Ziel der Exkursion war, die Studierenden mit dem künstlerischen Schaffen zweier herausragender Vertreter der russischen Kultur vertraut zu machen, mit Pёtr Il’ič Čajkovskijs selten aufgeführten Oper „Čarodejka“ („Die Zauberin“) und mit dem Oeuvre des Malers Marc Chagall. Sowohl Čajkovskij als auch Chagall entwickelten eine ausgeprägt individuelle künstlerische Sprache, in der ihre Verbundenheit mit ihrem Leben in Russland bzw. Belarus Ausdruck fand.
Der Fokus der Ausstellung „Chagall. Welt in Aufruhr“ in der Schirn Kunsthalle Frankfurt lag auf den Werken des Malers aus den 30er und 40er Jahren; in ihnen spiegeln seine Erinnerungen an die jungen Jahre wider, die er im jüdisch geprägten Witebsk verbracht hatte. Sie verschmelzen mit den Traumata, die von den politischen Ereignissen wie der Judenverfolgung in Europa und dem Holocaust sowie von den persönlichen Schicksalsschlägen wie der Flucht aus Europa und der Verlust der geliebten Ehefrau ausgelöst waren. Die Studierenden konnten die Werke sowohl in den historischen als auch in den biographischen Kontext setzen. Ihnen wurde gezeigt, wie Farben als Mittel der Modellierung des Raumes von Chagall eingesetzt wurden und wie diese dem Betrachter bei der Orientierung in der Komposition helfen können. Die Studierenden lernten also die Werke aus verschiedenen Perspektiven interpretieren.
Die Oper „Čarodejka“ („Die Zauberin“), deren Aufführung an der Oper Frankfurt wir besucht haben, gehörte zu Čajkovskijs Lieblingswerken. In ihr brachte er seine Sehnsucht nach Freiheit zum Ausdruck und formulierte seine Kritik an der Polizeiwillkür im Russischen Kaiserreich sowie an der russisch-orthodoxen Kirche. Die Inszenierung zeigte Parallelen zu den Entwicklungen im heutigen Russland auf und ermöglichte den Studierenden zu erkennen, wie ein Werk aus dem späten 19. Jh. mit dem Inhalt aus dem späten 15. Jh. zur aktuellen Situation in Bezug gesetzt werden kann.
Die musikalische Sprache der Oper zeugte von höchster Kreativität: unter anderem hatte der Komponist zahlreiche russische Volksmelodien in den Text hereinfließen lassen. Die Begegnung mit der russischen Musik und mit dem Musiktheater als solchem war für die Studierenden ihre erste. Im Anschluss an den Opernbesuch berichteten sie, dass dieser Abend zum definitiven Höhepunkt der Exkursion wurde.
Text und Fotos: Dr. Nikolay Hakimov