Bamberger Alumni und Alumnae berichten

Jakob Walosczyk

Jahr des Studienabschlusses: 2010

Studiengang: Anglistik (HF), Russistik (NF), Polonistik (NF)

Jetziger Arbeitsplatz: Seit September 2013 Lektor des DAAD an der Staatlichen Petra-Mohyla-Schwarzmeeruniversität in Mykolajiw (Ukraine)

Vorherige berufliche Stationen: Nach dem Abschluss Mitarbeit als wissenschaftliche Hilfskraft an einem Übersetzungsprojekt der Bamberger Slavistik, in erster Linie aber Tätigkeit in der Erwachsenenbildung: Lehrkraft für Deutsch als Fremdsprache an der VHS Bamberg sowie den Euroschulen, Dozent im bfz Bamberg, dort sehr vielfältige Arbeit mit Langzeitarbeitslosen, alleinerziehenden Müttern und schwierigen Jugendlichen

Für den Beruf hilfreiche, im Slavistikstudium erworbene Kompetenzen: Natürlich die Sprachkenntnisse. Das ist aber wahrscheinlich auch schon die einzige spezifisch "slavistische" Kompetenz, die ich aus dem Studium mitgenommen habe. Ansonsten gewisse Soft Skills, die bei der Arbeit als Kulturmittler helfen. Und die Fähigkeit, die wahrscheinlich jedes anständige geisteswissenschaftliche Studium vermittelt: selbständiges Arbeiten, Erarbeiten und Einarbeiten. Wenn man aus so einem Studium kommt, gibt es eigentlich kein Tätigkeitsfeld, in das man nicht hineinfindet. Das klingt zwar banal, ist aber wirklich so. Oder wie arbeitet man als Slavist mit Langzeitarbeitslosen, alleinerziehenden Müttern und schwierigen Jugendlichen? Doch nicht, indem man denen Puschkin vorliest!

Tipps für Studierende der Slavistik im Hinblick auf ihr späteres Arbeitsleben: Natürlich jede Menge Praktika, alleine schon, um festzustellen, was man später nicht machen möchte. Ansonsten keine Angst haben, Dinge zu machen, für die man streng genommen gar nicht qualifiziert ist (siehe ich und das bfz). Gerade das sind manchmal die besten Erfahrungen. Es ist auch wichtig, sich bewusst zu machen, dass der Traumjob nicht unbedingt direkt nach dem Studienabschluss kommt. Manchmal braucht es ein wenig Geduld und den einen oder anderen Umweg. Aber wie gesagt, manchmal macht man gerade dabei die besten Erfahrungen.

Kontakt: jakob.walosczyk AT gmx.de

 

Yvonne Pörzgen

Jahr des Studienabschlusses: Magister 2003, Promotion 2008

Studiengang: Magister Slavische Philologie (Hauptfach), Anglistik, Süd- und Westslavistik

Jetziger Arbeitsplatz: Akademische Rätin an der Universität Bremen; Lehre im BA Integrierte Europastudien, MA Slavische Studien; Geschäftsführung des BA Integrierte Europastudien; Praktikumsbeauftragte, Studienberatung, Bafög-Beauftragte Koordinatorin der internationalen Kontakte; Mitglied in Studienkommission und Prüfungsausschuss; Habilitationsprojekt: Der freie Wille und die slavische Literatur

Vorherige berufliche Stationen: u.a. Projektmitarbeiterin Uni Bamberg, Germanistik, Professur Deutsch als Fremdsprache; Lehrkraft Deutsch als Fremdsprache am Sprachinstitut Treffpunkt, Bamberg

Für den Beruf hilfreiche, im Slavistikstudium erworbene Kompetenzen: Russisch- und Polnischsprachkenntnisse (internationale Kontakte, Betreuung von Gastdozenten), diese sowie Kroatischkenntnisse (eigene Forschung); wissenschaftliches Arbeiten (eigene Forschung)

Tipps für Studierende der Slavistik im Hinblick auf ihr späteres Arbeitsleben: frühe Praxiserfahrungen (Praktika, freiwillige Mitarbeit, soziales Engagement); breite Interessenspalette; Auslandserfahrung

Kontakt: poerzgen AT uni-bremen.de

Maike Heinz

Jahr des Studienabschlusses: Frühjahr 2006

Studiengang und Fächerkombination: Russisch und Englisch, Lehramt für Gymnasien

Jetziger Arbeitsplatz und vorherige berufliche Stationen: Ich arbeite an einem Gymnasium in Nürnberg, an dem Russisch als dritte Fremdsprache unterrichtet wird. Das Referendariat habe ich an Schulen in München und Nürnberg abgeleistet. Zusätzlich habe ich einen Lehrauftrag „Didaktik der russischen Sprache und Literatur“ hier in Bamberg und schreibe an Schulbüchern mit.

Für den Beruf hilfreiche, im Slavistikstudium erworbene Kompetenzen: Das ist im meinem Fall offensichtlich. Ohne erstes und zweites Staatsexamen dürfte ich nicht unterrichten. Sehr geholfen – nicht nur sprachlich – hat mein Auslandssemester in Russland.

Tipps für Studierende der Slavistik im Hinblick auf ihr späteres Arbeitsleben: Man muss machen was einem liegt und Spaß macht – und dabei den Arbeitsmarkt trotzdem nicht aus den Augen verlieren. Als Slavistikstudent ist man exotisch – das öffnet oft Türen.

Kontakt: maike.heinz AT gmx.net

Kathrin Neu (Kraus)

Jahr des Studienabschlusses: 1999

Studiengang und Fächerkombination: Magister Slavistik, HF Russisch, NF Kroatisch, NF Politikwissenschaft

Jetziger Arbeitsplatz und vorherige berufliche Stationen: Direkt nach dem Abschluss ging ich für das ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) für ein Jahr nach Litauen zur Förderung der deutschen Sprachkenntnisse und Festigung der deutschen Kultur bei der deutschen Minderheit in Kaunas und Vilnius. Seit 2001 arbeite ich beim Burda Verlag Osteuropa, zunächst als Trainee in Offenburg, dann in Moskau. 2002 übernahm ich die Geschäftsführung des Verlages in Kroatien für vier Jahre und ging 2006 zurück nach Offenburg und bin dort nun als editorial director zuständig für die Redaktionen in unseren osteuropäischen Ländern.

Für den Beruf hilfreiche, im Slavistikstudium erworbene Kompetenzen: In meinem Fall waren ganz konkret Russisch- bzw. Kroatischkenntnisse Voraussetzung und die Bereitschaft in diesen Ländern auch längere Zeit leben zu wollen. Und wenn man sich erst einmal durch einen russischen Roman gearbeitet hat, dann arbeitet man sich auch durch die Aufgaben, die in einem Verlag auf einen zukommen.

Tipps können für Studierende der Slavistik im Hinblick auf ihr späteres Arbeitsleben: Sich auf keinen Fall verunsichern lassen. Nur weil alle fragen, was man denn mit Slavistik wolle, muss nicht jeder zwingend BWL studieren. Man sollte sich aber bewusst sein, dass man ein eher seltenes Fach studiert und man sollte zum „normalen“ Studium der Literatur- oder Sprachwissenschaft die Sprachen wirklich lernen und die entsprechenden Länder kennenlernen wollen. Dadurch verschafft man sich einen konkreten Vorteil. Solange man selbst hinter dem Studium steht, klappt es sicher auch mit einem Arbeitsplatz.

N.N.

Ich hatte BA im Hauptfach Slavistik (erste Sprache: Russisch, zweite: Tschechisch, dritte :-) Kroatisch) und Nebenfach Andragogik, Abschluß im Dezember 2008. Seit 2009 arbeite ich bei einem Deutschen Dienstleistungsunternehmen in Kalifornien, USA. In meiner jetzigen Einstellung helfen mir Russisch- und manchmal Kroatischkenntnisse, wenn ich im direkten Kontakt mit internationalen Passagieren einer „gewissen Kranich-Fluggesellschaft“ :-) und den Angestellten der gesamten Star Alliance stehe.

Tipps für Slavisten: Sprachpraxis... Da hängen (hingen zumindest noch zu meiner Zeit) Broschüren für Sommersprachkurse im Ausland. Oder finde diese "fiesen" Muttersprachler (war selber eine von denen), die sind meistens ganz hilfreich. :-) 

Und: fleißig bei den Professoren/-innen mitarbeiten.

N.N.

Zugegeben, mein Studium ist bereits eine ganze Weile her, aber ich denke, dass meine Tipps auch heute ihre Relevanz haben, oder vielleicht sogar noch mehr, als zu meiner Zeit.

Durch verschiedene Umstände bin ich damals nach dem Abitur in das Slavistikstudium einfach so „reingerutscht“ und (gerne!) hängen geblieben, weil es mir sehr gefiel und lag, aber ich hatte nicht wirklich viel Ahnung, was ich nach dem Abschluss als M.A. damit machen könnte und wollte. Also dachte ich mir, es wäre doch eine gute Idee, zur Berufsberatung beim Arbeitsamt zu gehen. Zu meiner Überraschung (und Frustration!) begann dieser Termin so – und war damit eigentlich auch schon zu Ende –, dass der Arbeitsberater damals mich fragte, was ich denn mit dem (!) Studiengang beruflich anfangen könne... Ich kann nur hoffen, dass sich in den letzten 20 Jahren dahingehend viel geändert hat!

Es war sehr schwierig, Infos darüber zu bekommen, was außerhalb der reinen Universitätskarriere sonst noch an – für die eigenen Neigungen und Fähigkeiten geeigneten – beruflichen Laufbahnen existierten. Ich denke, das, was ich als Botschaft für alle angehenden SlavistInnen am wichtigsten finde, ist, dass sich alle Studierenden spätestens ab Beginn des Studiums viele Infos darüber holen sollten, was es für Berufsbilder gibt, damit sie früh eine konkrete Idee davon haben, wohin es für sie nach dem Studium gehen soll und was sie für das angestrebte Berufsziel alles benötigen, auch im Hinblick darauf, dass die Wahl der Nebenfächer dafür sehr wichtig sein kann und evtl. nötige Praktika während des Studiums geplant werden müssen. Heutzutage ist es deshalb sicher noch wichtiger, als zu meiner Zeit, sich rechtzeitig gezielt zu informieren, um das Studium dementsprechend gestalten zu können und keine unnötige Zeit zu verlieren.

Die Crux bei den Geisteswissenschaften ist nun einmal, dass in der immer utilitaristischer werdenden Gesellschaft jede/jeder GeisteswissenschaftlerIn sich praktisch seine/ihre „ökologische Nische selbst stricken“ muss und es nach dem Studienabschluss so viele verschiedene Richtungen gibt, in die mensch dann gehen kann; da wäre natürlich die weitere akademische Laufbahn mit Promotion etc., der Journalismus, das Verlagswesen, das Biblibothekswesen, die Erwachsenenbildung, aber es gibt auch Traineeprogramme für GeisteswissenschaftlerInnen in der Wirtschaft und viele andere Wege: mensch hat also die Qual der Wahl... Übrigens, nicht nur in Bezug auf Traineeprogramme lohnt sich für jede/jeden GeisteswissenschaftlerIn eine Recherche zum Stichwort „Schlüsselqualifikationen“, falls Sie das nicht sowieso schon längst getan haben (z.B.: http://unternehmensgeist.twoday.net/20060407/)

Außerdem möchte ich alle Studierenden vor einer möglichen Falle warnen, die vor allem die weiblichen Studierenden betrifft. Die Zeit direkt nach dem Examen ist für alle nicht einfach: Bewerbungen zu schreiben, nirgendwo so richtig mehr dazuzugehören, in der Luft zu hängen, zu überlegen, wie viele Eisen mensch noch im Feuer haben sollte, um eine gute Chance auf einen angemessenen Job zu haben und so manch anderes kann sehr belastend sein. Aus (nicht nur) meiner eigenen Erfahrung heraus möchte ich Sie davor warnen, sich möglicherweise aus Panik völlig unter Wert zu verkaufen! Was das Arbeitsamt/die Arbeitsagentur angeht, war das zumindest damals so, dass ich aufgrund meines nicht-akademischen Jobs nach dem Studium dort gar nicht mehr als Akademikerin auftauchte, als sich das mit dem Job erledigt hatte! Nicht, dass es je Sinn gemacht hätte, auf Angebote von der Arbeitsagentur zu warten, aber zwischen dem sturen Warten auf den absoluten Traumjob nach dem Motto „I want it all and I want it now!“ und dem Job, für den mensch hoffnungslos überqualifiziert ist, gibt es viel Platz für sinnvollere Lösungen. Wie oben geschrieben, wer sich frühzeitig viel Gedanken macht, egal, wie stressig das Studium gerade ist, kann gezielter planen und wird weniger in unangenehme „Löcher und Fallen“ tappen.

So bleibt mir nur noch, allen Studierenden viel Spaß und Erfolg beim Studium und der Planung für die Zeit danach zu wünschen!

Ingo Michalak

Jahr des Studienabschlusses: 1998. Studiengang und Fächerkombination: Magister in Ostslavistik (Hauptfach), Südslavistik und Geographie, Slavistik mit Schwerpunkt auf Literaturwissenschaft, Abschluß bei Prof. Thiergen.

Jetziger Arbeitsplatz: Ich arbeite seit 2006 für Colt Technology Services (www.colt.net) in Barcelona. Als Kundenservice-Manager bin ich verantwortlich für die Länder Deutschland, Österreich und Schweiz. Mein Team besteht aus ca. 30 Mitarbeitern.

Für den Beruf hilfreiche, im Slavistikstudium erworbene Kompetenzen: Slavische Sprachkompetenz ist für meine Arbeit nicht relevant. Nichtsdestotrotz ist der professionelle Umgang mit Sprache sowohl im Kundenservice als auch im Management-Alltag von enormer Bedeutung. Darüber hinaus ist strukturiertes Arbeiten unter Einhaltung klarer zeitlicher Vorgaben eine Kompetenz, die ich im Studium gelernt habe und im Beruf anwenden kann und muß.

Tipps für Studierende der Slavistik im Hinblick auf ihr späteres Arbeitsleben: Man sollte nicht von der Idee besessen sein, daß der spätere Beruf zwangsläufig einen direkten Bezug zum Slavistikstudium haben muß. Das kann schnell in eine Sackgasse führen. Ich würde das Studium eher als allgemeine Vorbereitung auf die Arbeitswelt betrachten.

Peter Steger M.A.

Studienabschluss, Studiengang: 1989 als M.A. mit der Fächerkombination Slawistik / Anglistik.

Arbeitsplatz seit 1989: Bürgermeister- und Presseamt der Stadt Erlangen, Städtepartnerschaften; freiberuflicher Übersetzer und Dolmetscher; VHS-Dozent.

Ich gehöre jener Generation an, die sich noch Zeit fürs Studium lassen durfte und damit in den Genuß einer fast universalen universitären Bildung kam. Damals war die Slawistik in Bamberg noch nicht so recht etabliert und galt als Orchideenfach mit nur wenig Aussicht auf berufliche Anwendung. Wir brauchten die Hochschule nicht zu wechseln, die Dozenten und Professoren wechselten zu uns. Das brachte viele Anregungen, ein intensives Studienerleben und eine importierte Weltläufigkeit mit sich. Wichtig aber natürlich vor allem die Eigeninitiative und das Motto: Wer sein Fach liebt und es mit Ernst betreibt, der bleibt nicht lange ohne Beschäftigung. Noch während des Studiums unterrichtete ich Russisch an der VHS Erlangen und half amerikanischen Soldaten in Coburg, die Botschaften der Roten Armee jenseits der Grenze besser zu verstehen. Außerdem begann ich als Übersetzer die Zusammenarbeit mit literarischen Verlagen. Entscheidend aber für meine berufliche Zukunft: Ich hatte 1987 von der Städtepartnerschaft Erlangen – Wladimir gehört und pendelte von da an regelmäßig die Regnitz hinauf und wieder hinunter, um ehrenamtlich Delegationen und Gruppen aus der einstigen Hauptstadt der Rus zu begleiten und zu betreuen. 1989 schließlich erhielt ich den Ruf der Stadt Erlangen - zunächst mit einem begrenzten Stundendeputat -, dem gefolgt zu sein ich nie bereut habe. Die Städtepartnerschaft Erlangen – Wladimir wurde 2001 von Bundespräsident Johannes Rau mit dem 1. Preis für bürgerschaftliches Engagement in Rußland ausgezeichnet und gilt mit mehr als 100 Austauschprogrammen pro Jahr als eine der erfolgreichsten und intensivsten überhaupt. Ich betreue aber auch weitere Partnerschaften und Kooperationen mit Jena, Riverside (USA), Stoke-on-Trent (GB), Umhausen (A), Shenzhen (China) sowie Chomutov und Most (CZ). Vor drei Jahren habe ich zudem am Institut für Fremdsprachen und Auslandskunde bei der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg als Externer die Prüfung zum Übersetzer und Dolmetscher der Russischen Sprache abgelegt und mich als solcher vereidigen lassen.

Meiner Alma Mater verdanke ich die Grundlage für all das. Besonders dankbar bin ich aber dafür, in Bamberg das selbständige Denken und Arbeiten gelernt zu haben, vernetzt und doch immer konzentriert auf die wesentlichen Dinge. Mein besonderer Dank gilt Tatjana Koltunowa, durch deren Sprachkurse ich gegangen bin und mit der ich freundschaftlich verbunden blieb bis zu ihrem Tod im Sommer dieses Jahres in Moskau.

Raten kann ich nur dazu, sich seiner Sache mit ganzem Herzen zu verschreiben, nichts halbherzig zu beginnen. Möglichst früh sollte man Kontakte auch außerhalb der Universität knüpfen und in die Praxis hineinschnuppern. Und natürlich gehören Auslandsaufenthalte zum freiwilligen Pflichtprogramm. Ohne die bekommt man nie das notwendige Gespür für Kultur und Menschen, mit denen und für die man später einmal arbeiten will.

Mehr zur Partnerschaft mit Wladimir in meinem Blog unter erlangenwladimir.wordpress.com.