Lehre
Sommersemester 2025
Ü: Literaturgeschichte und Textinterpretation Spanisch
Was ist eigentlich Literatur? Womit und wie beschäftigt sich Literaturwissenschaft? Was bedeutet es, literaturwissenschaftlich zu lesen und zu schreiben? In dieser Übung werden grundlegen Praktiken der Literaturwissenschaft vermittelt. Es wird ein erster Überblick über die Epochen der spanischen und lateinamerikanischen Literatur erarbeitet, der so zu Beginn des Studiums einen Einblick in die Breite spanischsprachiger Literaturgeschichte bietet. Anhand von ausgewählten Texten wird die Analyse und Interpretation der drei Hauptgattungen Narrativik, Lyrik und Drama erlernt. Metrische Formen und die Grundbegriffe der Textanalyse werden erarbeitet. Diese Übung (nur im Sommersemester) und die Lehrveranstaltung »Grundlagen der Literaturwissenschaft für Romanisten« (nur im Wintersemester) bilden das Basismodul Literaturwissenschaft Spanisch. Zu Beginn der Übung werden Textlektüren sowie einige literatur- und kulturhistorische Aufsätze im Virtuellen Campus bereitgestellt. Die Übung findet in deutscher Sprache statt, allerdings sind spanischsprachige Texte Basis der Lehrveranstaltung und nicht immer in Übersetzungen vorhanden, weshalb ein zumindest passives Verständnis des Spanischen hilfreich ist.
S/HS/PS/Ü: Grundlagen der romanischen Kulturwissenschaft
‚Kultur‘ ist ein weiter und häufig verwendeter Begriff. Das, was wir darunter jeweils verstehen wird in vielfältigen Diskursen ausgehandelt sowie oft in problematischen und umkämpften Oppositionen wie Zivilisation vs. Barbarei, Hoch- vs. Populärkultur, Nationalkultur vs. lokale Kulturen, romanische vs. germanische Kultur umschrieben. Die Einführung in die Grundlagen der romanischen Kulturwissenschaft soll daher die Komplexität von Kultur aufzeigen und Zugänge ihrer Erforschung vermitteln. Sie konzentriert sich auf die Geschichte und Gegenwart der französischen, italienischen und spanischen Kulturräume im europäischen Kontext. Dass Wissen um die geschichtliche Entwicklung, die Ähnlichkeit und die Andersartigkeit jeder Kultur wird vertieft. Es werden methodologische wie theoretische Konzepte und Werkzeuge der Kulturwissenschaft für das Arbeiten mit Texten, Medien und weiteren kulturellen Artefakten erarbeitet. Dabei reflektiert die Perspektive jeweils deren soziale Bedingtheit und Wirkung in einem breiteren gesellschaftlichen Zusammenhang. Die Kulturwissenschaft nimmt Impulse benachbarter Disziplinen wie etwa Ethnologie und Medienwissenschaften, Geschichtswissenschaft und Soziologie auf. Über Sprache und Literatur hinaus werden politische Diskurse, Religion und Mentalität, Themen der Alltagskultur, Erinnerungspolitik oder neue Medien in der Romania untersucht.
S/Ü: Federico Garcia Lorca: Theater und Lyrik
Der Dramatiker und Lyriker Federico García Lorca (1898–1936) gilt als Erneuerer des spanischen Theaters in den 1920er und 1930er Jahren. Sein Gedichtband Romancero gitano (1928) machte ihn schlagartig berühmt. Er war ein führender Vertreter der Generación del 27, derjenigen spanischen Autoren, die bis zum Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs 1936 die literarische Szene bestimmten. In profunder Kenntnis der Traditionen spanischer Literatur und neuen Impulsen des französischen Surrealismus arbeitet Lorca in seiner Lyrik unterschiedliche Pole aus. Einem modernen hermetischen Intellektualismus im Stil von Luis de Góngora stellt er die klischierte Welt der andalusischen Roma entgegen und in der tradierten Form der Romance entwickelt er eine surreal symbolistische Welt. Auch in seinem Theater widmet er sich marginalisierten Gruppen und betrachtet insbesondere die Rolle und Unterdrückung der Frau in ländlich geprägten Gesellschaften. Konflikte zwischen Gefühl und Vernunft sowie die Rebellion gegen archaische Sitten treiben die Intrigen voran. Im Seminar werden die textanalytischen Kompetenzen der beiden Gattungen von Lyrik wie Drama vertieft und ein Einblick in das Werk eines bedeutenden Vertreter der spanischen Moderne vor dem Bürgerkrieg erarbeitet.
Wintersemester 2024/25
S/Ü: Chantal Akerman – Feminismus in Film, Form und Diskurs
Spätestens seit der ME-TOO-Debatte ist ‚die Frau im Film‘ ein sichtbares Thema geworden. Ob als Regisseurin, Schauspielerin, Produzentin, Kamerafrau etc. werden ihre Rollen und Bedingungen vehement diskutiert. Als Pionierin hat die belgische Regisseurin Chantal Akerman (1950–2015) bereits in den 1970er Jahren in Praxis, Form und Diskurs eine singulär feministische Position im französischen Film vertreten. Ausgehend von der Nouvelle Vague und dem New Yorker Experimentalfilm (Michael Snow, Jonas Mekas, u.a.) entwickelt sie in den Geschichten ihrer Protagonistinnen, der Praxis einer Filmcrew fast nur aus Frauen am Set oder ihrer filmischen Form vielfältige Anknüpfungs- und Reflexionspunkte für den zeitgenössischen Feminismus. In der gesellschaftlichen Debatte erregte sie damit Skandale. Chantal Akerman ist damit eine herausragende Wegbereiterin aktueller Themen und Diskussionen im Film und seiner Branche. Auf Basis einer Einführung in die Filmanalyse werden ausgewählte Filme von Chantal Akerman hinsichtlich ihrer Form, Erzählung und gesellschaftlichen wie theoretischen Kontexte analysiert. Eine regelmäßige aktive Teilnahme am Seminar sowie die Übernahme von Referaten o. ä. Leistungen während des Semesters ist ausdrücklich erwünscht. Damit alle die besprochenen Filme sehen können, wird es zusätzliche Sichtungstermine vorzugsweise am frühen Abend geben.
S/Ü: Lateinamerikanische Kulturtheorien – Themen und Perspektiven
Europa wird zunehmend zur Provinz und dennoch schreiben sich viele europäisch geprägte Vorstellungen in der globalen Gegenwart fort. Eurozentrische Konzepte von dem, was Kultur auszeichnet und bedeutet, beanspruchen immer noch Allgemeingültigkeit. Dementgegen werden in diesem Seminar Texte gelesen, die in ihrem lateinamerikanischen Kontext sich anderen Themen widmen und daraus ein anderes Verständnis für Kulturen und ihre Phänomene entwickelt. Sie setzen sich mit den aus Europa tradierten Konzepten auseinander und davon ab. Ihre theoretischen Perspektiven stellen insofern eine Herausforderung dar, als sie uns auffordern, das uns vertraute Wissen von Kultur zu dezentrieren, es zu provinzialisieren. Eine regelmäßige aktive Teilnahme am Seminar sowie die Übernahme von Referaten o. ä. Leistungen während des Semesters ist ausdrücklich erwünscht.