Vortrag Dr. Arndt Lainck und Prof. Dr. Enrique Rodrigues-Moura (Universität Bamberg)
»Expansionsbestrebungen der Iberischen Halbinsel in Fernost. Von der Reise des Portugiesen Vasco da Gama (1498) zur Gesandtschaft des Samurais Hasekura Tsunenaga in Europa (1613-1620)«
Der Sonne entgegen ‒ nach Osten … Internationale Woche der Universität Bamberg
Bamberg, am Mittwoch, den 1. Juli 2015.
Im Rahmen der Internationalen Woche der Universität Bamberg, die diesmal ihren Blick nach Fernost richtete, hielten Arndt Lainck und Enrique Rodrigues-Moura von der Professur für Romanische Literaturwissenschaft / Hispanistik einen Vortrag über wechselseitige Kontakte der Weltregionen, die schon wesentlich früher stattfanden, als man gemeinhin vermuten könnte.
Die Expansion des portugiesischen Reichs im 15. Jahrhundert wird mit dem Namen Vasco da Gamas verknüpft, der zwar keinen neuen Kontinent ‚entdeckt‘ hat, aber doch das vollbrachte, was Kolumbus eigentlich vorhatte: per Schiff nach Indien zu segeln. Wie aus dem Vortrag deutlich wurde, war aber natürlich auch Vasco da Gama nicht der erste Mensch, der nach Indien gesegelt ist, allenfalls der erste Europäer. Erst der Kulturtransfer der Navigationstechniken islamischer Kaufleute an die Schiffsbesatzungen, die stetige Weiterentwicklung der Positionsbestimmungen und die Suche nach neuen Handelspartnern ließen die Portugiesen schließlich so weite Strecken zurücklegen.
Immer wieder wurde die Grenze des von Europa aus Möglichen ein bisschen weiter verschoben. Eine päpstliche Bulle von 1455 sollte noch mit Portugal konkurrierende Mächte von Besitzungen südlich des Kaps Bojador (in der heutigen Westsahara) ausschließen. Schon 1488 umsegelte Bartolomeu Dias das Kap der Guten Hoffnung. Die Seeleute konnten allmählich weitere Strecken auf offener See bezwingen, weil sie unter anderem durch das portugiesische Astrolabium, dessen Vorgängermodell ebenfalls durch die Araber auf die Iberische Halbinsel gekommen war, nicht mehr auf die Orientierung am Küstenverlauf angewiesen waren.
Ein joint venture war auch die Gesandtschaft des Japaners Hasekura, nun in die andere Richtung, von Japan über das Vizekönigreich Neuspanien (heutiges Mexiko) bis nach Spanien und Rom und wieder zurück: Sie war nur möglich geworden, weil 1565 die Spanier Miguel López de Legazpi und Andrés de Urdaneta erstmals unter Ausnutzung der sogenannten »Strömung von Japan« die Rückreise von den Philippinen nach Neuspanien geschafft hatten. Auch wenn dieser frühe diplomatische Kontakt der Japaner mit dem Westen nicht von politischem Erfolg gekrönt war, hat er kurioserweise bis heute Spuren hinterlassen, und zwar in dem andalusischen Städtchen Coria del Río, in dem viele Menschen Japón, also einfach Japan, mit Nachnamen heißen. Dass, wenn man mit Nachnamen Japón heißt, in Andalusien alle Bescheid wissen, dass man aus Coria del Río stammt, verdankt sich dem Flusslauf des Guadalquivirs, der heute längst begradigt ist. Auf dem Weg nach Sevilla musste die Gesandtschaft dort aufgrund der schwierigen Flussbiegung 1614 an Land gehen und so kam es vermutlich zu einem weiteren »Kulturtransfer«.
Noch bis vor historisch recht kurzer Zeit waren Spanien und vor allen Dingen Portugal weiterhin sehr präsent in Asien: Spanien verlor 1898 im Spanisch-Amerikanischen Krieg die Philippinen und Guam an die Vereinigten Staaten ‒ und verkaufte schließlich die Inselgruppen der Marianen, Karolinen und Palau an das Deutsche Reich. Portugal unterhielt sogar noch bis 1999, 1975 und 1961 die Kolonien Macao, Osttimor und Goa.
Zum Abschluss dankten die Vortragenden Prof. Dr. José Manuel Suárez Japón für dessen unerlässliche Hilfe bei den Nachforschungen zum Ursprung des Nachnamens Japón in Spanien. Genau dieser Geographieprofessor aus Coria del Río ist nämlich selbst direkter Nachfahre des Kulturaustauschs zwischen der Gesandtschaft Hasekura und den Bewohnern Coria del Ríos im 17. Jahrhundert.
(von Felicia Bayrhof, Juli 2015)