Internationale Puschkin-Tagung im Alten Rathaus
Am 25. und 26. Oktober fand in Bamberg das Rahmenprogramm zur Jahrestagung der 1987 gegründeten Deutschen Puschkin-Gesellschaft e.V. statt. Bei dieser vom Institut für Slavistik mitgetragenen Veranstaltung waren rund vierzig Puschkin-Experten und Liebhaber des russischen Nationaldichters aus Deutschland, Russland und der Schweiz zu Gast in der Weltkulturerbestadt. Der Präsident der Otto-Friedrich-Universität, Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert, die Dekanin der Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften, Prof. Dr. Heidrun Alzheimer, der Erste Botschaftsrat der Russischen Föderation, Herr Sergey M. Maguta, sowie Stadtrat PD Dr. Christian Lange sprachen Grußworte. Die Veranstaltung wurde von Prof. Dr. Ada Raev (Professur für Slavische Kunst- und Kulturgeschichte) moderiert. Organisatorisch wurde sie von ihren wissenschaftlichen und studentischen Hilfskräften, Helene Kißler und Mira Banka sowie von Dr. Boris Raev unterstützt.
Im stilvollen Rokokosaal des Alten Rathauses wurden am ersten Abend nach der Begrüßung durch Herrn Dietmar Stüdemann, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Puschkin-Gesellschaft, die Verbindungen des russischen Nationaldichters Alexander Sergejewitsch Puschkin (1799-1837) zu Deutschland und der deutschen Literatur ausgeleuchtet. Wie die Anwesenden aus dem Eröffnungsvortrag von Prof. Dr. Rolf-Dietrich Keil erfuhren, gibt es sogar eine überraschende Verbindung Puschkins zu Bamberg – zumindest indirekt über ein Zitat aus E.T.A. Hoffmanns Roman Lebensansichten des Katers Murr in Puschkins nachgelassener Korrespondenz.
Das wissenschaftliche Symposium am 26. Oktober war dem Thema „Alexander Puschkin und der Kaukasus“ gewidmet. Prof. Dr. Elisabeth von Erdmann (Lehrstuhl für Slavische Literaturwissenschaft) beleuchtete in ihrem Einführungsvortrag den „Kaukasus im mundus imaginalis von Alexander Puschkin“ aus poetologischer Perspektive. Die folgenden Vorträge wurden von Prof. Dr. Leonid Arinstein (St. Petersburg), Prof. Dr. Wolfgang Stephan Kissel (Bremen), Prof. Dr. Andreas Ebbinghaus (Würzburg) und Prof. Dr. Thomas Grob (Basel) gehalten. Sie konkretisierten zum einen die biographischen Umstände, die den Dichter nach Südrussland und in den Nordkaukasus versetzt hatten. Zum anderen thematisierten sie sowohl die imperiale Ausrichtung der russischen Politik jener Zeit als auch die wissenschaftsgeschichtlichen Diskurse, die die literarische Auseinandersetzung Puschkins mit der Kaukasusregion und den dort ansässigen Völkern, vor allem den Tscherkessen, beeinflussten.
Eine Stadtführung und eine musikalisch-künstlerische Darbietung über den Roman in Versen Eugen Onegin, gestaltet vom Streichquartett Concerto Bellotto aus Dresden zusammen mit Alla Samuel und Bernt Hahn als Vortragende, rundeten die wissenschaftliche Tagung ab.
Text: PD Dr. Daniel Schümann / Fotos: Dr. Boris Raev, Denis Wachtel