Postkarte zur Sonderausstellung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. (Foto: Theresa Schuller)

Der Dürer-Saal mit historischen Gemäldekopien »Paumgartner-Altar« (links) und »Die vier Apostel« (rechts) nach Hauptwerken Albrecht Dürers. (Foto: Stefan Meyer)

Sebastian Münster: Die Neüwen Inseln (1550). (Foto: Homepage des Germanischen Nationalmuseums)

Gruppenfoto – sechs von acht teilnehmenden Studierenden mit Prof. Dr. Enrique Rodrigues-Moura. (Foto: Katharina Scheffner)

Postkarte Dürer-Haus: Abbild einer Radierung von Lorenz Ritter (1832-1921). (Foto: Theresa Schuller)

Die lebendige Werkstatt im Dürer-Haus mit der Künstlerin Sofia Fränkl. (Foto: Homepage des Dürer-Hauses)

Exkursion Professur für Romanische Literaturwissenschaft/Hispanistik

Dienstag, 7. November 2017

Germanisches Nationalmuseum Nürnberg –

Besuch der Sonderausstellung »Luther, Kolumbus und die Folgen – Welt im Wandel 1500-1600« des Germanischen Nationalmuseums

Im Rahmen der Vorlesung »Kolumbus – Vespucci – Vaz de Caminha« besuchten die Studierenden unter der Leitung von Prof. Dr. Enrique Rodrigues-Moura und Katharina E. Scheffner, M.A., die Sonderausstellung »Luther, Kolumbus und die Folgen – Welt im Wandel 1500-1600« des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. Begleitend zur Lehrveranstaltung sollte diese Exkursion den Teilnehmern das zeitgenössische Weltbild des 16. Jahrhunderts, dessen Veränderung und die damit verbundenen Folgen näherbringen.

Die Sonderausstellung »Luther, Kolumbus und die Folgen – Welt im Wandel 1500-1600« des Germanischen Nationalmuseums wurde zwar anlässlich des 500-jährigen Reformationsjubiläums organisiert, jedoch lag der Schwerpunkt nicht nur auf Martin Luther. Im Fokus standen neben dem großen deutschen Reformator auch der polnische Astronom Nikolaus Kopernikus und der italienische Seefahrer Christoph Kolumbus. Dabei ging es weniger um ihr Leben und Wirken als um die daraus resultierenden Neuerungen für das Europa des 16. Jahrhunderts. Wie viel Veränderung hält eine Zeit überhaupt aus? Worin liegen Chancen und Gefahren von tiefgreifend schnellem Wandel? Antworten auf diese Fragen sollten die rund 200 Exponate liefern.

Das 16. Jahrhundert war eine Zeit des Umbruchs, geprägt von einer sich spaltenden Glaubens- und Wissenskultur. Einerseits herrschte Aufbruchsstimmung, gepaart mit unstillbarem Wissensdurst, andererseits war stets die Angst vor dem Ende präsent und Neugier wurde tabuisiert.

Die ersten Neuerungen bezüglich des vorherrschenden Gedankenguts, lieferte Nikolaus Kopernikus: Mit seinem Werk De revolutionibus orbium coelestium (1543) widerlegte er das bis dahin verbreitete geozentrische Weltbild. Sein mathematisch-naturwissenschaftliches Modell veranschaulicht beispielsweise, dass die Sonne im Zentrum des Universums steht und sich die Erde in einer Kegelform um die eigene Achse bewegt. Mit der Publikation dieser Errungenschaften setzte Kopernikus einen bis heute gültigen Meilenstein der Astronomie.

Der unbeabsichtigte Aufbruch in die »neue« Welt begann mit Christoph Kolumbus. Er wollte lediglich einen neuen Seeweg Richtung Westen, mit dem Ziel Ostasien, erschließen. Jedoch gelangte er im Jahr 1492 nicht an den gewünschten Ort, sondern entdeckte einen neuen Kontinent, das heutige Amerika. Diese Erkenntnis blieb ihm jedoch bis zu seinem Tod verborgen. Erst der italienische Seefahrer Amerigo Vespucci sprach in seinem Bericht Mundus Novus um das Jahr 1502 das erste Mal von einer »neuen Welt«. Aus diesem Grund trägt der Doppelkontinent den Namen Amerika.

»Es knacket die Welt an allen Enden« (Martin Luther, 1530) – das bemerkte auch der große Reformator der christlichen Kirche, Martin Luther. Bei der Lektüre des Briefs des Paulus an die Römer (Röm 1,16-17), interpretierte er, dass Gottes Gnade für jeden allgegenwärtig ist, ohne diese erkaufen zu müssen. Seine Kritik an der Kirche schrieb er in Form von 95 Thesen nieder, die ohne sein Einverständnis vervielfacht und publiziert wurden. Dies war der Beginn grundlegender Veränderungen des christlichen Glaubens, die ihr Ende in der Übersetzung der Bibel fanden.

Neben diesen drei Neuerungen in Astronomie, Geographie und Theologie zeigte die Ausstellung weitere Entwicklungen des 16. Jahrhunderts, wie die Erforschung der menschlichen Anatomie und die damit verbundene Weiterentwicklung der Medizin.

Die Ausstellung »Luther, Kolumbus und die Folgen – Welt im Wandel 1500-1600« zeigte auf interessante und gelungene Art und Weise die Veränderungen des 16. Jahrhunderts und deren Auswirkungen auf die Menschheit. Viele Karten und Globen veranschaulichten die Entwicklungen auf diese Neuerungen. Die Exponate konnten nur bei geringer Beleuchtung und Temperatur ausgestellt werden, damit diese keinen Schaden nehmen. Ein Kritikpunkt war das Ersetzen einiger Exponate durch Reproduktionen, da die Leihfrist für die Originale auf drei Monate beschränkt war und die Ausstellung jedoch auf vier Monate ausgelegt war. Auch die Tatsache, dass der Fokus der Ausstellung auf dem Einfluss der drei Protagonisten Kopernikus, Kolumbus und Luther auf die Entwicklung des 16 Jahrhunderts lag und nicht auf deren Biographie, wurde oftmals von den Besuchern des Museums bemängelt. Doch genau diese Fokussierung auf die Werke und Taten und deren Auswirkungen auf die gesamte Welt verbindet die Ausstellung und die Vorlesung »Kolumbus – Vespucci – Vaz de Caminha«.

 

Im Anschluss an die Führung im Germanischen Nationalmuseum bot sich für interessierte Studierende die Möglichkeit, das Albrecht-Dürer-Haus zu besichtigen. Ab 1509 bewohnte Albrecht Dürer mit seiner Frau Agnes das massive Fachwerkhaus, das das einzige in Nordeuropa erhaltene Künstlerhaus aus dem 16. Jahrhundert ist. Hauptattraktion des Hauses ist der Dürer-Saal, der wertvolle Kopien der wichtigsten Dürer-Gemälde beherbergt. Dazu zählen unter anderem Die vier Apostel, Adam und Eva und der Paumgartner-Altar.

Es waren jedoch nicht nur die Malerei, mit der er Erfolg hatte, sondern vor allem der Kupferstich und der Holzschnitt. Beide Techniken revolutionierte und perfektionierte er. In der vermeintlichen Werkstatt Dürers gewährt die Künstlerin Sofia Fränkl Einblicke in die Entstehung eines Kupferstichs. Das Vorführen dieser Art des Tiefdrucks ist eine Besonderheit des Museums.

(von Rebecca Fritz und Theresa Schuller, November 2017)