Vortrag von PD Dr. Christina Märzhäuser (LMU München)
Kabuverdianu als Schul-Sprache: Postkoloniale Bildungs-Politik in Cabo Verde
Bamberger Vorträge zum Literatur- und Kulturtransfer im Rahmen der Internationalen Woche der Universität Bamberg
Der bildungspolitische Grabenkampf über die Einführung des Kabuverdianu als Schulsprache pendelt seit der Unabhängigkeit der kapverdischen Inseln je nach Regierungspartei, und ist durchzogen von diskriminierenden Äußerun-gen über das »Kriolu«. Dabei ist die aus dem Kontakt zwischen portugiesi-schen Sklavenhändlern und -haltern und vom Kontinent verschleppten, ver-sklavten Afrikaner*innen entstandene kreolische Sprache schon seit Jahrhun-derten die Alltagssprache der Kapverden. Die eine Seite verteidigt den Status des Portugiesischen als alleinige Schulsprache und argumentiert dabei mit in-ternationaler Anschlussfähigkeit an lusophone Universitäten und Bildungsge-rechtigkeit.
Bildungsprojekte im Großraum Lissabon zeigen die Vorteile bilingualer Bil-dungsprogramme für Schüler*innen, wie etwa eine rasche Alphabetisierung und ein – in beiden Sprachen – erhöhtes Interesse an Schriftsprache. Weiter-hin bestätigt sich die sprachwissenschaftlich fundierte Annahme, dass es den Bildungserfolg steigert, wenn das gesamte kindliche Sprachrepertoire im Schulkontext mit einbezogen wird. Aber wenn koloniales Stigma auf Bil-dungspolitik trifft, sind sprachwissenschaftliche Erkenntnisse auch im 21. Jahrhundert leider nicht handlungsleitend.
Alle Interessierten sind sehr herzlich eingeladen!
gez. Prof. Dr. Enrique Rodrigues-Moura