Die „Wolkenmädchen“ von Sigiriya, Sri Lanka – Digitalisierung, Dokumentation und Konservierung bedrohter Wandmalereien

Inhalt und Ziele

Die „Wolkenmädchen“ von Sigiriya, Sri Lanka – Digitalisierung, Dokumentation und Konservierung bedrohter Wandmalereien
180 km von der heutigen Hauptstadt Sri Lankas entfernt, liegt in mitten des Landesinneren die einstige Königshauptstadt Sigiriya. Benannt wurde sie nach dem monolithischen Felsen, der fast 200 Meter über die bewaldete Ebene herausragt. Sein Name leitet sich von „Singha Giri“ ab, was so viel wie „Löwenfelsen“ bedeutet. An diesen Ort legte der  singhalesische König Kashyapa I. in seiner Regierungszeit von 473 –  495 n.Chr. den Regierungssitz und machte Sigiriya zur Hauptstadt und zum kulturellen Zentrum der Insel.
Seinen Winterpalast baute der König, mit weitem Ausblick über das Land, auf dem Plateau des markanten Löwenfelsen. Am Fuße des Felsen ließ er eine umfangreiche Anlage entstehen, bestehend aus einem Sommerpalast, ausgedehnten Terrassen, Parkanlagen mit Lustgärten und ausgefeilten Wasserspielen, aber auch Befestigungsringen mit hohen Mauern, Wällen und Wassergräben.
Durch die geschichtliche und identitätsstiftende Bedeutung des Ortes für das Land erklärte die UNESCO Sigiriya bereits 1982 zum Weltkulturerbe, nicht zuletzt wegen des bedeutenden Monumentalfreskos, welches sich über dem Aufstieg zum Palast ursprünglich auf einer Fläche von 140 m Länge und 40 m Höhe auf der westlichen Hauptansichtsseite des Felsens in 100 m Höhe über dem Boden erstreckte. Die Malerei zeigte eine Himmels- und Wolkenlandschaft, die einst dem Betrachter den Eindruck vermitteln sollte, der darüber liegende Felsenpalast würde frei in den Wolken schweben. In der Wolkenlandschaft sollen laut einer Inschrift 500 figürliche Darstellungen abgebildet gewesen sein. Unter einem Felsüberhang, geschützt vor den starken Regenfällen des Landes, hat sich ein Teil der höchst qualitätvollen Malereien mit 22 farbenprächtigen, figürlichen Frauendarstellungen erhalten.
Eine Begutachtung durch ICCROM und den CCF, Sri Lanka erbrachte, dass die Malereien akut gefährdet sind. Als Ursachen werden die Alterung eines vor 35 Jahren aufgebrachten  Konservierungsmittels sowie die Auswirkungen der extremen Touristenströme angenommen.
Um den Verlust des bedeutsamen Kulturgutes entgegen zu wirken sprach ICCROM die Empfehlung aus, eine 3D‐Dokumentation sowohl der „Wolkenmädchen“ als auch der noch nicht dokumentierten Malerei und Putzfragmente in unzugänglichen Felsbereichen außerhalb des großen Felsüberhangs durchzuführen. Aufbauend auf dieser Dokumentation soll ein Maßnahmenkonzept zu einer nachhaltigen Sicherung des Malereibestandes und präventive Schutzmaßnahmen Vorort erarbeitet werden. 
Dank der freundlichen Unterstützung durch die Gerda Henkel Stiftung und dem CCF konnte 2018 ein Projekt zur Dokumentation und eingehenden Untersuchung der Malerei initialisiert werden. Während der ersten Kampagne im Oktober und November 2018 wurde in Zusammenarbeit mit der Universität von Kelaniya und Mitarbeitern von CCF und DoA zunächst eine präzise 3D-Dokumentation der Wandmalerei in der Felsnische erstellt. Des Weiteren wurden zwei  „Rock shelters“ mit Malereien des 13. und 14. Jhs. der jüngeren klösterlichen Nutzung der Anlage dokumentiert. 
Die erhobenen Daten bilden die Grundlage für eine Be- und Zustandskartierung, welche in der noch ausstehenden zweiten Kampagne angefertigt werden soll. Zeitgleich werden die Daten durch eine multispektrale Dokumentation der Malerei (UV-VIS-IR Fotografie, sowie IR Thermographie) und einer Drohnen gestützten, flächendeckenden Erfassung der Felswand ergänzt. Die Forschungen sollen zudem durch die Analyse von Mikroproben abgerundet werden, mit deren Hilfe Umwandlungsprozesse des schadhaften Konservierungsmittels erfasst und möglichst Empfehlungen für Gegenmaßnahmen ausgesprochen werden sollen. 

Projektteam

Projektleitung: Prof. Dr. Rainer Drewello

Projektmitarbeiter in Bamberg: Max Rahrig, M.A. (Koordinator); Katrin Vill, M.A.; Eva Basse, M.A.; Anna Luib, M.A.; Dr.-Ing. Tobias Arera-Rütenik; Dipl.-Rest. Eva Höfle und David Höpfner (Fotograf)

Teilnehmer aus Sri Lanka bei der ersten Kampagne 2018: Retd. Prof. Bilinda D. Nandadewa (University of Kelaniya); Ajith Jayasundara M.Sc. (CCF, Assistant Director Scientific and Research); Dias Wagachchi M.Sc. (CCF, Assistant Director Scientific and Research); Mithrananda Dharmasiri M.Sc.(CCF, Senior Chemical Conservator); Menika Rodrigo M.Sc. (CCF, Artefact Conservator); Lalith Kumarasiri (CCF, Painting Conservator); Sunera Yatawatta (CCF, Training Painting Conservator); Prema Kumara Herath (CCF, Training Painting Conservator); Shiromi Anuruddhika Rathnayake (CCF, Training Painting Conservator); Dhanuka Udayange B.A. (DoA, Development Officer); Thushara Dammika Herath (DoA, Conservation CR), Nilanta Pramalal (DoA, Conservation CR).
Laufzeit: seit Oktober 2018

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