Dezember 2017: Im Zeichen der Revolution von 1917. Exkursion nach Berlin
Am 4. und 5. Dezember 2017 fand begleitend zu den Lehrveranstaltungen der Professur für Slavische Kunst- und Kulturgeschichte, darunter das Seminar „Die russische Revolution von 1917 und die Künste“, eine Exkursion nach Berlin statt.
Auf dem Weg vom Hauptbahnhof zum eigentlichen Ziel der Exkursion, dem Deutschen Historischen Museum, ging es vorbei an zentralen politischen Orten und Bauwerken der Hauptstadt. Der nächste Halt nach dem Reichstag waren das Brandenburger Tor und die Neue Wache. Dann näherten wir uns auch schon dem Zeughaus, wo auf ungewöhnliche Weise für die Ausstellung „1917. Revolution. Russland und Europa“ geworben wurde. Sie ist eine Kooperation zwischen dem DHM und dem Schweizerischen Nationalmuseum. Im Foyer werden die Besucher von einer monumentalen Lenin-Figur aus Bronze empfangen, deren Schicksal Zeugnis ablegt von den politischen Verwerfungen des 20. Jahrhunderts.
Leider durften wir in der exponatreichen Ausstellung keine Fotos machen. In Erinnerung geblieben sind uns aber neben zahlreichen Karten, Plakaten aus ganz Europa und historischer Kleidung auch Objekte wie Pflastersteine von der ersten russischen Revolution 1905 und eine Wahlurne zur Duma 1906 oder 1907. Zwei Abteilungen brachten den Besuchern den Zusammenhang von Politik und Kunst im vor- und nachrevolutionären Russland nahe. Darunter waren wichtige Werke der Avantgardekunst wie das Modell des Turms der III. Internationale von Vladimir Tatlin, ein kubistisch anmutender Denkmalsentwurf von Vera Muchina oder das berühmte Plakat „Schlagt die Weißen mit dem roten Keil“ von El Lissitzky. Abschließend wurden die Schicksale russischer Emigranten in Westeuropa und westeuropäischer Intellektueller und Künstler in der Sowjetunion thematisiert. Beim Herausgehen regte eine Skulptur von Alexander Kosolapov mit dem Titel „Hero, Leader, God“, die Lenin, Mickey Mouse und Christus Hand in Hand zeigt, zum weiteren Nachdenken über die historische und philosophische Dimension der Revolution von 1917 an. Ein Gespräch mit der Registrarin der Ausstellung, Frau Regina Gelbert, bot Einblicke in die Praxis der Organisation und Gestaltung von musealen Ausstellungen.
Ehe es am zweiten Tag der Exkursion schon wieder zurück nach Bamberg ging, schauten wir uns in der Deutsche Bank Kunsthalle Unter den Linden eine Ausstellung der Künstlerin Fahrelnissa Zeid (1901-1991) an. Das Œuvre der ersten modernen, international erfolgreichen türkischen Künstlerin beeindruckte durch großformatige Gemälde, in denen sich expressive Ausdrucksformen mit abstrakten Gestaltungselementen mischen. Fotos und Künstlerbücher legen Zeugnis ab vom wechselvollen Leben zwischen Ost und West der vielseitig begabten und ambitionierten Künstlerin.
Fotos und Text: Prof. Dr. Ada Raev und Magdalena Burger