Besuch des Ikonen-Museums in Recklinghausen
Für die Teilnehmer der Exkursion hieß es früh aufstehen, denn schon um 6.17 Uhr war Abfahrt am Bamberger Bahnhof. In Recklinghausen angekommen, konnte sich die Gruppe mit warmen Getränken und Speisen stärken. Als schließlich das Museums-gebäude gefunden war, stand dem Eintritt in „das bedeutendste Museum ostkirchlicher Kunst außerhalb der orthodoxen Länder“ nichts mehr im Weg.
Tipp: Informationen und Abbildungen zu
Als Einstieg wurde den Studierenden zur Wiederholung der im Seminar besprochenen Inhalte, ein kurzer Film zur Ikone und ihrer Geschichte gezeigt. Sowohl ihre unterschiedlichen Typen, als auch der Umgang durch verschiedene Ikonen-schulen damit, wurden in einem knappen Überblick vorgestellt. Zusätzlich gab es detaillierte Angaben zu einzelnen Ausstellungsstücken, wie z.B. zum Tod Mariae, der ältesten im Museum vertretenen Ikone aus dem beginnenden 14. Jahrhundert. Interessant war auch die Erklärung, warum der Heilige Christophorus häufig mit einem Hundekopf abgebildet ist - eine in Westeuropa ungewöhnliche Darstellungs-weise. Zwar gäbe es viele Legenden, doch beruhe der Hundekopf eigentlich nur auf einer falschen Leseart in der „Legenda aurea“, wo Christophorus als einer „genere Canineo“ (vom Hund) statt „genere Cananaeo“ (aus Kanaan) beschrieben wird.
Das Museum bietet eine umfangreiche Sammlung an Ikonen russischen, griechischen und rumänischen Ursprungs.
Während im Erdgeschoss in erster Linie Christusdarstellungen und das Gottes-mutterbild in ihren zahlreichen Varianten ausgestellt sind, findet sich im ersten Obergeschoss eine erstaunliche Vielfalt an Heiligenikonen.
So können beispielsweise großformatige Abbildungen von den Aposteln Petrus und Paulus (beide Ende 15. Jh.) bewundert oder Vita-Ikonen miteinander verglichen werden: Einerseits Simultandarstellungen, bei denen mehrere Szenen in einem Bildraum vereinigt sind (z.B.: Die feurige Himmelfahrt des Elias, Anfang 17. Jh.). Auf der anderen Seite solche, wo der Heilige in die Bildmitte gestellt ist. Voneinander abgegrenzte Randbilder, die wichtige Stationen seines Lebens wiedergeben umrahmen dabei die zentrale Person (z.B.: Heiliger Nikolaus, Ende 17. Jh.).
Daneben faszinieren die minuziös ausgeführten Festtags-ikonen durch ihre Kleinteiligkeit. Schließlich bietet eine Sammlung koptischer Werke im zweiten Obergeschoss die Möglichkeit, den Übergang vom Heidentum zum christlichen Glauben nach zu verfolgen.
Als besonders gelungene Idee empfand die Gruppe die aus Holz geschnitzte Ikonostase. Dem Besucher wird auf diese Weise der übliche Standort der Ikonen und die genaue Platzierung in der Ikonostase der orthodoxen Kirche in Erinnerung gerufen.
Abschließend muss angemerkt werden, dass die Fahrt zum Museum – aber mehr noch die Rückreise – anstrengend und sehr langwierig gewesen ist. Nichtsdestotrotz war die gesamte Gruppe äußerst zufrieden, die Gelegenheit wahrgenommen zu haben, das im Seminar Gelernte vor Originalen zu entdecken und zu diskutieren.
Helene Kißler, Irina Alter