Plattform Konservierungswissenschaft

Am 19./20.06.2018 fand in Berlin die Tagung "quo vadis Konservierungswissenschaften" statt. Ausrichter war die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), unterstützt durch das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz (DNK) sowie der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Das Programm der Veranstaltung findet sich auf der Webseite der DBU. Eine Verschriftlichung der Veranstaltung findet sich hier.

Ziel der Tagung war u. a. Möglichkeiten und den Bedarf nach einer stärkeren Vernetzung der konservierungswissenschaftlichen Community in Deutschland zu diskutieren. Gemeinsam kam man zu dem Ergebnis, dass dies sehr wünschenswert ist. Am 13.09.2018 fand daher in Würzburg eine Nachfolgeveranstaltung statt. Im Ergebnis wurde die Gründung einer Plattform Konservierungswissenschaften angeregt. Als Sprecher wurde Dr. Paul Bellendorf gewählt. 

Unter den Teilnehmern wurden mehrere Arbeitsgruppen initiiert:

  • Politik & Vernetzung/Netzwerke: Sprecherin und Sprecher: Constanze Fuhrmann (DBU); Jürgen Frick (MPA Stuttgart)
  • Freiberufler: Sprecherin und Sprecher: Elise Spiegel (Care for Art); Johannes Baur (baur planung)
  • Museen und Archive (Sprecherin: Cornelia Ripplinger (Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen)
  • Denkmalpflege: Sprecherin: Birte Graue (Landschaftsverband Westfalen-Lippe)

Ziel der Plattform soll die bessere Vernetzung der deutschen Community der Konservierungswissenschaft sowie der besseren Sichtbarkeit gegenüber Politik, Fördermittelgebern und der Öffentlichkeit sein.

Newsletter:

Zur Vernetzung der Teilnehmer der Plattform Konservierungswissenschaften wurde in einem ersten Schritt ein Newsletter aufgesetzt. Sollten Sie Interesse an den Aktivitäten der Plattform haben, so können Sie sich hier https://www.listserv.dfn.de/sympa/info/konservierungswissenschaften formlos für den Newsletter anmelden. Bei weiteren Rückfragen können Sie sich gerne an die E-Mailadresse plattform.konswiss(at)gmail.com wenden. 

Appell: Zukunft braucht Heimat – Forschungsprogramm zur Erhaltung des kulturellen Erbes

Ein Großteil der Teilnehmer der Tagung "quo vadis Konservierungswissenschaften" hat gemeinsam folgenden Appell mit dem Titel "Zukunft braucht Heimat - Forschungsprogramm zur Erhaltung des kulturellen Erbes" erarbeitet und unterschrieben. Der Appell ist hier(173.3 KB, 3 Seiten), nebst Liste der Unterzeichner, als PDF verfügbar:

Kulturerbe1 stiftet Identität. Es ist unverzichtbarer Rückhalt und generationenübergreifender Wissensspeicher für alle. Unser Kulturerbe fördert den Gemeinsinn, regt zur Reflexion an und stärkt die demokratische Gesellschaft.

Unser Kulturerbe ist keine erneuerbare Ressource. Es ist in immer stärkerem Ausmaß bedroht von Klimawandel, gesellschaftlichen Veränderungen und zunehmender Entkopplung, Konflikten und Naturkatastrophen, Umweltverschmutzung und der Materialalterung selbst.

Der nachhaltige Schutz unseres Kulturerbes ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung für Deutschland und Europa, wie bereits in den Zielen zur Nachhaltigen Entwicklung der Vereinten Nationen 2015 beschlossen.

In Zeiten des gesellschaftlichen Auseinanderfallens spiegelt das Europäische Jahr des Kulturerbes eine neue Dimension des Teilens. Die Forschung zur Erhaltung des Kulturerbes ist ein starkes Instrument des Zusammenhalts. Vor den aktuellen Herausforderungen der weltweiten Migration, der digitalen Transformation mit ihren Vor- und Nachteilen trägt sie zu Verständigung und Integration bei. Die transdisziplinäre Forschung zur Erhaltung des Kulturerbes muss als nationale Aufgabe erkannt und umgesetzt werden.

Seit über 20 Jahren gibt es kein nationales Forschungsprogramm zur Kulturguterhaltung mehr: Die Kultur- und Wirtschaftsnation Deutschland muss wieder Vorreiter in Europa in der Forschung zur Erhaltung des Kulturerbes werden. Nachhaltige Forschung stärkt die wissenschaftliche und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit des Innovationsstandorts Deutschland. Sie trägt zur Allgemeinbildung, Teilhabe, Inklusion und Integration bei.

Die Forschung zur Erhaltung des Kulturerbes stützt sich auf Kultur-, Natur- und Gesellschaftswissenschaften und wird auch von Bildungsinstitutionen, Wirtschaftsunternehmen und Bürgerbeteiligung mit getragen.

Forschungsfragen sind beispielsweise:

  • wie können die Auswirkungen des Klimawandels quantifiziert werden?
  • wie können Bedrohungen des Kulturerbes besser eingeschätzt und verringert werden?
  • was ist ein gutes Museumsklima?
  • wem gehört das Kulturerbe heute und morgen?
  • wie messen wir die wirtschaftliche Bedeutung des Kulturerbes?
  • wie nutzen wir das Potenzial der 4. Industriellen Revolution?

Wir fordern daher:

  • ein 15 jähriges nationales Forschungs-Rahmenprogramm zur Erhaltung des Kulturerbes im Umfang von 1,3 Mrd EUR [entspricht 1 Euro je Bürger und Bürgerin pro Jahr]
  • ein eigenes Referat für die Forschung zur Erhaltung des Kulturerbes im BMBF
  • eine nationale, transdisziplinäre Plattform für die Forschung zur Erhaltung des Kulturerbes.

1 „Kulturerbe setzt sich aus einer Reihe von Ressourcen zusammen, die aus der Vergangenheit ererbt wurden und welche die Menschen unabhängig von der Eigentumszuordnung als eine Widerspiegelung und einen Ausdruck ihrer beständig sich weiter entwickelnden Werte, Überzeugungen, ihres Wissens und ihrer Traditionen identifizieren. Es umfasst alle Aspekte der Umwelt, die aus der Interaktion zwischen Menschen und Orten im Laufe der Zeit hervorgehen.“ Faro Rahmenübereinkommen über den Wert des Kulturerbes 2005.