Ein Streifzug durch die Prager Kaffeehaus-landschaft um 1900

mit Magdalena Burger

Wohin, so frage ich mich oft, wenn ich durch mein Prag streife, wohin sind die Kaffeehäuser verschwunden, in denen man über eine Tasse schwarzen Kaffees (den sogenannten türkischen gab es ja bei uns, Gott sei Dank, überhaupt nicht) einen halben oder beinahe den ganzen Tag diskutieren und Pläne schmieden, viel erfahren, interessante Menschen beobachten oder auch kennenlernen, Freundschaften schließen oder gar eine große Liebe finden konnte?[1]

Die Kaffeehaustradition in Prag spielte eine wichtige Rolle bei der Entstehung des öffentlichen Lebens: Die Kaffeehäuser entwickelten sich im Laufe ihrer Geschichte zu Orten des intellektuellen und künstlerischen Austausches, für der bürgerlichen Bildung, des Handels und politischer Organisationen. Sie dienten zur Unterhaltung und wurden nicht zuletzt zum Treffpunkt verschiedener Kulturen.

Doch wie genau kann man sich das Kaffeehausleben um die Jahrhundertwende vorstellen? Wer verkehrte in welchen Lokalen? Wie vertrieb man sich dort die Zeit? Und wohin sind diese historischen Kaffeehäuser überhaupt verschwunden?

Magdalena Burger, M.A. M.Sc. begleitete ca. 45 Personen auf dem Streifzug durch die Prager Kaffeehauslandschaft um 1900 und begab sich auf die Suche nach bekannten und unbekannten, noch existierenden und bereits verschwundenen Lokalen. Die Grundlage für den vom Österreichischen Kulturforum Prag organisierten, kulturhistorischen Spaziergang bildete ihre Masterarbeit zum Thema "Prager Kaffeehäuser um 1900 als soziokulturelles Phänomen", die letztes Jahr mit dem Georg Schroubek Nachwuchspreis (LMU München) ausgezeichnet wurde.


[1] REINEROVÁ, Lenka: Das Traumcafé einer Pragerin: Erzählungen, Berlin 2012 (1983), 7.