Spanisches Theater: »La muy increíble historia de Luis Solo Sevilla«
Am 10. und 11. Juni 2016, jeweils um 20 Uhr, führte die spanische Theatergruppe der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, »Piezas«, die absurde Komödie La muy increíble historia de Luis Solo Sevilla in der Alten Seilerei auf. Der Text entstammt der Feder von Fernando Palacios León und Pablo López Tato, die beide zusammen mit Nicole Spinoza ebenfalls Regie führten. An beiden Abenden fanden sich zahlreiche Studierende, Dozierende sowie Interessierte zu den Aufführungen ein, die vom Lektorat für Spanisch mit Unterstützung des Instituts für Romanistik veranstaltet wurden.
Der Hauptstrang der Handlung erzählt die Geschichte des Protagonisten Luis Solo Sevilla, der seine Stelle als Spanischdozent an der Universität Wahnberg antritt; die Wirtschaftskrise hat ihn dazu getrieben Spanien zu verlassen und ihn nach Deutschland verschlagen. Doch natürlich bringt diese neue Umgebung eine ganze Reihe neuer Erfahrungen, Eindrücke und Herausforderungen für ihn mit sich: Luis stellt sich dem deutschen Bürokratiewahnsinn und wird mit der für Deutschland so typisch erscheinenden Pünktlichkeit konfrontiert. Auch die Kommunikation mit den Einheimischen scheint anfangs nicht recht funktionieren zu wollen und sein Mietvertrag gibt Luis zusätzlich einige Rätsel auf – und was ist überhaupt eine Haftpflichtversicherung?
In seinem Alltag an der Universität hat es Luis mit einem bunten Potpourri sehr unterschiedlicher Charaktere zu tun, die aus unterschiedlichen Gründen seine Spanischkurse besuchen. Stellvertretend seien hier die blonde Schönheit genannt, die sich eine Zukunft als Modedesignerin bei Zara oder Bershka erhofft, der stereotype BWL-Student, der als Karrierist natürlich Spanisch lernen möchte, um später in einem multinationalen Unternehmen unterzukommen, oder der idealistische Hippie, der mit fundierten Spanischkenntnissen nach Südamerika reisen möchte, um Natur und Umwelt zu bewahren. Eine zentrale Rolle nimmt auch das Prüfungssystem Flexino ein, das mit seiner Eigenwilligkeit immer wieder Studierende, Dozierende und auch die Verwaltung zur Weißglut bringt. Eingebettet sind diese Geschehnisse in eine Art Rahmenhandlung, denn Erzähler des Ganzen ist E. T. A. Hoffmann, der jedoch letztlich in die Binnenhandlung eingreift und Luis zu einem unbefristeten Arbeitsvertrag verhilft.
Das Stück parodiert auf sehr unterhaltsame, kurzweilige und (im richtigen Maße) überzeichnete Weise die kulturellen Unterschiede zwischen Spanien und Deutschland, das akademische Leben im Allgemeinen und vor allem auch den universitären Alltag in Bamberg. Über allem schwebt jedoch stets der weniger erfreuliche ‚wahre Kern‘ der Geschichte: Luis Solo Sevilla steht stellvertretend für eine ganze Generation von jungen Spanierinnen und Spanierin, die sich aufgrund der Wirtschaftskrise gezwungen sehen, das Land zu verlassen und sich andernorts eine neue Existenz aufzubauen – doch nicht immer wartet am Ende wie bei Solo Sevilla der ersehnte unbefristete Arbeitsvertrag und das damit verbundene Happy End.
Produktion
Text: Fernando P. León, Pablo López Tato
Regie: Fernando P. León, Pablo López Tato, Nicole Spinoza
Plakatgestaltung: María Sanz León
Licht und Ton: Pablo López Tato
Besetzung
E. T. A. Hoffmann: Nicole Spinoza
Luis Solo Sevilla: Fernando P. León
Flexino: Elias Pannach
Sekretärin Frau Dulenta: Klara Hermes
Roman Tikon: Martin Würflein
Beate Ulrich (BU): Ann-Christin Bröker
Benedikt Wolfgang Lauch (BWL): Carl Chotteau
Axel Black: Freddy Gutiérrez
Ecco Green: Leonie Matt
Linda Bella: Berna Martínez-Forega
PolizistInnen:
»El orden«: Martin Würflein
»La ley«: Izarbe García Sánchez
Vermieter und Hausmeister: Davide Bacchini
Nachbarin: Alexandra Kaganowska
Erasmusstudent: Nacho Basaure
Chef: Dr. Marco Depietri
(von Florian Lützelberger, Juni 2016)